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Gonzales – From Major To Minor

03.05.2006
Als Jason Beck a.k.a. Gonzales 2004 sein Piano-Soloalbum “Solo Piano” herausbrachte, überraschte er damit Musikkritiker und Fans in aller Welt. “'Solo Piano' sind die bezaubernsten 41 Minuten und zwei Sekunden Klaviermusik, die in diesem Jahr erschienen sind. Ein Geniestreich,” schrieb etwa Tobias Schmitz im Stern. “So nackt war Gonzales noch nie. Und dabei, das sollte man noch dazu sagen, auch noch nie so verführerisch,” hieß es im Magazin Intro. Und die Leipziger Volkszeitung fragte: “Wann hat man seit Jarretts ‘Köln Concert’ so über eine populäre Pianosoloplatte staunen dürfen?”
Eigentlich hätte die Verwunderung gar nicht so groß sein dürfen, da man in Gonzales Biographie nachlesen konnte, daß er einst an der Concordia University in Montréal Jazzpiano studiert hatte. Natürlich konnte man nach den drei Alben, die Gonzales auf dem Berliner Independent-Label Kitty-Yo vorgelegt hatte, nicht unbedingt mit einem Opus wie “Solo Piano” rechnen. Schließlich hatte der gebürtige Kanadier auf “Gonzales über alles”, “The Entertainist” und “Presidental Suite” eine wilde Mixtur aus postmodernem Synthie-Pop, experimentell verspieltem HipHop und französischer Cabaret-Musik präsentiert, die ihn zu einer musikalischen Underground-Heroen machte.

Aber Hand auf’s Herz: So wunderbar wie “Solo Piano” auch war, bot diese CD doch nur ein halbes Vergnügen. Denn gerade bei einem so begnadeten Performance-Künstler wie Gonzales, der stets zu allerlei Schabernack aufgelegt ist, spielt die optische Komponente eine nicht zu unterschätzende Rolle. So ist es nicht nur ein ganzes, sondern sogar ein doppeltes Vergnügen, wenn man Gonzales' “Solo Piano”-Programm (und vieles mehr) nun auf einer Doppel-DVD genießen kann, die mit rund zweieinhalb Stunden Laufzeit schon abendfüllend genannt werden darf.

Bei einigen Hunderten von ausgefallenen Live-Auftritten, die Gonzales bislang als Piano-Solist absolvierte, präsentierte er sich teils in der Rolle eines altbackenen Entertainers (mit pinkfarbenem Anzug, Tanzeinlagen und reichlich fließendem Schweiß), teils als surrealer Piano-Rezitator – nach den Konzerten fragte sich mancher Zuhörer und -schauer verdutzt, mit wem Gonzales denn nun mehr gemein habe: mit dem amerikanischen Show-Provokateur Andy Kaufman, dem dänischen Musikparodisten Victor Borge oder gar dem französischen Weichzeichner-Pianisten Richard Clayderman. Man könnte ihn freilich auch den Cosmo Kramer der Jazzpianisten nennen.

Die Videokünstlerin Nina Rhode a.k.a. Ninja Pleasure schuf als optisches Gimmick für Gonzales die “Piano Vision”-Projektionen, die dem Publikum ermöglichen, dem Künstler beim Spielen genaustens auf die vergrößerten Finger zu schauen. Mit seinen “Piano Visions” trat Gonzales u.a. auf der Berliner Volksbühne, im Hamburger Schauspielhaus, im Pariser Salle Beaubourg im Centre Georges Pompidou und in der Londoner Royal Festival Hall auf.

Auf der Doppel-DVD “From Major To Minor” präsentieren Gonzales und Ninja Pleasure jetzt weit mehr als nur Aufzeichnungen von den Piano-Solo-Konzerten. Es gibt Auszüge aus seinem “Master Class”-Programm, einer surrealistischen Musikstunde, bei der Gonzales Unbekannte aus dem Publikum als Schüler zu sich auf die Bühne holt, aber auch prominente Gäste wie Philippe Katherine (den Gitarristen und Ehemann der belgisch-portugiesischen Chanson-Sängerin Helena), Daft Punk und Feist. Das “White Gloves Concert” präsentiert ein All-Star-Ensemble mit nichts weiter als einem Piano, einer Gitarre, ein paar Tamburinen und weißen Handschuhen. Dabei gesellten sich Mocky, Feist und Jamie Lidell zu Gonzales. Als Zugabe kann man Gonzales unter anderem im Wettstreit mit dem bekannten klassischen Improvisierer Jean-François Zygel erleben. Darüber hinaus enthält die DVD auch noch Videoclips aus den Kitty-Yo-Jahren, u.a. von “Take Me To Broadway” und “The Worst MC” und eine Reihe von Überraschungen.

Neben der in einem Digi-Pack aufgelegten Doppel-DVD wird es auch noch eine einfache DVD-Ausgabe von “From Major To Minor” geben.

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