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Gossling, “Harvest Of Gold”, 2014

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14.04.2014
Am anderen Ende der Welt gibt es offensichtlich eine besondere Art von Gold, die irgendwo zwischen Harfenklängen, Gitarreneuphorie und klassischen Disco-Sounds vergraben liegt: Harvest Of Gold heißt das Debütalbum von Gossling, dem Soloprojekt von Singer/Songwriterin Helen Croome aus Melbourne, auf dem sie mit insgesamt 10 Tracks den Begriff Pop immer wieder neu definiert…  und damit demnächst tatsächlich jede Menge Gold ernten dürfte. 
In Australien ist Gossling schon längst die Sensation, denn die Tracks der jungen Dame wurden in ihrer Heimat schon zigmal im TV eingesetzt und bescherten ihr massenhaft Fans. “Ich hoffe, dass die Leute, die bis dato nur die Singles kennen, jetzt endlich die komplette Bandbreite meines Songwritings kennenlernen.”, wünscht sich Helen, die im September 2012 ihren Plattenvertrag bei Dew Process/Polydor unterzeichnete, nachdem sie zuvor schon auf eigene Faust die EPs If You Can’t Whistle (2009), Until Then (2010) und Intentional Living (2012) veröffentlicht hatte. “Mir ist sehr wichtig, dass die Leute meine Entwicklung als Musikerin auch nachvollziehen können, sie also sehen, wie ich mich im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt habe.”
Die Liste der Songs, mit denen sie in ihrer Heimat schon für Furore gesorgt hat, ist inzwischen ganz schön lang: Da wäre z.B. ihre Coverversion von “Dance The Way I Feel” (im Original von Ou Est Le Swimming Pool), die sie in der Show “Like A Version” vom Radiosender triple j zum Besten gab, oder auch ihr Duett mit Alexander Gow von Oh Mercy, das auf dem Compilation-/Cover-Album Melodie Francaise landen sollte. Australische TV-Zuschauer, die auf “Offspring” und “Gossip Girl” stehen, bekamen ihre Singles “Wild Love” und “Heart Killer” als Soundtrack serviert (wobei “Wildlove” auch in den Top−20 der meistgespielten Songs des Jahres beim Sender triple j landete), ganz zu schweigen von ihren Gastauftritten (z.B. in der Quiz-Show “RocKwiz”) und den ganzen Festivals (z.B. Falls, Southbound, Peats Ridge und West Coast Blues ’n Roots). Ihren bislang größten Erfolg feierte sie jedoch als Vokalgast auf der Single “Boys Like You” von Rapper 360, die auf Platz 3 der australischen Charts ging und schließlich mit vier Platinauszeichnungen überhäuft wurde.
Mit der Absicht, “sich einfach mal einsam und niedergeschlagen” zu fühlen – die idealen Voraussetzungen für die Arbeit an einem Album –, setzte sich Helen im Frühjahr 2012 kurzerhand nach Tasmanien ab, wo sie in sich gehen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen wollte. Was ihr jedoch nicht so ganz gelingen sollte: Schon bald ertappte sie sich dabei, wie sie Tag für Tag den Fernseher einschaltete und die ganzen Nicht-Erlebnisse im “Big Brother”-Haus mitverfolgte: “Hinterher hatte ich fast schon das Gefühl, sie alle persönlich zu kennen, wie Freunde”, erzählt sie und muss lachen. Zurück in Melbourne klappte die Sache dann gleich viel besser: Sie nahm mit Logic erste Demos auf, experimentierte mit Samplern herum und ließ sich von Acts wie Goldfrapp und Metronomy inspirieren. “Und ich habe mir jede Art von Eigenlob einfach mal untersagt: ‘Alles gut – läuft doch – die Richtung stimmt’, das war nicht drin,” erinnert sie sich, “weil ich einfach Angst hatte, dass mich das lähmen könnte, dass ich dann vielleicht nicht mehr alles geben würde. Stattdessen wollte ich wirklich alles aus mir herausholen und zwar bis zu dem Tag, an dem es im Studio losgehen sollte – und selbst da habe ich noch weiter an Songs geschrieben!”
