Die Deutschstunde bringt Siegfried Lenz nach etlichen hochgerühmten Erzählungen 1968 den Welterfolg; die deutsche Gesamtauflage erreicht bereits 1975 die Millionengrenze und wird in 19 weitere Sprachen übersetzt.
Die Protagonisten: der Dorfpolizist, der Maler und der Sohn. Die Mission: Pflicht ist Pflicht. Auszüge aus dem Pflichtverständnis eines Vorzeigedeutschen im Nationalsozialismus.
Jens Ole Jepsen, der “nördlichste Polizeiposten Deutschlands”, vollstreckt 1943 das von den Nationalsozialisten gegen den Künstler Max Ludwig Nansen verhängte Malverbot. Das Verdikt: Entartete Kunst. Zunächst widerwillig, später zunehmend fanatisch verfolgt Jepsen den Maler auch dann noch, als das NS-Regime längst am Ende und das Malverbot außer Kraft gesetzt ist. Sein Sohn Siggi hingegen schlägt sich – entgegen den väterlichen Erwartungen – auf Nansens Seite, stiehlt sogar dessen Bilder, um sie vor der Zerstörung zu retten. Eine exemplarische Geschichte darüber, was Menschen aus pervertiertem Pflichtgefühl anderem anzutun bereit und in der Lage sind.
In “So zärtlich war Suleyken” (1955) errichtet Siegfried Lenz seiner masurischen Heimat aus vielen kleinen skurrilen Geschichten ein Denkmal. Hier wird ein Apfelbaum zur moralischen Instanz, indem er vom Grabe des toten Mannes aus das Liebesspiel der Witwe mit ihrem Liebhaber unterbricht. Und eine Dorfgemeinschaft macht sich gemeinsam auf den Weg, um kollektiv ein Kilo Nägel im Nachbarort zu erstehen …