Stefanie Heinzmann | Biografie

Stefanie Heinzmann, “Chance Of Rain”, 2015

Seit ihrem 2008er Debur Album “Masterplan” zählt Stefanie Heinzmann zu den erfolgreichsten, außergewöhnlichsten und mitreißendsten Sängerinnen innerhalb der europäischen Poplandschaft. Mit dem Album “Chance Of Rain” liefert die charismatische Schweizerin nun das perfekte Allwetter-Album ab.
Manchmal gibt es Situationen im Leben, in denen man sich oftmals gar nicht mehr wieder erkennt. In denen man sich selbst fremd geworden und ein Ausweg scheinbar in unendlich weite Ferne gerückt ist. Von Unsicherheit und Selbstzweifeln bestimmte Zeiten, die sich gefühlte Ewigkeiten hinziehen und einem nicht selten das Letzte abverlangen können. Ebenso harte, wie wertvolle Phasen, an denen man jedoch auch wächst und sich weiter entwickelt – unschätzbar wichtige Momente, denen Stefanie Heinzmann mit “Chance Of Rain” ihr bisher ehrlichstes, offenstes und mutigstes Album widmet.
Unglaublich viel ist passiert im Leben der Pop- und Soulsängerin aus dem Schweizer Wallis, die nun mit ihrem vierten Album einen weiteren wichtigen Schritt in ihrer Karriere vollzieht. Nach unzähligen Platin- und Goldauszeichnungen, ausverkauften Touren, Zusammenarbeiten mit Weltstars wie Tower of Power, Joss Stone, Lionel Richie oder Ronan Keating, zahlreichen Ehrungen wie dem ECHO, dem Swiss Music Award, dem Kids Choice Award sowie der 1Live Krone und nicht zuletzt den Erfahrungen während ihrer Jurorentätigkeit bei den letzten beiden Staffeln von The Voice Of Switzerland blickt Stefanie Heinzmann auf ihrem neuen Longplayer “Chance Of Rain” zurück: Auf gute Zeiten, aber auch auf schlechte Zeiten, die ebenfalls tiefe Eindrücke in den Songs der 26-jährigen Sängerin hinterlassen haben.
Selbstreflektionen während emotionaler Ausnahmezustände waren immer schon der beste Nährboden für die Stücke von Stefanie Heinzmann, die sich auf ihrem neuen Album so verwundbar, gleichzeitig aber auch so stark und im wahrsten Sinne selbst-bewußt wie nie zuvor präsentiert. “Chance Of Rain” ist Stefanies vertontes Logbuch von Freud und Leid. Und auch von den bittersüßen Augenblicken, in denen man oft nicht so richtig zwischen diesen beiden gegensätzlichen Emotionen trennen kann. Rückschau, Bestandsaufnahme, aber gleichzeitig auch ein fester Blick nach vorne. “Auch ‘The Voice’ war in den letzten Jahren ein großes Thema für mich”, so Stefanie, die als TVOS-Jurorin erstmals auf der anderen Seite des Musikbiz gestanden hat. “Ich habe dabei auch viel über mich selbst gelernt und einen komplett neuen Respekt vor dem Beruf des Musikschaffenden bekommen. Eine interessante Erfahrung, die sicher auch auf einen gewissen Einfluss auf das neue Album hatte.”
Entstanden sind die Songs von “Chance Of Rain” in monatelangen Songwritingsessions in Nashville, Los Angeles, London, der Schweiz, Köln sowie Berlin und wurden schließlich in Zusammenarbeit mit fünf Producern in Studios in London, Berlin und Köln aufgenommen. Für Stefanie Heinzmann völlig neue Erfahrungen: Neue Leute, neue Umgebung, neue Inspirationen und nicht zuletzt ganz neue Herausforderungen, denen sie sich erfolgreich gestellt hat. Wagnisse eingehen, die kreativen Fühler in verschiedene Richtungen ausstrecken, sich ausprobieren und schauen, was sich gut anfühlt und was zu ihr passt, so das erklärte Motto ihres vierten Albums. “Und es sollte Eier haben”, fügt Stefanie lachend hinzu, die sich auf “Chance Of Rain” deutlich spürbar von ihren Motown-Roots entfernt und hin zu einem sofort ins Ohr gehenden catchy Sound-Mix aus organischem Neo-Soul und elektronischen Elementen entwickelt hat.
Modern und geerdet zugleich. “Wir haben diesmal absolut alles anders gemacht, als auf den ersten drei Platten davor. Als Sängerin lerne ich immer noch dazu, entwickele mich weiter und finde mit jedem Album ein wenig besser heraus, wohin die Reise geht. Ich bin noch lange nicht ‘angekommen’ – und das ist auch gut so! Der Begriff ‘angekommen sein’ bedeutet für mich das Ende, Stillstand. Ich habe für mich selbst herausgefunden, dass es gar nicht nötig ist, zwingend irgendwo anzukommen. Das ist das Schöne, das hat mir während der Aufnahmen eine gewisse Ruhe gegeben.”
