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Mann liebt Wagner: Lebensmusik

14.02.2001
“Die Musik habe ich immer leidenschaftlich geliebt”, schrieb Thomas Mann. Vor allem die von Richard Wagner.Wie er liebte und was sich davon in seinen Texten niederschlug, kann man jetzt bequem auf Deutsche Grammophon anhören. Mit der Stimme von Gert Westphal.
In seinem nächsten Leben wollte Thomas Mann Kapellmeister werden und als ein Kritiker seine Erzählweise sogar mit der “Aktivität eines Dirigenten” verglich, zitierte er das Lob noch Jahre später. Mann selbst sprach von “guten Partituren”, wenn ihm ein Text gut gelungen war, nannte sein eigentliches Talent “musikalisch”. Die Musik war für ihn die höchste aller Künste. Und darin bekam vor allem eine den Spitzenplatz: die Musik von Richard Wagner. Also hört Thomas Mann am 6. Juni, seinem 125. Geburtstag, im siebten Himmel “Isoldes Liebestod” wohl vom Meister persönlich. Auf dem berühmten Grammophon seines “Zauberberg”-Romans soll das “Meistersinger”-Vorspiel erklingen – natürlich in einer überirdischen DG-Aufnahme. Sie ist Teil einer jetzt auf CD erschienenen Rede, die Gert Westphal, passionierter Thomas-Mann-Leser und -Vorleser und selbstverständlich auch Wagnerianer, aus Tagebüchern, Briefen, Vorträgen und Erzählungen zusammengestellt hat. Er nennt sie “Lebensmusik”.
 
Westphal zitiert Thomas Manns Bewunderung für Richard Wagner: “Denn die Bewunderung ist das Beste, was wir haben. Was wäre der Mensch, der Künstler gar, ohne Bewunderung, Erfülltheit, Hingegebenheit an etwas, was nicht er selber ist, was viel zu groß ist, um er selbst zu sein, aber was er als das Hochverwandte und mächtig Zusagende empfindet, dem näher zu kommen, das ‘mit Erkenntnis zu durchdringen’ und sich ganz zu eigen zu machen, ihn leidenschaftlich verlangt? Bewunderung ist die Quelle der Liebe, sie ist schon die Liebe selbst – die keine tiefe Liebe, keine Passion und vor allen Dingen ohne Geist wäre, wenn sie nicht auch zu zweifeln, an ihrem Gegenstand zu leiden wüßte. Bewunderung lehrt den hohen Anspruch und ist das stärkste und erzieherisch strengste Stimulans zum eigenen geistigen Beitrag, die Wurzel alles Talentes. Wo sie nicht ist, wo sie abstirbt, da keimt nichts mehr, da ist Verarmung und Wüste.” Thomas Manns “Lebensmusik” von und für Richard Wagner erschien pünktlich zu den Bayreuther Festspielen: die Liebeserklärung eines leidenschaftlichen Bewunderers.

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