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David Garrett Biografie 2011

David Garrett
19.10.2011
David Garrett kehrt mit seinem neuen Album “Legacy” zu seinen Klassikwurzeln zurück. Gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra, unter der Leitung von Ion Marin, inszeniert der Geigenvirtuose neben Beethovens Violinkonzert auch etliche Werke des großen Fritz Kreisler.

Auf “Legacy”, dem brandneuen Klassik-Album von David Garrett, entführt der 31-jährige Violinen-Virtuose all seine Fans, die bis dato einzig mit seinen Rock-Versionen und -Konzerten vertraut waren, in diejenige Welt, mit der für ihn alles begann: die Welt der Klassik.

Vielen wird gar nicht bewusst sein, dass der junge Stargeiger, der zuletzt Rockklassiker von Nirvana, Aerosmith und Led Zeppelin für sein “Rock Symphonies”-Album (2010) interpretierte, vor gar nicht allzu langer Zeit eines der größten Violinen-Wunderkinder der Klassischen Musik und darüber hinaus der jüngste Künstler mit einem Exklusivvertrag bei der Deutschen Grammophon war, jenem legendären Klassik-Label.

Mit “Legacy” knüpft er nun also an diejenigen Klassik-Aufnahmen an, die er zwischen seinem 14. und 17. Lebensjahr veröffentlicht hat: “Mozart: Violinkonzerte in D-Dur, KV 218 und 271a unter der Leitung von Claudio Abbado”, “Paganini: 24 Caprices”, “Beethoven: Violinsonate No. 5; Frühlings-Sonate” sowie “Bach: Partita BWV 1004” und “Tschaikowski & Conus: Konzert für Violine und Orchester, unter der Leitung von Mikhail Pletnev”, um nur ein paar der Highlights seiner Teenager-Jahre zu nennen.

Zugleich will Garrett mit “Legacy” klarstellen, dass er diese Welt trotz all der Erfolge im Pop- und Rockbereich nie wirklich verlassen hat. Auch während der Crossover-Jahre, ein Bein in der Rock- und das andere in der Klassikwelt, war das Klassische Geigenspiel ein wichtiger, ja zentraler Aspekt in David Garretts Leben und Schaffen.

Die Geschichte von David Garrett beginnt in Deutschland: In Aachen kommt er am 04. September 1980 als Sohn eines Juristen und einer US-amerikanischen Primaballerina zur Welt. Als er seinen vierten Geburtstag feiert, besitzt er bereits seine erste Geige, und schon im Jahr drauf gewinnt der kleine David seine erste Auszeichnung bei einem Lokalwettbewerb. Schon als Siebenjähriger tritt er regelmäßig vor Publikum auf und studiert sein Instrument am Lübecker Konservatorium.

Seine damalige Lehrerin ist die gefeierte Violinistin Ida Haendel; sie unterrichtet David in London, wenn er dort zu Besuch ist, und sie ist bis heute eine enge Freundin und seine Mentorin. Haendel erkennt sofort, wie viel Talent in dem Jungen schlummert: “Für sein Vorspielen bei mir wählte er das Violinkonzert von Tschaikowski aus, und dieser Klang seiner Performance und sein ganzer Ansatz wirkten da schon unfassbar reif. Keiner konnte glauben, dass ein Kind zu so etwas überhaupt im Stande sein könnte.”

Eine aufregende und tolle Zeit war damit für den jungen Musiker angebrochen, doch natürlich beruhte sein Erfolg auf unzähligen Stunden, die er alleine mit seinem Instrument verbracht und für die Kunst geopfert hatte. So sieht David diese Jahre heute auch eher mit gemischten Gefühlen: “Ich habe durchaus immer wieder auch gelitten; oft habe ich bis in die frühen Morgenstunden geübt. Schon damals habe ich dieses Gefühl der Einsamkeit kennen gelernt, allerdings bin ich auch dankbar dafür, denn ohne diese Erfahrung würde mir ein großer Teil meiner Persönlichkeit einfach fehlen.”

Sein erstes großes Konzert gab David Garrett vor 20 Jahren: 1991 trat er mit den Hamburger Philharmonikern auf. Schon als 10-Jähriger legte er eine Selbstbeherrschung an den Tag, die ihn sehr viel erwachsener wirken ließ; auch sein Geigenspiel klang in der Tat sehr viel reifer und erwachsener.

So hörte wenig später auch der große indische Dirigent Zubin Mehta von dem jungen Virtuosen und nahm den 13-jährigen David kurzerhand unter seine Fittiche. Mehta brachte ihn auf die größten Bühnen der Welt, verhalf ihm zu Auftritten bei den wichtigsten Festivals wie z.B. in Verbier.

“Das Talent, das Gott ihm gegeben hatte, war dermaßen offenkundig”, erinnert sich Mehta.

“Er war der erste, der mich nicht kritisiert hat”, so Garrett über die Zeit mit dem Dirigenten. “Derart ermutigende Worte von ihm zu hören, hat extrem viel für mein Selbstbewusstsein getan.”

