Anna Netrebko | News | Sempre Libera

Sempre Libera

02.08.2004
Plötzlich war sie da. Anna Netrebko, die russische Sopranistin mit der Jahrhundertstimme. Die Frau, die im Mariinsky-Theater den Boden putzte, nur um möglichst nah an den Proben zu sein. Die von Valery Gergiev entdeckt wurde, von ihm 1995 als gerade 23jährige für die Titelrolle von Glinkas “Ruslan und Ludmilla” verpflichtet wurde und von da an unaufhaltsam an die Spitze des Ensembles aufstieg. Und die sich spätestens seit ihrem Salzburg-Debüt 2002 anschickt, die Herzen der internationalen Klassikfreunde zu erobern.
Mit “Sempre Libera” präsentiert Netrebko sich nun als Prima Donna in italienischen Rollen von Donizetti bis Puccini – und als lyrische Interpretin ersten Ranges.

Es ist eine Karriere wie aus dem Märchenbuch der Operngeschichte. Anna Netrebko kommt 1971 im südrussischen Krasnodar zur Welt. Das Mädel singt gerne und so gut, dass sie zur Gesangsausbildung nach St Petersburg geschickt wird. Sie ist nicht nur begabt, sondern auch ehrgeizig und clever. Unbedingt will sie auf die Bühne und wählt den Umweg über den Hintereingang. Wenn sie nicht studiert und übt, schrubbt sie die Dielen des Marientheaters und kommt auf diese unkonventionelle Weise mit der großen Welt der Opern in Kontakt. 1993 gewinnt sie den Glinka-Gesangswettbewerb in Moskau, wirkt bei einer Vorstellung im Bolschoi-Theater mit und hat nun auch ein paar Referenzen zu bieten, die ihr einen Termin zum Vorsingen bei Gergiev ermöglichen. Der wiederum ist angetan von der natürlichen und energischen Stimme der jungen Frau und engagiert Netrebko für sein Ensemble.

Es dauert nicht lange, da ahnt der Maestro bereits, dass er einen potentiellen Star entdeckt hat, und ermöglicht der Sopranistin ihr Debüt auf der berühmten Petersburger Bühne als Susanna im “Figaro”. Erste kleine Tourneen folgen, 1995 das Diplom am Konservatorium, kurz darauf die USA-Premiere als Ludmilla aus Glinkas “Ruslan und Ludmilla” an der San Francisco Opera. Die Presse ist begeistert, seitdem geht es stetig bergauf. Covent Garden, die Met, die Scala laden sie ein. Schließlich gelingt es ihr 2002 in Salzburg, unter Harnoncourts Leitung als Donna Anna im “Don Giovanni” die Fachwelt zu begeistern. A Star is born und die Begeisterung hält unvermindert an. Als sie zum Beispiel im Januar 2004 als Violetta in Verdis “La Traviata” in München gastierte, konnte man stellvertretend für viele Meinungen in der tz lesen: “Hier arbeitet eine ernsthaft und begnadete Künstlerin. Mit einer glockenrein schönen Stimme, die punktgenau Gefühle transportiert und in den Höhen lerchengleich geradewegs in den Himmel aufzusteigen scheint. Und, was in der Oper immer ein Fall von besonderer Begnadetheit ist, eine Vollblut-Schauspielerin”.

Netrebko ist ein Phänomen. Sie wagt Neues, wie etwa ihre Zusammenarbeit mit der Modemarke ESCADA, die sie mit der passenden Kleindung ausstattet. Sie dreht Videos mit Popregisseuren wie Vincent Paterson, der ihr für “The Woman – The Voice” einen ungewohnt designten optischen Rahmen gab. Ihr erste  Album mit Opernarien landet in Deutschland in den Popverkaufscharts und überhaupt scheint Netrebko die Begegnung mit dem Zeitgeist nicht zu scheuen. Trotzdem liegt ihr vor allem daran, als ernsthafte Künstlerin wahrgenommen zu werden. “Sempre Libera” ist daher ein Recital berühmter Opernarien, das sich dem Vergleich mit großen Kolleginnen wie Callas, Scotto, Freni stellt. Gemeinsam mit dem Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado singt sie Arien der Violetta aus “La traviata”, der Amina aus “La sonnambula”, der Lucia aus “Lucia di Lammermoor” oder auch der Desdemona aus “Otello” und kann sich in stimmlicher Reinheit, lyrisch-dramatischer Ausgestaltung und Ausstrahlung durchaus mit den Legenden messen. Es ist ein aufregendes Album, dass Kreise ziehen wird und dass man darüber hinaus in voller Länge hier bei KlassikAkzente anhören kann (Sie benötigen den kostenlosen Real-Player).Wer außerdem Bilder von der neuen Diva auf seinen Rechner laden will, hat zwei verschiedene Motive zur Auswahl.. Denn wie stand es schon im Magazin stern: “Die junge Russin Anna Netrebko hat nicht nur eine glockenreine Stimme – sie erobert das Publikum mit Schönheit, Charme und sprühender Lebenslust. So sexy war Oper lange nicht”.
 



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