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Kathleen Edwards – Asking For Flowers

13.08.2008
Die aus Ottawa stammende kanadische Sängerin und Songschreiberin Kathleen Edwards, verbrachte, da ihre Eltern im diplomatischen Dienst tätig waren, einen Großteil ihrer Jugend im Ausland (u.a. in Südkorea und der Schweiz). Ab ihrem fünften Lebensjahr erhielt sie Geigenstunden, später lernte sie außerdem Gitarre und Klavier spielen. Durch die Plattensammlung ihres älteren Bruders wurde ihr Interesse für die Musik von Bob Dylan, Neil Young und Tom Petty geweckt. Nach Kanada kehrte Kathleen Edwards erst wieder zurück, als sie bereits die Schule absolviert hatte. Doch statt dort ein Studium zu beginnen, entschied sie sich, eine musikalische Laufbahn einzuschlagen. Ihr damaligen Vorbilder waren Ani DiFranco und Ryan Adams' Band Whiskeytown.
1999 brachte Kathleen Edwards die in Eigenregie produzierte EP “Building 55” heraus, und mit dieser im Handgepäck ging sie dann auf eine selbst organisierte Tournee kreuz und quer durch Kanada. 2001 zog sich ins ländliche Quebec zurück, um dort in Ruhe die Lieder für ihr Debütalbum “Failer” zu schreiben, das im Jahr 2003 erschien und ihr vom amerikanischen Rolling Stone das Urteil einbrachte, eine der meistversprechenden neuen Künstlerinnen des Jahres zu sein. Auch die New York Times war voll des Lobes über das aufregende Country-Rock-Debütalbum der damals erst 25jährigen Kanadierin. Nach der Veröffentlichung konnte Kathleen mit ihrer Band bereits im Vorprogramm von Legenden wie Bob Dylan und den Rolling Stones auftreten.
 
Nach einem 2004 veröffentlichten Live-Album (“Live From Bowery Ballroom”) folgte 2005 das zweite Studioalbum “Back To Me”, das bei dem Independent-Label Zoë Records herauskam, bei dem auch schon Alben von Vienna Teng, Duncan Sheik, Juliana Hatfield und den Cowboy Junkies erschienen sind. Nun folgt mit “Asking For Flowers” der dritte Streich, den die mittelerweile 29jährige Künstlerin in ihren eigenen Worten vorstellen möchte:
 
 Vor drei Jahren minus drei Tagen brachte ich mein letztes Album heraus.
 
Die Nacht davor saß ich dreizehn Stunden lang in einem Greyhound-Bus, der mich von Kanada nach New York brachte, wo ich einen Auftritt in der “Late Show with David Letterman” hatte. Wie es das Schicksal wollte, war mein Flug gestrichen worden, weil die Ostküste von einem schweren Sturm heimgesucht wurde und alle New Yorker Flughäfen geschlossen werden mußten. Als ich die Grenze erreichte, amüsierte sich die Zollbeamtin ziemlich, als ich ihr den Grund für meine Reise nach New York nannte. “Um in einer Late-Night-Fernsehshow aufzutreten”, sagte ich. Sie dachte wahrscheinlich, ich sei verrückt, ließ mich aber wieder in den Bus einsteigen. Ich erinnere mich, daß später jemand hinter der Bühne zu mir meinte: “Weißt du was, Herzchen, die meisten Leute sagen einfach ab.” Wohl kaum.
 
Und so begannen für mich, zwei Jahre nachdem ich mein erstes Album “Failer” veröffentlicht hatte, anderthalb sehr aufregende Jahre. Ich durfte beim “Austin City Limits”-Festival spielen und im Vorprogramm von Willie Nelson, John Prine, Aimee Mann, My Morning Jacket, John Mayer und Bryan Adams auftreten. Ich wurde zu einer Performance bei “Farm Aid” eingeladen (und heulte mir die Augen aus dem Kopf, als Neil Young “Old Man” vortrug), trat in “Grand Ole Opry”, einer wöchentlichen Country-Music-Radiosendung aus Nashville, auf (Colin, mein Ehemann und Bandkollege, trug seinen original Nudie-Anzug!), steuerte einen Song zum Soundtrack von Cameron Crowes Film “Elizabethtown” bei, tourte durch Australien und Europa, reiste per Wohnmobil, Tourbus, Flugzeug, Fähre, solo und mit der Band… und dann ging’s nach Hause.
 
Die meisten Leute bringen Platten öfter als nur alle drei Jahre heraus. Aber nachdem ich so lange unterwegs gewesen war, gab es ein paar andere Dinge, die ich unbedingt machen wollte. Zuerst kaufte ich mir ein Heintzman-Klavier und verbrachte den ganzen Herbst des Jahres 2006 damit, das Instrument spielen zu lernen.  Im Frühjahr arbeitete ich in einer Weinkellerei, übte mehr als in den Jahren zuvor Geige, gärtnerte pausenlos, begann zu joggen, absolvierte wahllos ein paar Shows und sang auf Platten von einigen Freunden mit, darunter – und darauf bin ich sehr stolz – John Does Song “The Golden State”.
 