Ein anderer großer Dirigent, Claudio Abbado, war es schließlich, der David mit 14 dazu verhalf, einen Vertrag mit dem Traditionslabel Deutsche Grammophon zu unterzeichnen. Davids Vater schlug daraufhin vor, die Capricci von Paganini aufzunehmen. Doch der Sohnemann war zunächst nicht sonderlich angetan: “'Keine üble Idee, Papa', antwortete ich, ‘nur kenne ich ja bloß zwei davon!’”

Für den jungen Geigenvirtuosen war eine schwierige Zeit angebrochen. Er verspürte Druck von allen Seiten, hatte das Gefühl, seine Karriere würde eher von anderen Leuten gelenkt, gar als würde ihm diktiert, was er zu spielen habe.
“Das alles ging so wahnsinnig schnell”, erinnert sich David zurück. “Es fühlte sich gar nicht mehr wie mein eigenes Leben an, und auch körperlich fühlte ich mich nicht besonders gut.”Sein Arm begann zu schmerzen, und dieser Schmerz begleitete ihn die nächsten drei Jahre lang. “Alles ging in die Brüche – mein Körper, meine Gefühlswelt, alles ging kaputt.”

Dabei lief es äußerlich gar nicht schlecht: David gewann nach wie vor immer neue Anhänger, so auch den großen Isaac Stern, einen der bedeutendsten Violinisten des 20. Jahrhunderts. Als David dann bei ihm studierte, fiel ihm sofort auf, dass Stern ihn stets am heftigsten kritisierte, weitaus öfter und härter als seine Mitstudenten. “Ich fragte ihn daraufhin, warum er immer so streng zu mir war, und seine Antwort lautete: ‘Weil mir die anderen Studenten nicht so sehr am Herzen liegen wie du.’ Ein derart großes Kompliment hatte mir noch niemand gemacht.”

Inzwischen war David 17 Jahre alt, und der Wunsch, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, wurde mit jedem Tag größer. Ida Haendel, seine Lehrerin, hatte er schon oft in New York City besucht, wo auch sein Bruder studierte. Für den 17-Jährigen war die Metropole an der Ostküste eine Art Land voller Verheißungen.

“Ohne meine Eltern zu fragen, fasste ich also den Entschluss, nach New York zu gehen, um dort an der Juilliard School zu studieren”, berichtet er. “Alle sagten, ich solle doch lieber meine Karriere weiterverfolgen, aber ich wollte erst mal herausfinden, was ich eigentlich aus meinem Leben machen wollte. Die Stadt New York stellte für mich also eine Chance dar, um endlich mein Leben in die Hand zu nehmen.”

Dass auch der Name Itzhak Perlman, mit dem er an der Juilliard School nämlich arbeiten konnte, ihn nach New York gelockt hat, will David gar nicht bestreiten: “Der Entschluss, nach New York zu gehen, ist zu 30 Prozent dem Wunsch geschuldet, von zu Hause wegzukommen – und 70 Prozent gehen aufs Konto von Perlman, unter dem ich studieren wollte.”

David habe ich zum ersten Mal als 13-Jährigen gesehen; er spielte Mozart und Paganini mit den Berliner Philharmonikern”, berichtet Perlman. “Sein Ansatz als Musiker hatte etwas, das die meisten Geiger erst sehr viel später entwickeln. Da war so ein musikalisches Gespür, so eine ganz eigene Art der Akzentuierung.”

Inzwischen hatte das einstige Wunderkind immerhin seinen 18. Geburtstag gefeiert, und so lernte er während der Zeit an der Juilliard School genauso viel über sich wie über sein Instrument. Er studierte Musiktheorie und Komposition, doch der Workaholic, der sich tagelang eingesperrt hatte und wochenlang ohne Unterbrechung auf Tour gewesen war, um ein Konzert nach dem anderen zu spielen, entdeckte nun seine soziale Ader. Schon bald verbrachte er seine Zeit mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Lagern.

Mit der Zeit stellte David sogar fest, dass er anstatt sich nur mit seinen Kommilitonen aus dem Musikerlager zu umgeben, lieber noch seine Zeit mit Tanz- und Theaterstudenten verbrachte: Er genoss ihre „positive Energie“, und sie im Gegenzug waren froh, einen Musiker zu kennen, der bei ihren Performances den Sound beisteuern konnte. „Ich liebe es nun mal, vor Leuten zu spielen, und so habe ich schließlich alles Mögliche gespielt, was sie gerade brauchten: Dance, Jazz, Rock – einfach alles. An dem Punkt konnte ich mir zum ersten Mal eingestehen, dass mir auch andere Genres als Klassische Musik zusagen. Ich glaube fast, dass damit bei mir die Weichen in Richtung Crossover gestellt wurden."

Nach dieser Umorientierung bekam David ordentlich Rückenwind, als er im Jahr 2003 den renommierten Kompositionswettbewerb der Juilliard School gewann – für eine von ihm geschriebene Fuge im Stil Johann Sebastian Bachs. Sein Geigenspiel und seine Arrangements begeisterten immer mehr jüngere Menschen, und doch blieb David der Klassik und dem eigenen ganzen Ansatz treu, was vielleicht entscheidend war für seine Karriere: Er wusste zu genau, dass die hohen Standards der Klassischen Musik für ihn immer und überall gelten würden. Also auch in anderen Genres.

