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Schuld war nicht die Bossa Nova – Rio von Keith Jarrett

Keith Jarrett c Patrick Hinely Work/Play / ECM Records
© Patrick Hinely Work/Play / ECM Records
02.11.2011
Weltweit dürfte es etwa noch drei Jazzmusiker geben, die nie ein Bossa-Nova-Album aufgenommen haben. Keith Jarrett ist einer von ihnen. Was aber noch sehr viel mehr überrascht, ist die Tatsache, dass der weitgereiste Pianist auch erst einmal – vor über zwei Jahrzehnten – in Brasilien als Solist aufgetreten war.
Bis er jetzt wieder dort hinreiste, um – so seine Worte – “unerledigte Geschäfte” zu Ende zu bringen. Das Ergebnis legte er auf der Doppel-CD “Rio” vor.
“Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich mit der Bemerkung [von den ‘unerledigten Geschäften’] meinte”, gesteht der Pianist, “aber mit diesem Konzert kann ich die Geschichte endlich abhaken. Alles, was ich in Rio spielte, war improvisiert. Und diese Musik könnte ich unter keinen Umständen noch einmal so spielen, weder in Rio noch an sonst einem Ort der Welt, nicht in einem anderen Konzertsaal oder vor einem anderen Publikum oder an einem anderen Abend.”
Es sind exakt vierzig Jahre vergangen, seit Keith Jarrett mit dem im Studio entstandenen Piano-Soloalbum “Facing You” den Weg für seine einzigartige Serie mit Solokonzerten ebnete. Es gibt wohl kaum eine Jazzsammlung, in der man nicht wenigstens eines (öfter aber alle) der folgenden ECM-Alben von Jarrett findet:
“Solo Concerts (Bremen-Lausanne)”, “The Köln Concert”, “Sun Bear Concerts”, “Concerts (Bregenz-München)”, “Dark Intervals”, “Paris Concert”, “Vienna Concert”, “La Scala”, “Radiance”, “The Carnegie Hall Concert” und “Testament, Paris-London”. Der musikalische Abwechslungsreichtum all dieser Alben ist beeindruckend. Und gemein ist ihnen, dass der Pianist auf jedem einzelnen Album von A bis Z improvisierte.
Mit “Rio” knüpft Jarrett an die stärksten Alben dieser Reihe an. Dokumentiert ist der komplette Auftritt, den er am 11. April 2011 im ehrwürdigen Theatro Municipal in Rio de Janeiro absolvierte. Jarrett, der in den letzten Jahren von den abendfüllenden Impovisationen abrückte und stattdessen kürzen, pointierteren Improvisationen den Vorzug gibt, glänzt hier in fünfzehn Stücken von lyrischer Intensität.
Er selbst hält das Konzert für eines seiner besten und beschreibt es mit den folgenden Worten: “Es ist jazzig, ernst, frisch, verspielt, warm, ökonomisch, schwungvoll, leidenschaftlich und auf einzigartige Weise mit der brasilianischen Kultur verknüft. Der Klang im Saal war genaus so exzellent wie das enthusiastische Publikum.”

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