Als Peter Ruzicka, Intendant der Salzburger Festspiele, unlängst nach seiner Aufnahme für die einsame Insel gefragt wurde, meinte er: "Hier gibt es für mich keine Wahl: Helmut Lachenmanns “Mädchen mit den Schwefelhölzern”, und zwar in der demnächst bei ECM erscheinenden Salzburger Produktion von 2002 mit dem SWR-Sinfonieorchester unter Sylvain Cambreling." Wer die Aufnahme hört, wird Ruzicka verstehen. Die bislang einzige Oper Lachenmanns ist in der konzertanten “Tokio”-Fassung ein Beweis für hohe künstlerische Eigenständigkeit:
Die spannungsgeladene Geschichte nach dem Märchen von Hans Christian Andersen wird noch klarer strukturiert. Sie komprimiert wesentliche Facetten, wirft neues Licht auf das Schicksal des kleinen Mädchens. Dabei wird das Werk all jenen Opern-Enthusiasten viel Freude bereiten, die auf der Suche sind nach unverbrauchten Hörabenteuern: Klangassoziationen kommentieren und deuten die Handlung. So entstehen suggestive Tonbilder einer weihnachtlichen Winternacht mit dem “erfrierenden” Mädchen im Zentrum, die in ihrer emotionalen Dichte eben nur durch das “unmögliche Kunstwerk Oper” möglicht werden. Auch hier also das viel beschworene “Kraftwerk der Gefühle” – trotz sublimer Mittel die Fortsetzung “großer Oper”. Peter Ruzicka formulierte es so: “Das Mädchen mit den Schwefelhölzern” hat “das ästhetische Koordinatenkreuz des Musiktheaters, ja das Denken über Musik verändert.”