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Bartolis göttliche Semele

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© Decca / Uli Weber
18.02.2009
Cecilia Bartoli in der Titelrolle, das Opernhaus Zürich als Spielort, Robert Carsen als Regisseur – da kann eigentlich nun eine herausragende Aufführung von Händels „Semele" entstehen. Tatsächlich wurde die Inszenierung ein international gefeierter Erfolg, der nun auch auf DVD über die schweizer Bühne hinaus von den Eitelkeiten des Menschen und der Torheiten der Götter erzählt.
Ein Stoff, der von Shakespeare hätte sein können. Händels Semele will mehr, als ihr zusteht. Jung, hübsch, aristokratisch winkte ihr als Tochter des Königs von Theben eine ungewöhnliche irdische Karriere. Aber ihre Schönheit bezauberte auch den ewigen Stenz Jupiter, der die verlockende Frau für sich als Geliebte gewinnen wollte. Also legte sich der Gott der Götter ins Zeug, umwarb und eroberte die Holde mit seinem Charme und der Errichtung eines eigenen Freudenpalastes für den Neuzugang im himmlischen Harem. Das allerdings passte Göttergattin Juno gar nicht. Sie sann nach Rache und fand sie in der menschlichen Gier. Denn Semele war eitel. Sie war vollkommen überzeugt vom Wert ihrer Erscheinung und davon, dass sie damit dem Liebhaber alles abringen konnte, was sie wollte. Als sie aber, den Einflüsterungen Junos folgend, Jupiter dazu verpflichtete, sich ihr nicht in menschlicher, sondern in göttlicher Gestalt zu zeigen, ertrug die den Anblick nicht und verging. Juno hatte gesiegt, eine neuer Gott entstand aus der Asche Semeles und die Menschen hoben ihr Glas auf die Wiederherstellung der Ordnung.
Ein Stoff, der von Shakespeare hätte sein können, wie der „Sommernachtstraum" durchwirkt vom kontrastreichen Nebeneinander von Göttern und Menschen. „Semele" nach dem Libretto von William Congreve ist für viele Händel-Fans einer der Höhepunkt überhaupt in dessen reichhaltigem Opernschaffen. Und sie stellt eine Herausforderung für zeitgenössische Regisseure dar. „Als Patrick Kinmonth und ich diese Inszenierung für das Festivals von Aix-en-Provence 1996 erstmals auf die Bühne brachten", erinnert sich Regisseur Robert Carsen, „verfolgten wir die Absicht, dramatisch umsetzbare Parallelen für jene Situationen zu finden, in denen Götter, Halbgötter und Menschen aneinander gebunden sind. … Semele ist keine Lolita, sie entstammt einem privilegierten, um nicht zu sagen aristokratischen Milieu. So kann man Jupiters ‘göttliche’ Natur einfach dadurch andeuten, dass man ihn auf eine noch höhere soziale Stufe stellt".
Der besondere Reiz besteht aber auch in der Brillanz der Sprache Congreves, die Händel als Vorlage hatte: „Das macht ‘Semele’ zu einem der subtilsten und anspruchsvollsten Werke, reich an Kontrastatmosphären und erotische Spannung. Es ist eine Moralität aus dem 18.Jahrhundert, die ihr Publikum fasziniert und belehrt". Sie kommt dabei in besonderem Maße zur Geltung, wenn ein Gesangsstar wie Cecilia Bartoli in die Titelrolle schlüpft. Als Carsens Inszenierung im Züricher Opernhaus übernommen wurde, brillierte die römische Mezzosopranistin als vielschichtig in sich verschlungene Königstochter, deren Hybris sich voller Dramatik in die Selbstzerstörung wandte.
Aufgezeichnet wurde Händels „Semele" im Januar 2007 in Zürich, neben Bartoli mit Koryphäen wie Charles Workman (Jupiter), Birgit Remmert (Juno) und Liliana Nikiteanu (Ino, Semeles Schwester) im Ensemble. Das Orchester des Hauses leitete der Barock-Spezialist William Christie, die Regie der Fernsehfassung übernahm Felix Breisach. So konnte eine „Semele" festgehalten werden, sie bereits seit über einem Jahrzehnt das europäischen Publikum begeistert und in bestmöglicher optischer Aufbereitung auch als DVD überzeugen wird.


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