Hermann Prey | News | Väter und Söhne

Väter und Söhne

25.06.2008
Das Lied war seine große Leidenschaft. Natürlich hat Hermann Prey auch in den anderen Disziplinen brilliert, vor allem in seinen verschiedenen Paraderollen an den großen Opernhäusern dieser Welt. Doch am meisten am Herzen lag ihm die kleine Form, das intime musikalische Zwiegespräch zwischen Klavier und Stimme, in dem ein ganzes Drama, Leid und Freud, Bewegtheit und Unbeschwertheit ihren Platz haben. Zehn Jahre nachdem der famose Bariton überraschend an Herzversagen starb, setzt ihm nun die Deutsche Grammophon mit einer besonderen Edition ein Denkmal: “Hermann Prey – Die Lieder meines Vaters” ist das edel in Buchästhetik gestaltete Destillat des gewaltigen Liedprojektes, das der Sänger in den Siebzigern verwirklichte, ausgesucht von seinem Sohn Florian Prey, seines Zeichens selbst ein international renommierter Star des Gesangs.
Und er hat es sich nicht leicht gemacht. Schließlich wollte Florian Prey keine einfache Best-Of-CD  herausgeben, sondern eine Zusammenstellung der Lieder, die er selbst für die besten und wichtigsten hielt und von denen er wusste, dass sie seinem Vater besonders am Herzen gelegen sind. Das war eine Herausforderung, denn die legendäre zwischen 1971 und 1975 entstandenen Originalaufnahmen der “Lied Edition Hermann Prey” umfasst immerhin 451 Werke aus allen Epochen.

“Ich habe mir alle Liedaufnahmen noch einmal angehört und lange hin- und hergetauscht, bis ich die richtige Mischung hatte”, erläutert Florian Prey im Gespräch mit dem Klassik-Journalisten Thomas Voigt die Auswahl der zwei CDs. “Dabei habe ich dann auch einiges wieder entdeckt: Zum Beispiel ‘Liebesschmerz’, ein Lied des Mozart-Freundes Anton Teyber. Oder ‘Rastlose Liebe’ ein aufregendes Stück von Wenzel Johann Tomaschek. Spohrs ‘Ungeduld’ hat mich beim Wiederhören sehr fasziniert, genauso ‘Die stillen Gräber’ von Gluck, ein unglaublich starkes Lied von fast schon meditativer Qualität, und auch ‘Sind es Schmerzen, sind es Freuden?’ von Carl Maria von Weber. Das Lied ist fast eine kleine romantische ‘Minioper’, gesungen von einem Sänger”. Die Stücke flossen in die Zusammenstellung ein, als besonderen Farben, aber auch als Zeichen dafür, dass das Lied weit mehr als nur den engen Kreis der gängigen Recitalprogramme umfasst und für sich eine Gattung darstellt, deren Schönheit mühelos mit der Konkurrenz auf Opern- oder Oratorienbühnen mithalten kann.
 
Natürlich aber wurden auch einige der berühmtesten Beispiele der Kunstform in die Sammlung “Hermann Prey – Die Lieder meines Vaters” aufgenommen. Das Spektrum reicht von Adam Krieger, Johann Sebastian Bach, Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart über Franz Schubert, Robert Schumann und Felix Mendelssohn bis hin zu Arnold Schönberg, Alban Berg und Hans Jelinek, mit einem besonderen Augenmerk auf Hugo Wolf: “Der gehörte schon während seines Studiums zu seinen Favoriten”; fährt Florian Prey im Bericht über den Vater fort, “Als meine Mutter und er sich kennen lernten, hatte er sich bereits intensiv mit den Liedern von Wolf beschäftigt. Meine Mutter erzählte mir kürzlich, dass er besonders ‘Anacreons Grab’ geliebt hat. Er hat auch später immer wieder reine Hugo-Wolf-Abende gegeben – was schon ein Wagnis ist, besonders für Veranstalter. Auch heute noch gilt Wolf ja als schwierig. Aber im Leben meines Vaters war er eine Konstante.” Drei Lieder von Wolf finden sich auf der Sammlung, neben “Anacreons Grab” noch “Liebesglück” und “Der Feuerreiter”.

Begleitet wurde Hermann Prey über die vier Jahre seiner Edition hinweg von kongenialen Pianisten wie Leonard Hokanson, Michael Krist, Jörg Demus, Karl Engel, Wolfgang Sawallisch und in einem Fall auch von Friedrich Gulda. Damit schließen sich die Kreise. Denn nicht nur war der Vater ein großer Bewunderer des österreichischen Pianisten, auch die Söhne der Künstler haben sich inzwischen zusammen getan. Florian Prey, der neben seiner Tätigkeit als Künstlerischer Leiter der 1981 von Herrmann Prey gegründeten “Herbstlichen Musiktage Bad Urach” lange schon internationales Renommee als Bariton genießt, und Rico Gulda, ebenfalls Pianist, Produzent und versierter Liedbegleiter, haben sich aus Anlass der Veröffentlichung zusammen getan und vier bislang unveröffentlichte Jugendwerke Gulda Seniors angestimmt. Diese “Eichendorff-Lieder” sind das besondere Dankeschön dieser Sammlung, mit dem sich die Generation der Nachkommen vor dem Schaffen der Väter verbeugt, und sind damit ein würdiger Abschluss für ein herausragendes Tribute-Album.

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