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Keith Jarrett Trio – The Cure

20.04.1990
Als “Standards”-Trio sind Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette seit 1983 in der ganzen Jazzwelt bekannt. Kurioserweise benannten sie nun ihr neuntes Album “The Cure” nach dem einzigen Titel, der nicht aus dem Fundus dieser Jazzstandards stammt, sondern von Jarrett selbst zum Repertoire beigesteuert wurde. Die Titelnummer steht in der Tradition der freien Stücke, die bereits die beiden Trio-Alben “Changes” (1983) und “Changeless” (1987) prägten.
Aufgenommen wurde dieser 77minütige Konzertmitschnitt am 21. April 1990 in der New Yorker Town Hall. Jarrett, Peacock und DeJohnette begeisterten das dortige Publikum mit ihren einzigartigen Interpretationen von zeitlosen Klassikern wie Thelonious Monks “Bemsha Swing”, Dizzy Gillespies “Woody 'N You”,"Body And Soul", “Blame It On My Youth” und Duke Ellingtons “Things Ain’t What They Used To Be”.
 
In der kurz zuvor veröffentlichten Keith-Jarrett-Biographie von Ian Carr (“Keith Jarrett: The Man And His Music”) erläuterte Bassist Gary Peacock die musikalische Philosophie des Trios: “Viel wichtiger als das, was du spielst, ist, wie sehr du dich in die Musik einbringst. Es ist nicht so sehr, was du tust, sondern viel mehr die Energie, der du folgst. Man erlaubt der Energie einen zu durchdringen, und wenn man dann eine Note spielt, reicht das schon. Der Fokus liegt also nicht darauf, wieviel du mit einem Stück anstellst, wie sehr du es analysierst, es geht um das Feeling des Stücks. Jeder Standard hat seinen eigenen Charakter, seine eigene Seele… seine eigene Würze. Wenn man es schafft, zu dieser Würze, zu diesem Aroma vorzudringen und bei ihm zu bleiben, anstatt zu versuchen, ihm eigene ‘Ideen’ aufzudrücken, dann hat es etwas Magisches.”
 
“Das sogenannte ‘Standards-Trio’ des Tasten-Philosophen Keith Jarrett ist fast schon eine Standard-Institution im improvisierten Kammerjazz – oder, in anderen Worten: eine musizierende Einheit, die das freie Fließen der Gedanken und Eingebungen mit einer Konstanz vorführt, die an einen unaufhörlich sprudelnden Ideenquell denken läßt”, schrieb Stereoplay in einer Rezension des Albums. “Kontinuität der Kreativität: Dies gilt auch für die neunte Aufnahme des Trios, einen Livemitschnitt aus der New Yorker Town Hall vom April 1990. Sieben goldene Oldies und eine Jarrett-Komposition präsentiert das Dreigestirn an Piano, Baß und Drums hier mit jener Konzentration und Leichtigkeit, die diese Combo unter die weltbesten Ensembles seiner Art katapultierte. Gary Peacocks weicher, geschmeidiger Kontrabaß und Jack DeJohnettes klangvolles, weite Räume durchmessendes Schlagzeug legen sich wie ein elastisches, nachgiebiges Korsett um Jarretts formbewußtes Spiel. Selbstverliebtheiten und ausufernde Alleingänge haben hier keinen Platz, vor falscher Bescheidenheit wiederum schützt die Akteure ihr starkes Ego. Durch Hineinhorchen in die Melodie und sensibel aufgebaute Interaktion finden die drei im Evergreen ‘Body And Soul’ Auswege aus Interpretationssackgassen, legen den verschlossenen Zauber ihrer Vorlage wieder frei. Ähnliches gelingt ihnen in der furiosen Eröffnung mit Monks ‘Bemsha Swing’, dem quirlig sprudelnden 'Woody ‘N You’ frei nach Dizzy Gillespie oder Duke Ellingtons energisch rhythmisiertem ‘Things Ain’t What They Used To Be’. Und im Jarrett-Stück ‘The Cure’ kommt das Trio mit kantigen Bluesakkorden aus der Reserve. ECMs Stammingenieur Jan Erik Kongshaug besorgte eine brillante Liveaufnahme.”


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