Nikki Yanofsky | Biografie

Nikki Yanofsky, Little Secrets, 2014

Seit sie 2004 mit nur zwölf Jahren als jüngste Hauptattraktion in der Geschichte des Internationalen Jazzfestivals von Montréal einen verheißungsvollen Karrierestart hinlegte, hat Nikki Yanofsky eine gewaltige Entwicklung durchlebt. Sie eroberte die Spitze der Jazz- und Pop-Charts, arbeitete auf der Bühne mit Orchestern und Bigbands zusammen und sorgte mit ihren Shows bei Festivals und in großen Konzerthallen rund um die Welt für ausverkaufte Häuser. Geradezu rekordverdächtig waren 2010 ihre Auftritte bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Vancouver, als sie vor 3,2 Milliarden Fernsehzuschauern sang – der Hälfte der Weltbevölkerung.

Das neue Album “Little Secret” entstand in Zusammenarbeit mit Quincy Jones

Nachdem Nikki in den zurückliegenden Jahren bereits mit Koryphäen wie Herbie Hancock, Phil Ramone, Will.i.am, Wyclef Jean und Elton John zusammengearbeitet hat, sang sie ihr neues Album nun unter der Leitung ihres größten Fans und Mentors ein: Quincy Jones. Auf  “Little Secret” präsentiert sich die mittlerweile 20-Jährige mit einem herzerfrischend neuen Sound, der einen sofort gefangen nimmt. Die unglaublich gewitzten Songs, die bis auf zwei Ausnahmen allesamt Originale sind, verquicken auf unwiderstehliche Art Jazz und Pop sowie Retro-Charme und zeitgenössische Klänge und Beats. Großen Anteil daran hatte der Songwriter Rob Kleiner, mit dem Nikki diesmal eng zusammenarbeitete und der sich durch Kooperationen mit CeeLo Green, Flo Rida und David Guetta einen Namen machte. Quincy Jones stand Nikki während der gesamten Aufnahmen beratend zur Seite und fungierte außerdem als Executive Producer des Albums.

Ein Album für Jazz-Aficionados und Pop-Liebhaber

Auf “Little Secret” kombiniert die junge Sängerin Popsong-Strukturen mit ausgeklügelten Harmonien, clubtaugliche Beats mit fetzigen Bigband-Bläsern und ohrwurmige Melodien mit ausgelassenen Scat-Soli. Es ist ein Album, das Jazz-Aficionados genauso anziehen und faszinieren wird wie Pop-Liebhaber. Nikki steckte sich in sehr jungen Jahren mit dem Jazzvirus an und offenbarte ihr außerordentliches Talent erstmals 2005. Damals war sie gerade einmal elf Jahre alt, trat aber schon gelegentlich als Gastsängerin in Clubs auf. Bereits im folgenden Jahr verblüffte sie mit ihrer Performance 100.000 Zuhörer beim weltweit renommierten Jazzfestival in ihrer Heimatstadt Montréal. Scheinbar mühelos und mit einer unglaublichen präzisen Intonation und Artikulation konnte sie selbst die vertracktesten Scat-Einlagen ihres großen Idols Ella Fitzgerald reproduzieren. 2008 erschien in einem CD/DVD-Pack ihr erstes, live aufgenommenes Album “Ella… Of Thee I Swing”, das in Kanada gleich vergoldet und für zwei Juno Awards nominiert wurde (was Nikki zur jüngsten mehrfach nominierten Künstlerin in der Geschichte der Junos machte). Mit vierzehn Jahren hatte sie bereits mit den New York Philharmonikern, dem National Symphony Orchestra aus Washington D.C. und Herbie Hancock Auftritte und Aufnahmen gemacht – außerdem mit Popstars wie Will.i.am und Wyclef Jean.

Eigenes Material statt Standards

Auf ihrem ersten Studioalbum “Nikki” spielten die Standards, mit denen sich die Senkrechtstarterin in die Herzen des Jazzpublikums gesungen hatte, nur noch eine eher marginale Rolle. Stattdessen wagte sie sich mit Hilfe der kanadischen Indie-Ikone Ron Sexsmith und Norah Jones' früherem Songwriting-Partner Jesse Harris an das Produzieren eigenen Materials. Und die Jazzstandards, die Nikkis musikalische Verjüngungskur überlebten und noch einen Platz im Repertoire fanden, erhielten eine klangliche Rundumerneuerung. Das von dem legendären Phil Ramone produzierte Album schoss in Kanada auf Platz 1 der Jazz- und Rang 6 der Pop-Charts. In den USA eroberte “Nikiki” den ersten Platz der Billboard Heatseekers-Charts.

Spagat zwischen Jazz, Soul R&B und modernem Pop

Bei der Aufnahme von “Little Secret” konnte sich Nikki nun auf den exzellenten Geschmack und die musikalische Weisheit von Quincy Jones verlassen, der schon seit den 1960er Jahren erfolgreicher als jeder andere die Kluft zwischen Jazz und Pop überbrückt. Aber die Sängerin hat auf diesem Gebiet, trotz ihrer Jugendlichkeit, schon selbst Erfahrungen sammeln können: etwa als sie 2011 mit Herbie Hancock bei einer Hommage an Barbra Streisand zusammenarbeitete oder als sie mit einer von Quincy Jones geleiteten Bigband bei einem Konzert in Los Angeles Carole King Tribut zollte. Auf “Little Secret” vollführt Nikki Yanofsky, die zugleich reifer und verspielter wirkt, einen gewitzten Spagat zwischen klassischem Jazz, Soul und R&B sowie modernen Pop-Klängen und -Beats. Ein exzellentes Beispiel dafür ist der Song “Something New”, für den sich Nikki frech ein paar Hooks von Quincy Jones' “Soul Bossa Nova” und Herbie Hancocks “Watermelon Man” borgte, diese aber in einen herrlich schrägen, sehr zeitgenössisch-poppigen und eigenen Kontext setzte. Einen ähnlichen Trick wendete sie beim Titelstück des Albums an, für das sie den mitreißenden Rhythmus von Benny Goodmans “Sing Sing Sing” etwas modernisierte und zur Grundlage für eine verschmitzte eigene Nummer machte. Ebenso begeisternd sind aber auch ihre Interpretationen des einzigen Jazzstandards dieses Albums, Harry Warren und Johnny Mercers “Jeepers Creepers”, und des Doors-Klassikers “People Are Strange”, den sie in eine mysteriöse orchestrale Ballade verwandelte.

Zwei Jahre feilte Nikki Yanofsky an ihrem neuen Sound

Nikki selbst beschreibt “Little Secret” als einen musikalischen “Mix aus Ella Fitzgerald, Etta James, Ray Charles, Quincy – und mir selbst”. Sie erzählt, dass sie zwei Jahre an ihrem neuen Sound herumgefeilt habe und in dieser Zeit auch musikalisch von einer Jugendlichen zu einer Erwachsenen herangereift sei. Dass sie auf “Little Secret” dennoch jugendlicher klingt als auf den beiden vorangegangen Alben, mag paradox erscheinen, ist es aber nicht. Denn das ist ihr “kleines Geheimnis”.
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