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Auf Mozarts Spuren, Teil 1

03.09.2004
Sein Bach-Album “Lieder ohne Worte” wurde zum Überraschungs-Coup des vergangenen Jahres. Albrecht Mayer, gefeierter Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, überzeugte mit seinen behutsamen und kenntnisreichen Bearbeitungen originaler Partituren von Bach ebenso wie durch sein exzellentes Musizieren. Nun liegt das Nachfolge-Album vor und Albrecht Mayer widmet sich diesmal Werken von Wolfgang Amadeus Mozart.
Für KlassikAkzente wird er in den kommenden Wochen exklusiv einige Tracks seines neuen Albums persönlich kommentieren, und den Anfang machen zwei Bearbeitungen bekannter Konzertarien für Sopran.
 
W.A. Mozart: “Sperai vicino il lido” KV 368 und “Al desio di chi t’adora” KV 577
 
 Ich will es nicht verleugnen: tief in mir schlägt das Herz eines Sängers. Wenn mich der Zufall nicht zur Oboe geführt hätte, würde ich heute den Siegfried in Bayreuth geben, den Cavaradossi an der New Yorker Met oder den Bajazzo an der Mailänder Scala – naja, ich würde zumindest davon träumen…
 
Glücklicherweise bringt mich mein Beruf immer wieder in die Nähe großartiger Stimmen, die mich begeistern und inspirieren. Als Beispiel fällt mir spontan Cecilia Bartoli ein. Sie ist nicht nur eine begnadete Sängerin sondern eine derart charismatische Persönlichkeit, daß man beim Zuhören das Gefühl bekommt, mitsingen zu wollen. Ich erinnere mich an ein Konzert mit ihr in der Philharmonie, als sie Arien von Haydn und Gluck sang. Natürlich sang sie technisch perfekt mit ihren perlenden Koloraturen, den fantasiereichen kleinen Übergängen und Kadenzen; aber darüber hinaus noch fesselte sie auf geradezu atemberaubende Weise mit ihrem äußerst emotionalen und und wunderbar farbenreichen Vortrag dieser konzertant selten gesungenen Arien.
 
Schon während des Konzertes beschloß ich, mir diese Arien zu eigen zu machen, denn sie passen im Tonumfang perfekt zur Oboe, und in der Nacht noch besorgte ich mir die Partituren, um sie genauer zu studieren. Daraus entwickelte sich eine wachsende Faszination für Haydns Arienschaffen, was wiederum dazu führte, daß mir irgendwann einmal beim Stöbern im Notenarchiv Bände der neuen Mozart-Ausgabe in die Hände fielen, natürlich auch diejenigen mit den Vokalwerken Mozarts. Ein Schlaraffenland: ich stieß auf unzählige wundervolle Arien, die – so schien es mir – geradezu auf mich gewartet hatten. Schließlich entschied ich mich für die beiden auf der CD vorliegenden Mozart-Arien, wobei ich feststellen mußte, daß mir eine der beiden – “Al desio di chi t’adora” – zu Recht gleich sehr vertraut vorkam: ich habe sie schon einmal mit dem Bläserensemble Sabine Meyer in der Bläseroktett-Bearbeitung eines Mozart-Zeitgenossen gespielt. Mit der Aufnahme dieser beiden Arien unter Claudio Abbado ist ein Teil meines “Sänger-Traumes” wahrgeworden.
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