Parallel zu seiner Crossover-Karriere – er spielte schon bald rund 300 Konzerte pro Jahr, so auch in diesem Jahr, und hat etliche Hit-Alben veröffentlicht – hat David immer wieder auch Klassische Konzerte gegeben. “Für mich kommt Crossover nur in Frage, wenn du sicher verwurzelt bist – und meine Wurzeln liegen nun mal in der Klassik”, so der 31-Jährige.

Zu genau diesen Wurzeln kehrt David Garrett auf “Legacy” zurück, dem neuen Longplayer, der auf Decca Records erscheint. Wie nicht anders zu erwarten, präsentiert er eine musikalische Palette, die überaus anspruchsvoll ist: Auf Beethovens Violinkonzert folgen etliche Werke des großen Fritz Kreisler. Mit welchem Orchester er für diese Aufnahmen gearbeitet hat? Kein Geringeres als das Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Ion Marin hat David verpflichtet.

“Ich persönlich finde, dass Beethovens Stück das bewegendste und vielschichtigste Violinkonzert überhaupt ist. Mit dieser Aufnahme allein habe ich etwas erreicht, das ich mir schon sehr lange vorgenommen hatte. Der erste Satz hat einen Rhythmus, der sich aus den fünf Paukenschlägen gleich zu Beginn entwickelt. Der große Geiger Yehudi Menuhin, mit dem ich dieses Werk früher studiert habe, hat mir mal gesagt, ich solle mitzählen, wie häufig diese Figur insgesamt wiederkehrt. Hunderte von Malen sind es!”

Ion Marin
meint sogar, dass Garrett und sein Instrument eins sind: „Er ist wirklich eins mit seiner Geige, das Instrument wirkt wie eine natürliche Verlängerung seines Körpers und seines Geistes."

Das enorme Selbstbewusstsein, mit dem David Garrett dieses Concerto vorträgt, lässt sich nicht von der Hand weisen: Mal kraftvoll, dann wieder ganz empfindsam und sachte, beschert seine Aufnahme dem Zuhörer die einzigartige Gelegenheit, diesen Klassiker noch einmal neu zu entdecken. Während die äußeren Sätze förmlich explodieren, besticht das zentrale und sehr viel langsamere Motiv mit grandioser Zurückhaltung – denn stets stellt Garrett sein außergewöhnliches Können in den Dienst des Stücks.

Die Werke seines Idols Fritz Kreisler (1875–1962), die David auf der zweiten Hälfte des neuen Albums präsentiert, sind eine nahe liegende Wahl: Kreisler, der große Violinenvirtuose und Komponist, sorgte immerhin dafür, dass Beethovens fast schon in Vergessenheit geratenes Violinkonzert zu Beginn des letzten Jahrhunderts wieder gespielt wurde. Und Kreisler schrieb eigens ein paar wunderschöne Kadenzen für Beethovens Konzert, die David nun auch in seiner neuen Aufnahme zum Besten gibt. “Ich habe das Musikverständnis von Kreisler schon immer bewundert, und auch wie unverwechselbar seine Interpretationen klingen”, so Garrett. “Seine Arrangements und Kompositionen zählen schon immer zu den wichtigsten Inspirationsquellen für mich.

Kreislers “Variations on a Theme of Corelli”, die David  für den neuen Longplayer aufgenommen hat, sind für ihn ein perfektes Beispiel für die Musik Kreislers: eben noch virtuos, im nächsten Moment fast schon schmerzlich melodiös, und dabei immer wieder mit neuen Einfällen durchzogen. Ein besonderes Album-Highlight ist dabei Kreislers Arrangement von Rachmaninows Variation No. 18: “Rhapsody on a Theme of Paganini”.

Kreisler
und David Garrett – hier treffen zwei Musiker aufeinander, die vieles gemeinsam haben; Garrett ist es, der die Tradition des gebürtigen Österreichers fast 50 Jahre nach dessen Tod fortschreibt und ein neues Publikum dafür gewinnt.

“Legacy” heißt das neueste Kapitel, mit dem David Garrett seine außerordentliche Karriere fortschreibt. Auch mit diesem Album hat er einen Balanceakt vollbracht und ein Werk aufgenommen, das seine Fans nicht nur im Hier und Jetzt begeistern wird, sondern auch noch in vielen, vielen Jahren.

Zusätzlich zum am 04. November erscheinenden Album “Legacy”, wird im Dezember eine DVD mit der Aufzeichnung des Konzertes aus diesem Jahr in Baden Baden erscheinen. Neben dem gesamten Beethoven-Konzert, enthält die DVD mit dem Titel “Legacy Live In Baden Baden” auch eine Dokumentation, mit bisher unveröffentlichtem Material, die einen Einblick in das private Leben von David Garrett erlaubt.

“Legacy” (CD) – VÖ: 04. 11. 2011


“Legacy Live In Baden Baden” (DVD) – VÖ: 16. 12. 2011

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