Besagte Studioaufnahmen fanden dann im Mai 2013 in den The Shed Studios in Canterbury im Staat Victoria statt, wobei ihr der Produzent John Castle (The Bamboos, Vance Joy, Washington) zur Seite stand, schließlich wollte Helen – die ihr Psychologie/Soziologie-Studium abgebrochen hatte, um stattdessen einen Bachelor in Komposition zu machen – absoluten Hochglanz-Sound, strahlende Technicolor-Klangfarben: “Ich liebe so große, epische Songs, die dieses Kino-Feeling versprühen. Das ist das Größte für mich. Auf so etwas stehe ich einfach und deshalb musste mein Album natürlich auch so satt und überdimensional klingen.” Dass John Castle der richtige Mann dafür war, wusste sie, weil er schon zwei Songs der EP Intentional Living produziert hatte: “Die Chemie stimmte einfach von Anfang an. Allerdings habe ich die Richtung bewusst auch etwas offen gelassen, weil ich nicht in so einem Korsett à la ‘so und nur so muss mein Album klingen’ landen wollte – und John hat das sofort verstanden. Er fand’s auch super, mit meinen Demos als Basis zu arbeiten, und überhaupt ist er unglaublich schnell, was das Arbeiten angeht.”
Häufig dominiert der Sound von Farfisa-Orgel und JUNO-Synthesizern ihre Tracks, so z.B. “Never Expire” mit seinen grandiosen, messerscharfen Arrangements: “Gerade weil ich ja ursprünglich aus der Folk- und Akustik-Ecke komme, finde ich diese elektronischen Elemente so wahnsinnig spannend. Für mich ist das ja alles vollkommenes Neuland.” Den glitzrig-glänzenden Titelsong “Harvest Of Gold” – Zitat: "it’s temporary love for you and me" – komponierte sie zusammen mit T Jay aus UK, während Helen im wahrsten Sinne des Wortes das Thema Liebe beackert und eine satte Ernte einfährt…
Für die Demoversion ihrer Gänsehaut-Ballade “Pulse” arbeitete Helen sogar mit Klarinette und Streichermelodien à la Der Pate, woraufhin Castle ihr für die finale Aufnahme den Komponisten und Trompeter Ross Irwin an die Seite holte, um ihrer Idee damit den letzten Schliff zu geben.
Im Zentrum ihres Albums steht dabei jedoch immer wieder ihre einzigartige Stimme, die nicht nur auf dem bewegenden “Vanish” richtig zur Geltung kommt: Entstanden als Reaktion auf den tragischen Tod von Jill Meagher, die 2012 in Melbourne vergewaltigt und getötet wurde, nahm Helen diese Gesangsspur bei sich zu Hause auf und man hört sofort, wie sehr die schreckliche Gräueltat die Sängerin mitgenommen hat. “Ich war richtig wütend und das hörte auch nicht auf”, berichtet sie und bezieht sich damit auf Zeilen wie “Should we see what he wrote on her face?”  "Die Bilder von der Überwachungskamera… mich hat das so bewegt, dass man darauf die letzten Momente ihres Lebens sehen konnte. Irgendwie war das gut, dass die Sachen öffentlich gemacht wurden, aber zugleich fühlte es sich falsch an, viel zu persönlich."
Sehr viel optimistischer hingegen klingt der Eröffnungssong “Big Love”: ein gewaltiger, ausgelassener Popsong mit eingängigem Refrain und allem, was dazugehört. “Das ist wohl auch mein persönlicher Favorit auf dem Album”, meint Helen. Die langsamere Lounge-Nummer “Songs Of Summer” klingt nach Nancy & Lee; in diesem Fall war Steve Parkin als Co-Autor beteiligt und Alex Burnett (Sparkadia) ist als Gast zu hören. Auf “Challenge” bricht Gossling schließlich in Richtung Disco auf, übrigens war das auch der erste Song, den sie für ihr Album komponierte und das prahlerische Gehabe von “Accolade” entstand zusammen mit Alexander Gow, mit dem Helen in Byron Bay intensive Songwriting-Sessions einlegte.
“Mir macht das einfach unglaublich viel Spaß: Die Melodien für die ganzen Instrumente zu komponieren, sich die einzelnen Parts auszudenken”, sagt Helen insgesamt über die Entstehung ihres Album. “Ich bin auch echt wahnsinnig stolz auf das Ergebnis: Ich muss mich andauernd kneifen – und dann stelle ich fest, dass es ja wirklich im Kasten ist. Dann frage ich mich: Wie zum Teufel habe ich das nur geschafft?!”
 

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