Die gleiche Ruhe und Gewissheit, dass es im Leben kein Richtig oder Verkehrt gibt, sondern dass alle Erfahrungen ihren Wert besitzen; egal, ob gut oder schlecht. “Chance Of Rain” ist die gelebte Erkenntnis, dass alles seinen Sinn hat und dass in jedem Hindernis, in jeder Einbahnstraße auch Veränderung und neue Chancen innewohnen – wie auch in der Metapher von der “Aussicht auf Regen” (der in ihrem Heimatkanton Wallis hoch in den wildromantischen Schweizer Alpen naturgemäß eher selten fällt). “Ich liebe Regen”, fährt Stefanie mit leuchtenden Augen fort. “Regen bedeutet für mich nichts Unangenehmes, sondern etwas sehr Schönes. Ein Regenschauer wirkt reinigend und hat auch immer etwas von einem neuen Anfang, wenn sich die Wolken langsam verziehen und sich die ersten Sonnenstrahlen in den Pfützen widerspiegeln. Nach einem kräftigen Regenguss sieht die Welt oft ganz anders aus. Es wäre doch langweilig, wenn jeden Tag die Sonne scheinen würde – dann wüssten wir die schönen Tage gar nicht mehr richtig zu schätzen. Gerade in schlechten Zeiten hilft mir der Gedanke, zu wissen, dass irgendwo anders gerade die Sonne scheint.” Ein Bewusstsein, dass sich auf die eine oder andere Weise durch das ganze Album zieht.
So wie auf dem Opener, der ersten Single “In The End”: Einem sofort mitreißenden Song davon, auf sein Herz zu hören, der mit seinen modernen Beats, dem nach vorne treibenden Piano und Stefanies unvergleichlicher Gänsehautstimme den Ton auf “Chance Of Rain” angibt. Lange wurde intern diskutiert, welchen der vielen potenziellen Trackkandidaten man als Vorabauskopplung picken sollte. Für Stefanie “ein ganz klares Zeichen, dass ich absolut alles richtig gemacht habe.” Ungewöhnlich leise, nachdenklich, zurückgenommen und dennoch hoffnungsvoll präsentiert sich Stefanie Heinzmann dagegen auf der introspektiven Ballade “Stranger In This World”, um auf dem vor Lebenslust nur so sprühenden Partytrack “Glad To Be Alive” die funky Discobässe einzustöpseln und schließlich mit dem hoch ansteckenden “Boxes” wieder richtig Vollgas zu geben – Stefanies ganz persönlicher Appell an Toleranz und Individualität in diesen oftmals kleingeistigen Tagen. “Der Text von ‘Boxes’ handelt von den Schubladen, die Menschen scheinbar brauchen, um alles einsortieren und kategorisieren zu können. Ich möchte mich nicht in irgendwelche vorgefertigten Muster pressen lassen, sondern mag es, wie ich bin und wer ich bin. Es hat lange gedauert bis ich das verstanden habe und ich bin immer noch auf dem Weg, mir nicht alle Meinungen, die ich von Außen mitkriege, so zu Herzen zu nehmen. Diese Welt bietet uns so viele Möglichkeiten; hier leben so viele Menschen… Jeder auf seine Art und Weise, die zu respektieren ist!”
Vor einem ähnlich ernsten Hindergrund entstand auch das Lied “Thank You”, das Stefanie ihrem Bruder gewidmet hat. “Ich war zum ersten Mal ganz alleine in Nashville zu Songwritingsessions. Es bedeutet eine große Aufgabe, sich einem Unbekannten zu öffnen und dann noch gemeinsam einen guten Song zu schreiben. Ich lag am Vorabend alleine mit Grippe in meinem Hotelzimmer, habe mich extrem einsam gefühlt und etwas verzweifelt. Man bekommt in diesen Momenten die Chance, zu wachsen und andere Perspektiven wahrzunehmen. Ich habe in den letzten Jahren eines gelernt: Wenn du richtig tief unten bist, dann halte die Augen offen – es gibt so viele wundervolle Dinge, die dir ein Lächeln schenken können!”
Das Album “Chance Of Rain” präsentiert das gesunde Gleichgewicht zwischen Hell und Dunkel, zwischen Sonnenstunden und bewölkten Momenten mit hoher Regenwahrscheinlichkeit. Wie auch der Song “Closer To The Sun” verdeutlicht, in dem es um den einsamen Astronauten geht, der sich auf seine lange, beschwerliche Reise in die unendlichen Tiefen des Alls macht. “Aber dieser Moment, wenn er dort oben angekommen ist, diese kleine, blaue Kugel namens Erde aus der Ferne sieht und der Sonne ein Stück näher ist, muss einfach unglaublich beeindruckend sein. In Songs über gute Zeiten spreche ich immer auch über schlechte Zeiten. Und umgekehrt. Fast alle Stücke auf dem Album erzählen von dieser Balance und davon, dass alles im Leben genau so passiert, wie es gut ist. So beschissen es auch im ersten Moment sein mag. Man denkt in diesen Zeiten, man wäre der einzige Mensch auf der Welt, dem es gerade mies geht und der sein Leben nicht richtig im Griff hätte. Durch meine Musik will ich den Leuten mitteilen, dass das völlig okay ist und dass es uns allen irgendwann so geht. Man muss nur ein wenig Geduld haben, bis sich die Sonne wieder zeigt.”
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