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Fragile Schönheit

03.12.2004
Als ein besonderes Klassik-Highlight des Jahres 2004 wurde dieses Album Selected Classics-Reihe aufgenommen.
Für Edward Elgar war es eine Herzensangelegenheit. “Ich habe meine ganze Seele in das Konzert, die zweite Symphonie und die Ode [The Music Makers] gelegt und du weißt es”, vertraute er seiner Freundin Alicel Stuart-Worley an.
So zählt sein Violinkonzert zu den komplizierten Werken der Geigenliteratur, weil es ein besonderes Gespür für die hinter dem Glanz des Virtuosen verborgenen Gefühle voraussetzt. Genau das Richtige also für eine außergewöhnliche Geigerin wie Hilary Hahn.
 
Fritz Kreisler war ein großer Verehrer von Edward Elgars Tonkunst. Selbst einer der größten Instrumentalisten seiner Generation versuchte er über Jahre hinweg, den Komponisten zu einem Violinkonzert zu überreden. Steter Tropfen höhlt den Stein und so machte sich Elgar tatsächlich daran, ein orchestrales Werk für die Geige zu schreiben. Im August 1910 war es fertiggestellt, natürlich übernahm Kreisler die Premiere am 10. November des Jahres und wurde ebenso wie dessen Schöpfer mit reichlich Ovationen bedacht. In den folgenden Jahren gehörte es zum festen Repertoire des Stargeigers, wenn auch zunehmend zum Leidwesen Elgars. Denn Kreisler nahm einige Kürzungen vor, mit denen der Komponist gar nicht einverstanden war. Und er schaffte es nicht, das Werk aufzunehmen und in seiner Interpretation für die Nachwelt festzuhalten. Erst als Jahre später der junge Yehudi Menuhin das Konzert auf Schellack archivierte, war es Elgar vergönnt, doch noch eine Deutung zu erleben, die seinen Vorstellungen entsprach: “Hier begegnen sich zwei Seelen und verschmelzen miteinander”, soll er daraufhin sichtlich gerührt gesagt haben.
 
Rund ein Dreivierteljahrhundert später hätte er erneut seine Freude an einen Einspielung seines Violinkonzertes gehabt. Denn ähnlich dem jungen Menuhin gelingt es der amerikanischen Geigerin Hilary Hahn, hinter die Fassade des opulenten Werkes zu blicken: “Was bleibt, gibt sich in fließendem Gesang zu erkennen. Wir wachsen mit diesen Bögen, folgen ihrer Gestalt, bis sie für immer verklingen, und sehnen und nach dem Dunkel, das die Auflösung bringt”, dichtet sie unter dem Eindruck der Musik und widmet sich mit betörender Intensität der Interpretation. "Diese junge Künstlerin spielt nicht einfach phänomenal Geige mit strahlend klarem Ton in allen Lagen und dynamischen Schattierungen und mit perfekter Technik ", meinte die Süddeutsche Zeitung, als Hilary Hahn im Oktober 2002 mit Elgars Konzert in München gastierte, “sondern – einmal sei das Wort erlaubt – das Wunder dieser Violinistin ereignet sich in der Überlegenheit, mit der sie die jeweilige Musik geistig ausphrasiert und entstehen lässt”.
 
Und so war es an der Zeit, sowohl Elgars Konzert als auch Vaughan Williams “The Lark Ascending”, – beides Werke, mit denen Hilary Hahn schon seit mehreren Jahren auf Tournee ist – auf CD festzuhalten. Die Voraussetzungen dafür waren gut. Mit den Londoner Philharmonikern unter der Leitung von Sir Collin Davis stand Hahn nicht nur ein ausgezeichnetes Orchester, sondern auch ein Dirigent zur Seite, der als erfahrener Maestro im Umgang mit den Feinheiten des britischen Repertoires vertraut ist. Gemeinsam erarbeiteten sie die Partitur, im Oktober und Dezember 2003 wurde es dann Ernst in den Londoner Abbey Road Studios. Und tatsächlich gelang es, die besondere Stimmung der Live-Darbietungen, die die Menschen in aller Welt bereits begeistert hatte, auch im Studio herbei zu zaubern. So wurde Hahns zweites Album für die Deutsche Grammophon ein weiteres Juwel im Mosaik einer Künstlerin, die zu den Besten ihres Fachs gehört.

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