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Anna Ternheim – Somebody Outside

01.02.2006
Als vorletztes Jahr in Schweden das erste Album der Stockholmer Sängerin und Songschreiberin Anna Ternheim herauskam, war es eines der mit am meisten Spannung erwarteten Debütalben der nationalen Musikszene. Mit jeder Menge Vorschußlorbeeren hatten beeindruckte Musikerkollegen und Journalisten zuvor den Boden für die große Neugier bereitet.
Obwohl Anna Ternheim erst 25 Jahre alt war, als sie im August 2003 “Somebody Outside” aufzunehmen begann, hatte sie auf ihrer musikalischen Karriereleiter schon einen weiten Weg zurückgelegt. Alles begann, als Anna mit zehn Jahren anfing, klassische Gitarre zu lernen. Gleich nach ihrer ersten Unterrichtsstunde setzte sie sich hin und schrieb ihr erstes eigenes Lied. Nach Noten zu spielen fand sie nicht sonderlich aufregend, und so eignete sie sich ein eigenes System an, nach dem sie ihre Worte, Töne und Akkorde arrangierte. Noch war das Musikmachen für sie mehr eine Spielerei. Dies änderte sich allerdings, als sie mit 17 Jahren für ein Jahr als Austauschschülerin nach Atlanta/Georgia ging und dort mit neugefundenen Freunden ihre erste eigene Band namens Sova gründete.Von da an betrieb sie das Songwriting mit mehr Ernst. “Ich verbrachte meine Freizeit in erster Linie damit, Lieder zu schreiben”, erklärt Anna. “Ich bin einfach eine ziemlich zurückgezogen lebende Person.”

Erst in den letzten beiden Jahren vor der Einspielung ihres Debütalbums begann Anna Ternheim damit, diese Zurückgezogenheit aufzugeben und sich immer öfter vor Publikum zu wagen. Als sie gerade anfing, sich in der Stockholmer Szene einen Namen zu machen, erhielt sie einen Studienplatz für Architektur (zuvor hatte sie schon zwei Jahre lang Französisch im schweizerischen Lausanne studiert). Nach einigen Überlegungen entschied sie sich etwas später dann doch, das frisch begonnene Studium erst einmal ruhen zu lassen, um sich auf die Musik zu konzentrieren. Und dort ging es nun schnell voran. Schon bald wurde sie zu wichtigeren Festivals eingeladen und trat dort unter anderem im Vorprogramm bekannter schwedischer Singer/Songwriter-Größen wie Olle Ljungström, Nicolai Dunger, Staffan Hellstrand und Tomas Andersson Wij (a.k.a. TAW) auf.

Letzterer war es auch, der Anna Ternheims Namen erstmals in Interviews fallen ließ. “Es ist erfrischend, eine junge Frau zu sehen, die sich nicht darauf beschränkt süß auszusehen, sondern musikalisch wirklich einfühlsam und offen ist”, lobt Tomas Anna. “Ihre Art, sich musikalisch auszudrücken, hat etwas Unerbittliches, Unsentimentales, Barsches und Kraftvolles. Ich mag es, wie sie Broder Daniels ‘I’m A Boy’ singt, ohne es zu ‘I’m A Girl’ umzutexten. Das wirkt aufrichtig, insbesondere da sie so etwas wie ein Wildfang ist.” In der schwedischen Presse wurde sie wegen dieser Qualitäten schon desöfteren mit Nick Cave, PJ Harvey und Leonard Cohen verglichen. Aber auch an Suzanne Vega wird man beim Hören der Songs von “Somebody Outside” unweigerlich erinnert.

Begeistert reagierte Tomas Andersson Wij auch auf die Ausdrucksstärke von Anna Ternheims selbstverfaßten Songs. “Sie sind schlicht und leicht zugänglich und greifen nicht auf Clichés zurück. Anna erfindet die Rockmusik zwar nicht neu, aber sie verfeinert sie… und das gefällt mir.”

Bevor sie im Herbst 2004 ihr Debütalbum “Sombody Outside” veröffentlichte, brachte sie im Mai desselben Jahres erst einmal die EP “Anna Ternheim” heraus, auf der sie sich in einem spartanischeren instrumentalen Rahmen als Sängerin und Songschreiberin vorstellte. Für das Album wurden die vier Stücke dieser EP später neu instrumentiert und abwechslungsreich arrangiert. Zum charakteristischen Klang dieses Albums trägt unter anderem auch die natürlich Akustik des Aufnahmeortes bei. Eingespielt wurde es in einer zum Tonstudio umgebauten ehemaligen Sägemühle auf der Insel Gotland.

Nachdem der Großteil der Aufnahmen für “Somebody Outside” fertiggestellt war, zog Anna Ternheim mit der Musik, einem ebenfalls selbstgedrehten Video zum Track “To Be Gone” und einer Pressemappe von Plattenfirma zu Plattenfirma, bis sie schließlich im März 2004 bei Stockholm Records einen Vertrag unterschrieb. Nun mußte sie noch letzte Hand an ihr Album legen und ein paar weitere Songs wie Broder Daniels “Shoreline” aufnehmen. Das Titelstück des Albums hatte sie übrigens schon zehn Jahre vor dem Gang ins Aufnahmestudio geschrieben. Und schon damals hatte sie entschieden, eines Tages auch ihr erstes Album so zu nennen.

Beim Schreiben und Arrangieren ihrer Stücke folgt Anna keiner einheitlichen Formel. Es gibt sehr melancholische Lieder, aber auch sehr verspielte, manche sind von fast schon eiskalter Präzision, andere strahlen große Wärme aus. Einige Arrangements gehen einem sehr leicht ins Ohr, andere sind mit kleinen Haken und Ösen versehen. Allen Songs gemein ist indes die etwas spröde Schönheit, die zu Anna Ternheims Markenzeichen werden könnte.

“Früher hatte ich ein wenig Komplexe wegen meines Gitarrenspiels, obwohl ich nie obsessiv daran gearbeitet habe, eine gute Gitarristin zu werden. Allerdings kann mir das Spielen auf der Gitarre neue Ideen für Songs geben. Insofern betrachte ich mein Gitarrenspiel auch nicht so sehr unter technischen Aspekten”, gesteht Anna Ternheim. Dabei stapelt die junge Künstlerin durchaus ein bißchen tief, denn ihr Spiel auf der akustischen Gitarre ist bei weitem raffinierter, als das vieler Rockmusiker. Seit kurzem schreibt Anna ihre Songs auch am Klavier, um zu neuen Ausdrucksformen zu finden. Daß sie nie zuvor Klavier gespielt hatte, sagt einen Menge aus über ihren Wagemut und das Vertrauen in ihr musikalisches Material.

In Schweden hatte Anna Ternheim mit “Somebody Outside” überwältigenden Erfolg: Als Newcomer des Jahres erhielt sie für ihr Debütalbum einen schwedischen “Grammy” und eine ähnliche Auszeichnung vom nationalen Radiosender P3. Als sie nach der Veröffentlichung auf eine landesweite Tournee gehen wollte, war das erste Konzert in Stockholm so schnell ausverkauft, daß die Veranstalter kurzerhand noch ein zweites Konzert für den darauffolgenden Tag ansetzen mußten. Als auch dieses in Windeseile wieder ausverkauft war, organisierte man noch ein drittes Konzert in Stockholm zum Abschluß der Tournee. Eine solche Begeisterung schlägt wirklich nur außerordentlichen Künstlerinnen entgegen. Und genau eine solche ist Anna Ternheim.

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