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Christian Scott – Anthem

05.09.2007
“Wohl die bemerkenswerteste Premiere, die dieses Genre in den letzten zehn Jahren gesehen hat”, urteilte der amerikanische Jazzkritiker Dan Oulette letztes Jahr im Billboard Magzine über “Rewind That”, Christian Scotts Concord-Debütalbum und sein zweites Soloalbum überhaupt. Auch der Kritiker der LA Daily News äußerte sich ausgesprochen angetan: “Das Majorlabel-Debütalbum dieses Jazztrompeters ist nicht gerade wenig hochgejubelt worden – aber in diesem Fall sind die Lobpreisungen verdient. ‘Rewind That’ ist tatsächlich ein großer Wurf.”
Ablehnend reagierten nur einige konservativ ausgerichtete Jazzkritiker, denen die modernen Elemente (etwa die HipHop-Anleihen oder auch mal rockigere Töne), die Scott harmonisch in seine dennoch eindeutig jazzigen Kompositionen einfließen ließ, sauer aufstießen. Aber diese Erfahrung mußten vor dem 22jährigen Christian Scott auch schon so legendäre Jazzmusiker wie Miles Davis oder Herbie Hancock machen. Nicht, daß der Youngster bereits in dieser Liga spielt, aber auf dem Weg dahin – soviel darf man vorwitzig konstatieren – könnte er sich durchaus befinden. Nicht umsonst wurde “Rewind That” schließlich auch für einen Grammy in der Kategorie “bestes zeitgenössisches Jazzalbum” nominiert.

Der Erfolg des Albums weckte auch bei einigen Schwergewichten des Musikbusiness Interesse an Christian Scott. Erst kürzlich ging der Trompeter mit Prince ins Studio, um ein paar Songs für dessen kommendes Album einzuspielen, und im Rio Hotel in Las Vegas standen die beiden auch zusammen auf der Bühne. Im New Yorker Highline Ballroom begleitete Scott wiederum den Rapper Mos Def bei einem ausverkauften Konzert. Hören kann man den jungen Überflieger demnächst auch auf “American Music”, dem Soloalbum des Bassisten und Produzenten Randy Jackson. Jackson, der seit ein paar Jahren als Juror der Fernseh-Talentshow “American Idol” fungiert und in den USA derzeit sehr populär ist, begleitet im Laufe seiner Karriere u.a. schon Größen wie Jean-Luc Ponty, Carlos Santana, Billy Cobham, Bobby McFerrin, Aretha Franklin, Bob Dylan und zahllose Pop- und Rockstars.

“Christian Scott ist einer der progressivsten Musiker unserer Zeit”, schwärmt Randy Jackson. “Durch die Art, wie er die Grenzen des Machbaren verschiebt und neues musikalisches Terrain erobert, verkörpert er genau das, was wir alle immer an Miles Davis liebten. Er ist nicht nur ein großartiger Jazzmusiker, sondern ein großer Künstler, und er besitzt eine wirklich einzigartige Stimme in der Musik.” Seine Talente wird Christian Scott demnächst wohl auch auf der Kinoleinwand präsentieren. Denn ihm liegt bereits ein Angebot vor, in Steven Soderberghs neuem Film “Leatherheads”, in dem George Clooney und Renee Zellweger die Hauptrollen spielen, aufzutreten.
 
Der aus New Orleans stammende Trompeter und Komponist darf getrost als musikalisches Wunderkind bezeichnet werden. Einen nicht unerheblichen Einfluß auf die schnelle Entwicklung hatte ganz sicher Christians Onkel, der Altsaxophonist Donald Harrison. Von ihm erhielt er den ungemein wertvollen Ratschlag, früh einen eigenen, unverkennbaren Ton zu entwickeln. “Er gab mir auch den Tip, nicht zuviele Aufnahmen anderer zeitgenössischer Trompeter anzuhören, um gar nicht erst in die Versuchung zu geraten, so wie diese klingen zu wollen”, erzählt Christian, der bereits als 16jähriger in der Band seines bekannten Onkels mitspielte. Als er Harrison 2001 auf dessen Album “Real Life Stories” begleitete, war der Trompeter gerade 18 Jahre alt. Danach absolvierte Scott in der Hälfte der normalen Zeit sein Studium am renommierten Berklee College of Music in Boston und zog von dort weiter nach New York.
 
Die schillernde und stilistisch breitgefächerte Musikszene des Big Apple hat auf Christian Scott deutlich abgefärbt und seine Offenheit gegenüber anderen musikalischen Einflüssen sicher gefördert. Hören konnte man dies schon auf “Rewind That” und noch sehr viel mehr nun auf Scotts zweitem Concord-Album “Anthem”, das er seiner von dem Hurrikan Katrina verwüsteten Heimatstadt New Orleans gewidmet hat.
 
In seiner Band nahm Christian Scott für die Einspielung von “Anthem” ein paar Umbesetzungen vor. Nach wie vor mit von der Partie sind Tenorsaxophonist Walter Smith III (mit 26 Jahren der Senior dieser jungen Band!), Gitarrist Matt Stevens und Bassist Luques Curtis. Den Stuhl von Luques' Bruder Zaccai Curtis übernahm Keyboarder Aaron Parks und Schlagzeuger Thomas Pridgen wurde durch den nicht weniger talentierten Marcus Gilmore ersetzt, der übrigens ein Enkel des legendären Jazzschlagzeugers Roy Haynes ist! Dazu gesellen sich außerdem der Altsaxophonist Louis Fouché und die Bassistin Esperanza Spalding. Als Gast ist in dem Bonus-Track “Anthem (Postdiluvial Adaptation)” schließlich noch der Rapper  Brother J von der Brooklyner X Clan-Posse zu hören.

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