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Massarbeit: Cecilia Bartoli

14.02.2001
Herr Händel aus Halle kam gerade über Italien nach London und zauberte mit “Rinaldo” sofort einen Bühnenerfolg aus dem Hut. Christopher Hogwood, Cecilia Bartoli und David Daniels stehen dem Notenmagier in nichts nach.
So feierte man im Barock seinen Einstand als Komponist: Georg Friedrich Händel schrieb dem Londoner Publikum 1711 die Oper “Rinaldo” auf den Leib und verschaffte sich sofort 15 ausverkaufte Abende im Theater am Haymarket. Dabei gab man ihm gerade zwei Wochen für die Komposition, aber Händel, wie im Barock üblich, bediente sich aus seinem bereits reichen Fundus an Werken. Er wählte sorgfältig und – obwohl er erst wenige Wochen in Englands Hauptstadt lebte – mit viel Spürsinn für die Londoner Gesellschaft. Stücke, die bald nach der Premiere auch als Einzelnummern in den Vergnügungsparks und Salons gespielt wurden: der D-Dur-Marsch aus dem III. Akt zum Beispiel, ganz zu schweigen von Almirenas Klage “Lascia ch’io pianga”. Rinaldos Arie “Il tricerbero umiliato” wurde später zu einem englischen Trinklied umgedichtet und “Cara sposa, amante cara” zählte Händel selbst zu seinen besten Gesangsstücken. Die Londoner, die das Spektakel mindestens ebenso wie die Musik bewunderten, strömten allerdings eher wegen der echten Vögel ins Theater und applaudierten dem Feuer speienden Drachen mehr als der Gesangskunst der Kastraten.
 
Bis heute feiert man Erfolge mit “Rinaldo”, auch wenn die Oper konzertant zu hören ist – oder auf CD: vor allem, wenn die Besetzung Cecilia Bartoli (Almirena), David Daniels (Rinaldo), Luba Orgonasova (Armida) und Gerald Finley (Argante) auflistet. Befreit von peinlichen Meerjungfrauen, kann man sich ganz auf die Musik konzentrieren. Denn diese Händel-Oper hat es in sich: brillante Koloraturarien, raffiniert instrumentierte Orchestereffekte, große Auftritte für die Holzbläser, intime kleine Concerti für Cembalo, Violine und Blockflöte, Trompetenklänge und jede Menge wunderschöner Duette – wesentlich mehr als jede spätere Oper von Händel. Christopher Hogwood am Pult der Academy of Ancient Music begleitete Cecilia Bartoli und David Daniels bei ihrem Siegeszug der Liebe gegen Armidas Macht der Magie. “David Daniels ist mehr als ein grandioser Countertenor; er ist schlichtweg ein hervorragender Sänger – ein unangestrengt sanfter Ton kombiniert mit außerordentlicher technischer Souveränität.
 
Ganz abgesehen von der verblüffenden Ausdruckskraft seiner Arien, verwandelt er eine unschuldige kleine Rezitativ-Passage in ein Werk von höchster musikalischer Schönheit. […] Cecilia Bartoli erreicht mit ‘Lascia ch’io pianga’ ihren unbestrittenen Höhepunkt und bleibt bis zum Schluss auf diesem Niveau”, schrieb “The Times” über die Londoner Aufführung, die der CD Zugrunde liegt. Der Deutsche Georg Friedrich Händel hatte mit seinem “Rinaldo” einzig den Erfolg in England im Visier. Und obwohl Händel es nicht mehr nötig hat, uns zu überzeugen, diese CD-Einspielung tut’s trotzdem.

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