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The Hilliard Ensemble

40 Jahre Hilliard Ensemble – Episode 4 – “Passio” – Größe durch Verzicht

John Potter, Paul Hillier, Michael George, David James, Rogers Covey-Crump, Lynne Dawson, Gordon Jones
© Roberto Masotti / ECM Records
28.11.2013
Wenige Passionsvertonungen, die nach J. S. Bach entstanden, kommen an Bedeutung und Wirkung dem nahe, was dieser mit seinen großartigen Schöpfungen nach den Evangelien des Matthäus und des Johannes schuf. Kaum ein Komponist des 19. Jahrhunderts unternahm überhaupt den Versuch, die Passionsgeschichte zu vertonen. Zu den wenigen, die noch heute aufgeführt werden, gehört John Stainers „The Crucification“ von 1887.

Erst im späten 20. Jahrhundert erwachte das Interesse an dem Genre neu. Bemerkenswerte Vertonungen der Leidensgeschichte Jesu stammen von Penderecki, MacMillan, Golijov und Tan Dun. Die wohl bekannteste zeitgenössische Passion stammt von dem estnischen Komponisten Arvo Pärt. Seine Passio Domini nostri Jesu Christi secundum Joannem enstand im Jahr 1982 als Auftragswerk für den Bayerischen Rundfunk. Sie zählt zu den größten Chorwerken des späten 20. Jahrhunderts.
Arvo Pärt schrieb seine Passion inspiriert von frühen Vorläufern aus dem Mittelalter im berühmten Tintinnabuli-Stil. Die unmittelbar berührende Wirkung dieses Werks verdankt sich der Strenge, die sich Pärt in der Beschränkung der musikalischen Mittel auferlegt hat. Seine Passion „enthält sich jeglicher affektiven Deutung des Geschehens”, schreibt Karl Böhmer im Kammermusikführer der Villa Musica Rheinland-Pfalz. „Es gibt keinen vordergründigen Zusammenhang mit den Worten, keinerlei ‚Text-Ausdeutung‘. In der Haltung puren Rezitierens und der ständigen Wiederkehr gleicher Wendungen gemahnt die Musik an den Psalmton, in der Askese der verwendeten Mehrklänge und Tonfolgen an mittelalterliche Musik.”
1988 erschien die Aufnahme des Hilliard Ensembles bei ECM New Series in der Besetzung David James (Alt), Rogers Covey-Crump (Tenor), John Potter (Tenor), Gordon Jones (Bariton) und Michael George (Bass). Vokale Unterstützung leistete die Sopranistin Lynne Dawson. Es dirigierte Paul Hillier. „Mancher mag abgeschreckt sein von dem einzigen langen Musiktitel auf diesem Album, der dem Hörer kaum eine Ruhepause gönnt. Doch die uns schließlich erwartende Entschädigung überwiegt die bis dahin nötige Geduld bei weitem“, schreibt der Kritiker Tryan Grillo. „Eine vielfältige Herangehensweise an die Aufnahmen zeigt sich hier in jedem Aspekt. So gelingt ein Gleichgewicht zwischen Innigkeit und schierer Weite des Klangs.“
In diesem Player hören Sie Stücke aus den Alben, die in unsere Jubiläums-Serie vorgestellt worden sind:

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