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Biografie

Charlie Parker
19.06.2005
Der Altsaxofonist und Komponist Charles Christopher Parker Jr. wurde am 29. August 1920 in Kansas City geboren. Sein Vater Charles Parker Sr. arbeitete als Schlafwagenschaffner und schaffte es nur mit Mühe, die Familie über Wasser zu halten. Die Kindheit verbrachte der Junge mit seiner Mutter Addie und Stiefbruder Ikey in ärmlichen Verhältnissen, bevor der Vater sich 1930 auf und davon machte. Im folgenden Jahr zog Charles mit seiner Mutter ins Schwarzenviertel von Kansas City. Der Junge besuchte von 1932 an die Lincoln High School und begann, in der schuleigenen Big Band Alt- und Baritonsaxofon zu spielen. Im selben Jahr bekam er sein erstes eigenes Instrument geschenkt, ein einschneidendes Ereignis, das ihn auf die Idee brachte, sein Glück als Musiker zu versuchen. Parker spielte in der Schülercombo “The Deans Of Swing”, verließ 1935 die Schule ohne Abschluss und verdiente erste Dollars in Tanzlokalen wie dem “The Greenleaf Garden”.

Erste ernsthafte Jobs brachten ihn zum Tanzorchester von Tommy Douglas (1936) und dem Orchester des Saxofonisten Buster Smith (1937). Die Ehe mit Rebecca Ruffin (1936–39) war als Versuch gedacht, mit eigener Familie solide zu werden. Im Jahr 1938 wurde Francis Leon geboren, Parker kümmerte sich jedoch kaum um ihn und zog vielmehr nach Chicago. Dort arbeitete er mal als Tellerwäscher, mal als Gelegenheitsmusiker, rutschte tief in die Heroinabhängigkeit ab, bis ein Platz im Orchester des Pianisten Jay McShann wieder regelmäßiges Einkommen versprach. Mit diesem Ensemble war der Altsaxofonisten 1940 mit “Radio Transcriptions” zum ersten Mal auf Schellack hören. McShann brachte Parker durch ein Engagement im “Savoy Ballroom” zwei Jahre später auch nach New York. Er spielte daraufhin im Orchester von Earl Hines, jammte häufig im Geburtslokal des Bebops “Minton’s Playhouse” und wagte 1943 sogar eine zweite, jedoch kurzlebige Ehe mit der Tänzerin Geraldine Margueritte Scott. 1944 schloss er sich der neu gegründeten Combo Billy Eckstines an und war nun regelmäßig mit Dizzy Gillespie, Ben Webster und Al Haig zu hören.

Von da an ging es Schlag auf Schlag. Parker gastierte mit eigenen Bands in angesagten Bebop-Clubs der 52sten Straße und bekam bald wegen seiner solistischen Höhenflüge anerkennend den Spitznamen “Bird” zugedacht. Als bluesfundierter Autodidakt prägte er einen eigenen Stil zu improvisieren und zu komponieren (“Ornithology”, “Ko Ko”, “Donna Lee”, “Billie’s Bounce”, Now’s The Time"; “Yardbird Suite”), wurde als Studiomusiker gebucht und im Winter 1945 mit “Charlie Parkers Reboppers” und den “Ko Ko”-Sessions an der Seite der ebenfalls blutjungen Bebop-Pioniere Miles Davis und Dizzy Gillespie über die Hipsterkreise hinaus bekannt. Inzwischen schwer drogenabhängig, kümmerte er sich jedoch wenig darum, was mit seiner Musik geschah. Bis heute zählt seine Diskographie daher zu den unübersichtlichsten des Jazz. Am 29.Juli 1946 brach Parker nach einer Studioaufnahme zusammen und wurde zunächst ins Gefängnis, dann in die Entzugsanstalt Camarillo bei Los Angeles eingewiesen.

Anfang 1947 zog Parker mit seiner Lebensgefährtin und zwischenzeitlichen Ehefrau Doris Sydnor(1948–50) an die Westküste, kehrte jedoch im April nach New York zurück und formte sein berühmtes Quintett mit dem Trompeter Miles Davis, den Pianisten Duke Jordan und Joe Albany, Tommy Potter am Bass und Max Roach am Schlagzeug. Er tourte 1948 mit der populären “Jazz At The Philharmonic”-Reihe durch die Staaten, spielte nahezu pausenlos und wurde im Dezember 1949 sogar durch einen nach ihm “Birdland” benannten Club in New York geehrt. Als führende Gestalt des Bebops blieb er auch während der Phase der Stagnation im Geschäft und spielte beispielsweise im Ensemble des kubanischen Orchesterchef Machito. Im Unterschied zu Kollegen wie Miles Davis oder später John Coltrane bekam er allerdings seine Drogenabhängigkeit nicht in der Griff und war daher während der letzten fünf Lebensjahre ein Spielball der Sucht. Im Dezember 1950 musste er wegen eines Magengeschwürs ins Krankenhaus, aus der Beziehung zu seiner Freundin Chan Richardson gingen im Juli 1951 die Tochter Pree und 1952 der Sohn Charles Baird hervor.

Im Jahr 1951–52 wurde ihm die Arbeitserlaubnis für Live-Lokale entzogen. Seine Bands zerfielen, Parker verarmte und nahm bald jeden beliebigen Job an. Er spielte Kitschiges mit Streichern, arbeitete 1953 ein letztes Mal mit Miles Davis, wurde jedoch zunehmend unberechenbar. 1954 beging er einen Selbstmordversuch und litt daraufhin unter Schizophrenie und Depressionen. Seinen letzten Auftritt im Birdland spielte er am 5. März 1955. Wenige Tage später wurde Charlie Parker am 12.März 1955 in der New Yorker Suite der Jazzmäzenin Pannonica de Koenigswarter tot aufgefunden. Der Arzt diagnostizierte Leberzirrhose, Magendurchbruch, Herzinfarkt und Lungenentzündung und schätzte das Alter Charlie Parkers auf 55 Jahre, obwohl er zwei Jahrzehnte jünger war. Parker starb als Gescheiteter, seine Musik jedoch, seine energetische Spielweise und improvisatorische libertäre Grundhaltung gehörte zu den wesentlichen Impulsen des modernen Jazz. Noch in den 1980er Jahren konnte man an New Yorker Hauswänden den gesprühten Slogan “Bird Lives” finden.

07/2005

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