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Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette – Up For It

02.05.2003
Um ihr 20jähriges Jubiläum zünftig zu feiern, veröffentlichen Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette nun “Up For It”, ihr mittlerweile sechzehntes gemeinsames Album für ECM. Die Aufnahmen wurden erst im letzten Sommer live beim Antibes Jazz Festival in Juan-les-Pins mitgeschnitten. Nach “Inside Out” und “Always Let Me Go”, zwei Alben, die ganz im Zeichen der freien Improvisation standen, stehen nun wieder die Jazzstandards auf dem Programm, die das Trio 1983 zusammenführten. Neben einigen Klassikern, die im Repertoire des Trios mittlerweile den Rang von “Greatest Hits” (“My Funny Valentine”, “Someday My Prince Will Come”, “Autumn Leaves”, “If I Were A Bell” und “Butch And Butch”) einnehmen, tauchen auf diesem Live-Album auch drei Titel auf, die man bislang noch nicht von Jarrett, Peacock und DeJohnette gehört hatte: Charlie Parkers Bebop-Meisterwerk “Scrapple From The Apple”, “Two Degrees East, Three Degrees West”, ein schwermütiger Blues des Modern Jazz Quartet, und das Titelstück “Up For It”, eine berauschende neue Komposition Jarretts.
“Nach Rückkehr zu freier kollektiver Improvisation eine scheinbare Rückkehr zu den alten Hüten”, meinte Peter Rüedi in der Schweizer Weltwoche. “Aber wie die gegen den Strich gebürstet werden! Vier Standards im engeren Sinn, zwei Bop-Klassiker und als größte Überraschung John Lewis' minimalistisch hingetupfter Stop-and-go-Blues ‘Two Degrees East, Three Degrees West’: abermals ein Beispiel für Jarretts neu entdeckte Sparsamkeit, die sich schon in seiner Vorliebe für Ahmad Jamal zeigt. ‘Up For It’ ist ein acht Minuten andauernder, an drei Halbtönen aufgehängter Vamp von Jarrett, mit dem er ‘Autumn Leaves’ ausklingen läßt. Die Einleitung zu ‘My Funny Valentine’ aber war selbst bei Jarrett so oder ähnlich noch nie zu hören. Er hat den Song oft gespielt.”
 
“Standards werden von vielen unterschätzt, weil die Leute keine Vorstellung davon haben, wie schwer es ist, eine vernünftige Melodie zu schreiben”, erklärt Jarrett erneut seine Passion für dieses Genre. “Die meisten Komponisten der Stücke, die ich auf den Standards-Alben aufgenommen habe, werden nicht als ‘ernsthafte’ Komponisten eingestuft. Aber sie haben einen Stellenwert, den sogenannte ernsthafte Komponisten kaum einmal erringen können. Viele der ernsthaften Komponisten würden auch schnell an die Grenzen ihrer Fähigkeiten stoßen, wenn man von ihnen verlangen würde, etwas in einer kleinen Melodieform zu schreiben.” Gerade diese “kleinen Melodieformen” aber sind eine große Herausforderung für jeden Improvisationskünstler. Grenzen setzt ihm dabei nur seine eigene Phantasie. “Ich wollte damals, als ich anfing Standards zu spielen, beweisen, daß im Jazz nicht die musikalische Vorlage wichtig ist, sondern das, was man aus ihr macht. Ich wollte klarmachen, daß wir dieses Material nicht besitzen, daß es nicht unsere Musik ist. Wir setzen uns damit zwar so ernsthaft auseinander, als wenn es unseres wäre, aber wir versuchen nie, es in etwas vollkommen anderes zu verwandeln.”
 
Genau dies zeichnet das Standards Trio seit nunmehr zwanzig Jahren auch ganz besonders aus: Daß es ihm stets gelingt, die goldrichtige Balance zwischen den Vorlagematerial und eigenen Ideen herzustellen, zwischen Interpretation und Improvisation, zwischen Altem und Neuem.
 
Mit dem 20jährigen Jubiläum und der Veröffentlichung von “Up To It” fiel auch die Ankündigung zusammen, daß Keith Jarrett der diesjährige Gewinner des Polar Music Prize ist, der von der Königlichen Schwedischen Musikakademie verliehen wird und als eine der wichtigsten Auszeichnungen in der internationalen Musikwelt gilt. Jarrett ist 2003 der einzige Preisträger; bisher wurde der Preis immer getrennt in den Sparten “ernste” und “populäre” Musik vergeben – eine Kategorisierung, der sich der Pianist in seiner beispiellosen Laufbahn ohnehin stets entzogen hat.
 
In der Begründung der Jury heißt es: “Der Polar Music Prize 2003 wird an den amerikanischen Musiker Keith Jarrett vergeben, einen Pianisten, Komponisten und Meister auf dem Gebiet der improvisierten Musik. Keith Jarretts musikalische Kunst ist gekennzeichnet durch seine Fähigkeit, mühelos Grenzen in der Welt der Musik zu überschreiten. Jarrett, der in den 70er Jahren seine natürliche Heimat beim ECM-Label fand, hat sich sich im Laufe der Jahre sowohl im Kontext des Jazz als auch in Kompositionen für verschiedene Kammermusik-Ensembles und Orchester ausgedrückt. Durch eine Serie brillanter Solodarbietungen und Aufnahmen, die seine zutiefst spontane Kreativität beweisen, hat er die Pianoimprovisation als Kunstform zugleich zu neuen, unvorstellbaren Höhen geführt. In den 80er Jahren startete Keith Jarrett sein ‘Standards’-Trio-Projekt und richtete den Fokus – mit Bassist Gary Peacock und Schlagzeuger Jack DeJohnette – auf das ‘Great American Songbook’. Auf vollkommen überragende Art entwickelte das Trio die Kunst der Gruppenimprovisation im kammermusikalischen Rahmen weiter.”


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