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Biografie 2012

Frank Ocean 2012 Swim Good 2
26.06.2012
Dieser junge Mann ist und bleibt ein absolutes Ausnahmephänomen: Frank Ocean ist Mitglied einer Rap-Crew, die schon mit dem Wu-Tang Clan verglichen wurde, dabei rappt er gar nicht; und obwohl er in den letzten zwei Jahren mit diversen Rap-, R&B- und Pop-Größen wie Beyoncé, Kanye West und Jay-Z (sowie als Ghostwriter für Justin Bieber und John Legend) gearbeitet hat, definierte er seine gefühlte Position in der Welt vergangenes Jahr folgendermaßen: “Ich hab mich noch nie wie ein richtiger Musiker gefühlt.” Wie jedoch soll ein „richtiger Musiker“ im Jahr 2012 bitte aussehen, wenn nicht so: begnadeter Allrounder und digitaler Native mit Do-It-Yourself-Attitüde, unvergleichlicher Stimmgewalt und massiven Production-Skills, der bereits im Alleingang die gesamte Netzwelt auf den Kopf gestellt hat, um nun auch noch den Rest der Welt zu erobern – mit seinem offiziellen Debütalbum “channel ORANGE”, das dieser Tage endlich in den Handel kommt. Spätestens wenn seine Debüt-LP am 13. Juli erscheint, dürfte sich der 24-Jährige endgültig wie “ein richtiger Musiker” fühlen…
Auf seinem grandios-kryptischen Tumblr-Blog (frankocean.com) macht Frank Ocean weiterhin klar, dass er “kein Gangster ist und auch mit Gangbanging nichts am Hut hat. Auch habe ich keine Ahnung, wie man mit Paparazzi umgeht, weshalb ich in der Regel einfach mit dem Auto die Flucht ergreife. Ich möchte mich deshalb bei allen Fans entschuldigen, die dachten, ich sei eher so der harte Typ, der aussteigt und sich auf offener Straße prügelt.” Wie unschwer zu erkennen, ist Frank Ocean vieles, nur kein Angeber und Pimp, keiner, der marktschreierisch veranlagt ist. Was er jedoch ist: ein begnadeter Sänger, ein grandioser Songschreiber, und obendrein ein Blogger mit viel Humor, viel Augenzwinkern, wenn er von existentiellen oder sogar spirituellen Mini-Krisen berichtet oder schlichtweg von Dingen, auf die er steht (alte BMWs z.B.) oder sich insgeheim wünscht: “I hope when I meet Prince for the first time, he quotes something obscure and releases a dove.”
Ähnlich wie Prince, passt auch Ocean in keine Schublade: Sein Sound ist vollkommen anders als 08/15-R&B – auch wenn er singen kann wie das nächste R&B-Wunderkind, die softe Falsett-Seite des Crooners deutlich ausgeprägt ist, besonders für einen, der mit den nicht gerade soften Rap-Jungs von Odd Future Wolf Gang Kill Them All abhängt und offizielles Mitglied der Rap-Posse ist. So repräsentiert Frank Ocean gewissermaßen die schlüpfrige Nachfolgegeneration von Leuten wie R. Kelly oder The Neptunes: mit Soul-Musik, wie sie im Jahr 2012 nun mal klingt – nicht schwulstig, sondern lässig und ehrlich, gespickt mit Geschichten, wie sie das Leben in diesen Zeiten nun mal schreibt, mit aufrichtigen Geständnissen und viel, viel Gefühl. In seiner Welt tut es nichts zur Sache, ob man sich musikalisch bei den Eagles oder bei MGMT bedient, um die Leute auf die Tanzfläche zu bewegen. Was zählt, ist der Vibe, die Melodie und das Gefühl.
Und der Vibe stimmt schon seit einiger Zeit: Sein im Alleingang veröffentlichtes Mixtape “nostalgia, ULTRA” hat letztes Jahr für dermaßen viel Furore gesorgt, dass er von der BBC zum Jahreswechsel auf Platz #2 der “Sound of 2012”-Liste gewählt wurde. Während besagtes Mixtape mit seinen Highlights wie “Novacane” und “American Wedding” letzten Endes mehr abgefeiert wurde als die meisten regulären Alben, zieht der Odd-Future-Crooner auch auf dem offiziellen Nachschlag “channel ORANGE” sein eigenes Ding durch: Dass der Track “Pyramids”, der seit einigen Wochen im Netz kursiert, beinahe 10 Minuten lang ist, muss als typisch für Ocean gelten, weil alles andere als standardgemäß oder normgerecht. Der Track “Thinkin’ ’Bout You”, produziert von Shea Taylor, zählt zu den weiteren Highlights der LP, über die Ocean im Vorfeld bewusst wenig preisgegeben hat: “Mit diesem Album will ich einfach nur zeigen, an welchem Punkt ich momentan als Künstler stehe; das war mein zentrales Anliegen. Dabei geht es mir nach wie vor in erster Linie um die Geschichten, die ich in Tracks erzähle”, so der Sänger über seinen einzigartigen Avant-R&B-Entwurf, in dem, wie im Fall von “Pyramids”, schon mal die Geschehnisse vergangener Jahrtausende ins Hier und Jetzt geholt werden, wenn Cleopatra zu den Pyramiden zurückkehrt – jedoch eher zu denen im anrüchigen Lichterglanz von Vegas.

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