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Hommage mit Bass

18.10.2006
Während der vergangenen Monate hat Bryn Terfel viel Wagner gesungen. Den Wotan etwa in der “Walküre” an Covent Garden oder auch die Titelrolle des “Fliegenden Holländers” an der Welsh National Opera. Da war es durchaus eine Aufgabe, sich mit einem Mozart-Album dem vermeintlich leichten Fach zuzuwenden, das ganz anderen Vorgaben des Ausdrucks und der Stimmung folgt. Die Herausforderung wurde ihm jedoch zur Kür. Denn aus dem Arien-Album “Tutto Mozart!” mit Melodien des berühmten Salzburgers wurde ein klangdramaturigsches Meisterstück, das vom finsteren Don Giovanni bis zum ausgelassen naiven Papageno eine bunte Palette der Bühnencharaktere zu bieten hat. Und das alles in der Qualität eines Sängers, von dem der Londoner Observer meint, er sei “der größte Bass-Bariton der Welt”.
Mozarts Musik ist trügerisch, weil sie auf höchstem Niveau mit den Ebenen der Interpretation jongliert: “Kein junger Sänger sollte meinen, Mozart sei besonders leicht zu singen”, meint Terfel mit dem Blick auf die Wirkung eines Klangkosmos', der Menschen in aller Welt begeistert, und führt seine Meinung noch weiter: “Das Gegenteil ist der Fall – Mozart ist eher besonders schwierig. Das Repertoire der vorliegenden CD ist eine echte Herausforderung. Aber Mozart schrieb wirklich gut für Bassbariton, also genau für meine Stimmlage. Das heißt, es gibt so viele Rollen bei ihm, die ich singen kann – von Papageno, Masetto, Figaro und dem Grafen bis zu Don Giovanni und Leporello. Es ist ein faszinierendes Spektrum, das uns zur Verfügung steht. Und ehrlich gesagt: jedes Opernhaus hat Mozart auf dem Spielplan, er ist also für die Interpreten das täglich Brot”. Tatsächlich hat der Komponist auch in Terfels Karriere eine wichtige Rolle gespielt. Bereits als der inzwischen 41jährige anno 1990 gleich nach Ausbildung unter anderem an der Londoner Guildhall School eine Stelle suchte, war es eine Mozart-Rolle, die ihm zu einem Engagement verhalf: “Cosi fan tutte war die erste Mozart-Oper, in der ich sang, und es war mein britisches Debüt. Ich kam frisch von der Universität und wurde von Sir Charles Mackerrras sofort als Guglielmo engagiert – er war der erste Dirigent, dem ich überhaupt vorsang. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, es war ein äußerst nervenaufreibender Tag! Ein junger Bassbariton aus Wales, der ganz am Anfang seiner Karriere vorsingt – die Rolle des Guglielmos zu bekommen, war einfach wundervoll”.
 
Aber nicht nur diese eine Inszenierung brachte ihn mit Mozart zusammen. Es scheint vielmehr so zu sein, dass Bryn Terfel sich mehr und mehr zum Mozart-Spezialisten entwickelt, trotz der Paraderollen, die er bei Wagner oder Richard Strauss verkörpert: “Bei den meisten meiner Debüts habe ich Mozart gesungen: an der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera in New York, am Covent Garden und an der English und Welsh National Opera”. So wundert es wenig, dass Terfel sich schließlich doch entschloss, sich mit einem eigenen Album dem von ihm so verehrten Komponisten zu widmen. Die Auswahl des Repertoires lag ihm dabei sehr am Herzen, besonders die geschickte Kombination verschiedener Rollentypen und der Proporz zwischen Konzertarien wie “Io ti lascio, oh cara”, Einlagearien wie “Cosi dunque tradisci” und wirklichen Opernarien wie “Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich” oder “Non piu andrai, farfallone amoroso” aus “Le Nozze di Figaro”. Und auch der orchestrale Rahmen sollte der bestmögliche für seine Stimmqualitäten sein. Terfel entschied sich daher für seinen früheren Mentor Sir Charles Mackerras und das Scottish Chamber Orchestra, mit dem er sich im vergangenen April zu Aufnahmen in die akustisch brillante Stadthalle von Glasgow begab. So entstand mit “Tutto Mozart!” ein ausgezeichneter Nachtrag zu den vielfältigen Veröffentlichungen dieses Jubiläumsjahres, der nicht nur zu den charmantesten, sondern auch zu den kompetentesten künstlerischen Statements zu Werk und Ausstrahlung des berühmten Komponisten zählt.

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