Im Januar 2007 begann ich mit Jim Scott in den Plyrz-Studios zu arbeiten. Mit Jim wollte ich immer schon zusammenarbeiten, seit ich seinen Namen auf dem Cover des Whiskeytown-Albums “Strangers Almanac” gelesen hatte. Und beim Abmischen meines letzten Albums “Back To Me” hatten wir uns auf Anhieb so gut verstanden, daß mir die Entscheidung, mit ihm auch wieder bei meinem neuen Album “Asking For Flowers” zusammenzuarbeiten, leichtfiel. Ein Traum ging in Erfüllung. Ich mußte mich des öfteren zwicken, ich konnte es einfach nicht glauben, daß ich ihn bei der Einspielung dieser Platte wirklich an meiner Seite hatte.
 
Es war eine solche Ehre mit Don Heffington, Bob Glaub, Benmont Tench und Greg Leisz zu arbeiten, die bei den meisten Songs als meine Band fungierten. Es ist immer mit einem Risiko verbunden, wenn man mit Leuten, die einen nicht kennen, in ein Tonstudio geht. Aber in diesem Fall nicht. “The Cheapest Key” war ein Song, bei dem ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt schon für eine Aufnahme reif war. Aber nach ein paar Durchläufen hatten wir den Take, und nun ist es die Nummer, bei deren Aufnahme ich bisher den meisten Spaß hatte. “Goodnight, California” ist ein sechseinhalbminütiges Lied, das wir beim zweiten Anlauf im Kasten hatten. Das Stück hat eine markante Baßlinie, die von Sebastian Steinberg (Ex-Soul Coughing) grandios eingespielt wurde. An der Hammond-Orgel ist John Ginty zu hören. “I Make The Dough, You Get The Glory” war ein Song, den ich schrieb, nachdem Jim Scott mich zufällig eine Zeile, die ich gerade geschrieben hatte, singen hörte. Er drängte mich, den Song noch in derselben Nacht auf meinem Hotelzimmer fertigzuschreiben. Und mit einer kleinen Hilfe von ein bißchen Wein schaffte ich das auch. Schon am nächsten Morgen nahmen wir das Lied auf. Den Gesang lieferte ich größtenteils live aus dem Stegreif, und auch Greg Leisz' erstaunlicher Pedal-Steel-Part wurde komplett ohne Proben eingespielt. Meine Mutter ist mit ihren “Oohs” im Chor zu hören. Als sie sich bei mir später über den Titel des Stücks “Sure As Shit” beschwerte, drohte ich ihr allerdings an, ihren Beitrag gleich wieder zu löschen.
 
Kevin Fox, ein langjähriger kanadischer Bekannter, verdient Erwähnung für seine Streicherarrangements, aber auch dafür, daß er mich in dem Streichquartett mitspielen ließ. Ich machte auch Aufnahmen mit einigen weiteren kanadischen Freunden wie Gary Craig (Schlagzeug), Bob Packwood (Keyboards), Justin Rutledge (Gesang), Paul Reddick (Harmonika) und natürlich mit Jim Bryson und Colin Cripps. In meinem Wohnzimmer nahmen wir einige Pianoparts, die elektrische Gitarre und Jims Gesang in “Asking For Flowers” auf. Bei den Takes mußten wir allerdings immer wieder die Heizung ausschalten, damit man das Rumpeln des Boilers nicht hörte.
 
Ich hatte bei dieser Platte gehofft, mit einigen Musikern zu spielen, mit denen ich bisher noch nicht zusammengearbeitet hatte. Ich wollte eine klangliche Vision verwirklichen, die in meinem Kopf herumgespukt war. Ich wollte alles dafür tun, sowohl sehr präzise als auch aufgeschlossen zu sein. Ich wollte Folksongs ohne viel Brimborium, aber auch üppige Instrumentalstücke. Aber das Wichtigste war: ich wollte Songs schreiben, die eine ehrliche und integre Geschichte erzählen, sei es meine oder die von jemand anderem. Diese Songs kommen wirklich von Herzen, das ist vielleicht auch der Grund dafür, daß ich so lange brauchte, um sie zu schreiben.  Und noch etwas: Ich habe für dieses Album erstmals selbst ein Gitarrensolo eingespielt (in dem Stück “Run”), und das ist eine bedeutende Leistung, wenn man mit einem außergewöhnlichen Gitarristen (Colin Cripps) verheiratet ist.
 
Und jetzt freue ich mich auf all die Tourneen, die vor uns liegen und bei denen wir die Songs live neuerfinden werden, sowie auf neue und bekannte Gesichter. Ich fühle mich so privilegiert, daß ich das tun kann, was ich tue, und ich strebe danach, gut in dem zu sein, was ich tue. Ich weiß, daß ich nun mehr als genug herumgeschwafelt habe, aber wenn ich nicht gut sein wollte, könnte ich ja gleich zuhause bleiben. Und danach steht mir nicht der Sinn. Allerdings steht mir auch nicht der Sinn danach, noch einmal einen Greyhound-Bus zur Letterman-Show zu nehmen.
 
Danke schön.

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