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Keith Jarrett (Biografie 2.Teil)

27.06.2007
Durch das Zusammenspiel mit Charles Lloyd und die Mitwirkung in der Miles Davis Group war Keith Jarrett Anfang der 70er Jahre in der internationalen Jazzszene schon kein Unbekannter mehr. Zu wirklichem Weltruhm sollte er allerdings erst durch die Aufnahmen kommen, die er ab 1972 für das noch junge Münchner Label ECM Records des Produzenten Manfred Eicher einspielte.
Schon das erste im Studio entstandene Soloalbum Facing You offenbart die genialen Improvisationskünste des Pianisten. Arte-Online und die SWR2-Jazzredaktion nahmen das Album in ihre Liste der 30 Jahrhundertaufnahmen des Jazz auf. In der Vorstellung des Albums heißt es: “Es zeigt den jungen Virtuosen als Meister im Umgang mit harmonischen Changes, als innig-versonnenen Melodiker und vor allem als fulminanten Kontrapunktiker.” Nach einem Duo-Album mit dem Schlagzeuger Jack DeJohnette (“Ruta & Daitya”), mit dem Jarrett einen Schlußpunkt unter seinen bei Miles begonnenen Abstecher in den Jazz-Rock setzte, und einer Aufnahme mit dem Stuttgarter Radio-Sinfonieorchester (“In The Light”) folgte mit Solo Concerts: Bremen/Lausanne das erste atemberaubende Solo-Live-Album.
 
Bevor Jarrett die Jazzwelt (oder die Musikwelt überhaupt) mit seinem legendären Köln Concert 1975 vollends eroberte, überraschte er noch mit zwei Alben, die er mit dem Saxophonisten Jan Garbarek, Bassist Palle Danielsson und Schlagzeuger Jon Christensen aufgenommen hatte: Belonging und Personal Mountains. Parallel zu diesem in Europa ungemein populären skandinavischen Quartett unterhielt Jarrett in den USA mit Saxophonist Dewey Redman, Bassist Charlie Haden und Schlagzeuger Paul Motian auch ein amerikanisches Quartett, mit dem er für das Impulse-Label Platten einspielte, die sich musikalisch recht deutlich von den ECM-Werken unterschieden. In zwei Boxen mit insgesamt neun CDs wurde die gesamten zwischen 1973 und 1976 gemachten Impulse-Aufnahmen Jarretts mittlerweile auf CD veröffentlicht.
 
Auch in der zweiten Hälfte der 70er Jahre erregte der Pianist mit mutigen und ungewöhnlichen Veröffentlichungen bei ECM Aufsehen: Etwa mit der 10 LPs umfassenden Box Sun Bear Concerts (1979), die den Komplettmitschnitt einer Japan-Tournee enthielt. Neben den Aktivitäten im Konzertsaal begann Jarrett auch, sich für klassische Musik und im Jazz unübliche Instrumente zu interessieren. Die Alben Hymns, Spheres (1976) und Invocations – Moth And The Flame (1979) entstanden an der Riepp-Kirchenorgel in Ottobeuren, Book Of Ways (1986) präsentierte ihn am Clavichord, die während der folgenden Jahre entstandenen Einspielungen der Goldberg-Variationen (1989) und des Wohltemperierten Klaviers (1987/90) wurden mehrfach preisgekrönt.
 
Für Furore sorgte Keith Jarrett Anfang der 80er Jahre, als er mit dem Bassisten Gary Peacock und dem Schlagzeuger Jack DeJohnette das sogenannte Standards-Trio bildete. Mit der 1983 einsetzenden Serie von Standards-Einspielungen belebte Jarrett nicht nur das damals verpönte Broadway- und Tin-Pan-Alley-Repertoire erfrischend originell wieder, sondern gab dem Klavier-Trio-Format, das seit dem Tod von Bill Evans im Jahr 1980 als relativ ausgereizt betrachtetet wurde, neue Impulse. Mit dem Standards-Trio machte der Pianist zahlreiche, überwiegend live aufgenommene Alben, die sich allerdings regelmäßig mit weiteren Solo-Darbietungen – Paris Concert (1988), Vienna Concert (1991) und La Scala (1995) – abwechselten.

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