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Keith Jarrett Trio – Tribute

16.10.1989
Seit seinen Tagen in dem klassischen Klaviertrio mit Charlie Haden und Paul Motian hatte man Keith Jarrett nur äußerst selten in dieser instrumentalen Konstellation hören konnen. Eine markante Ausnahme bildete das 1977 von Gary Peacock eingespielte Album “Tales Of Another” (ECM 1101), an dem als dritter Akteur Jack DeJohnette beteiligt war. Schon damals war das Zusammenspiel der drei Musiker von einem enorm interaktiven Zuschnitt. So war es dann auch nicht verwunderlich, daß gerade Peacock und DeJohnette mit von der Partie waren, als Jarrett 1983 das “Standards”-Trio aus der Taufe hob. Ein Ensemble, das bei der Aufbereitung älterer Titel Maßstäbe setzen sollte.
Denn im Gegensatz zu vielen nacheifernden Bands gelingt dem Trio Jarrett, Peacock und DeJohnette kontinuierlich eine relevante Auseinandersetzung mit dem Repertoire des Bebop und den zu Klassikern gereiften Tin-Pan-Alley-Melodien. Die Homogenität dieser Formation, die bereits von Beginn an Fachpresse und Publikum einhellig begeisterte, hat auch im Laufe der nunmehr sieben Jahre währenden Zusammenarbeit nichts von ihrer Frische und Faszination eingebüßt.
 
Was das Trio urn Jarrett vor allem auszeichnet, sind die stets interessanten rhythmischen und harmonischen Wechsel und Brechungen, die – ohne dem ursprünglichen Charakter der Originale zuwiderzulaufen – den allseits bekannten Themen eine durchweg eigenständige Prägung geben. Das wird einmal mehr auf diesem 1989 in der Kölner Philharmonie mitgeschnittenen Live-Doppelalbum deutlich. Mit “Tribute” und seinen Widmungen an Lee Konitz, Jim Hall, Nancy Wilson, Bill Evans, Charlie Parker, Coleman Hawkins, Miles Davis, Anita O’Day, Sonny Rollins und John Coltrane möchte Jarrett auf die Quellen hinweisen, die das Trio bei den jeweiligen Interpretationen inspiriert haben.
 
Das gelungene Bemühen um hohe Authentizität wird beispielsweise in den Widmungstiteln an die Adressen der Saxophonisten Charlie Parker, Coleman Hawkins und Sonny Rollins sehr schön verdeutlicht. Jarretts Version von “Just In Time” erinnert mit ihren weitausholenden, energiesprühenden Improvisationen an die unglaublich rasanten Läufe Charlie Parkers. Ein reizvoller Kontrast entsteht auch durch die sich daran anschließende Ballade “Smoke Gets In Your Eyes”, die den eng mit der Melodieführung verwebten solistischen Exkursen Coleman Hawkins' die Reverenz erweist. Die kurzen, stuppenden Phrasen in “All The Things You Are” wiederum verweisen auf die akzentuierte Spieltechnik von Sonny Rollins, der er selbst den Namen “Pecking” gab. Zwei weitere Stücke sind der Cool-Jazz-Phrasierung von Lee Konitz (“Lover Man”) und der balladesken Einfühlsamkeit John Coltranes (“It’s Easy To Remember”) gewidmet. Somit gerät “Tribute” auch zu einem Showcase einiger der wichtigsten, stilprägenden Saxophonisten der 40er bis 60er Jahre.
 
Ergänzt und abgerundet werden die zehn kontrastreichen Standards durch zwei Eigenkompositionen Jarretts. Das hymnische “Sun Prayer” ist auf einer ostinaten Baßfigur errichtet, deren Motiv durch die ständig changierenden Umspielungen Jarretts und das von DeJohnette entfachte polyrhythmische Feuer immer wieder spannungsvoll aufgeladen wird. “U Dance” dagegen lebt von seinem ausgesprochen karibischen Charme und der leichtfüßigen Lebendigkeit. Mit ihren ins Ohr gehenden Melodien fügen sich die beiden Titel nahtlos in das geschlossene Klangbild von “Tribute” ein.


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