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Lang Lang – Wien, Paris, Peking

15.05.2007
In China studieren schätzungsweise rund 20 Millionen Klavierschüler an den Konservatorien und einschlägigen Musikinstituten. Und alle haben denselben Traum: so zu werden wie Lang Lang. Denn der Pianist aus Shenyang hat es geschafft. Innerhalb nur weniger Jahre avancierte der Mittzwanziger nicht nur zu einem der bekanntesten Künstler seiner Heimat, sondern schaffte es darüber hinaus, sich in der harten internationalen Konkurrenz durchzusetzen. Immerhin musste er mit Traditionen und Gewohnheiten, die sich über Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte hinweg gebildet haben, umgehen – und schaffte es mühelos, mit den Mitteln seiner Kunst die Vorbehalte der Skeptiker vom Tisch zu wischen. So kann sich Lang Lang nun selbstbewusst an Monumente der europäischen Konzertsaalkultur wagen, an zwei Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven.
Sein Alter Ego heißt in diesem Fall Christoph Eschenbach. Auch diese künstlerische Liaison kann bereits auf ihre eigene Geschichte zurückblicken. Es begann im Jahr 1999. Lang Lang war damals ein gerade mal 17jähriger Stipendiat des Pekinger Konservatoriums, der in die Ferne an Gary Graffmans Klasse an das renommierte Curtis Institute of Music in Philadelphia geschickt worden war. Er gehört außerdem zu den Nachwuchskünstlern, die während des Ravinia Festivals die Möglichkeit hatte, Maestro Christoph Eschenbach bei einem Vorspiel ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zu präsentieren. Mit einigem Amüsement erinnert sich Lang Lang an diesen Moment: “Es war gar nicht vorgesehen, dass ich ihm mehr als 20 Minuten vorspiele. Aber dann fragte er mich, ob ich dieses oder jenes Stück von Haydn oder Brahms spielen könne. Von dort aus ging es dann weiter zu Chopin, Rachmaninov, Beethoven. Schlussendlich saß ich geschlagene zwei Stunden am Klavier. Christoph vergaß völlig eine Probe, die er angesetzt hatte. Als wir die Tür öffneten, rannte er unversehens in einen Pulk von Sängern, die bereits seit einer Stunde draußen auf ihn warteten”.
 
An diesem Tag war ein neuer Star geboren, denn Eschenbach empfahl Lang Lang nicht nur an den künstlerischen Leiter des Festivals, sondern teilte seine überraschende Entdeckung auch zahlreichen anderen kompetenten Kollegen mit. Und es ging schneller, als jeder erwartet hatte. Bereits zwei Tage nach dem Vorspiel bekam der junge Chinese einen Anruf, ob er nicht für den erkrankten André Watts einspringen könne. Wiederum 48 Stunden später triumphierte er gemeinsam mit den Chicagoer Symphonikern und Tschaikowskys opulentem erstem Klavierkonzert und die Welt bekam Wind von dem neuen, herausragenden Talent. Aber auch Christoph Eschenbach erinnert sich noch gut an dieses erste Treffen. Selbst nicht nur Dirigent, sondern erfahrener Konzertpianist war er frappiert, wie “ein Junge, der zu dem damaligen Zeitpunkt gerade einmal 17 Jahre alt war, ein derart tief gehendes künstlerisches Verständnis nicht nur was die rein virtuosen Stücke, sondern auch was Werke wie Brahms ‘Intermezzi’ anging, an den Tag legen konnte. Ich war von seinem Talent fasziniert und bin es noch immer. Er ist ein vollkommener Musiker, nicht nur spieltechnisch begnadet wie viele andere junge Künstler aus Asien, sondern vor allem zutiefst musikalisch”.
 
So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die beiden Koryphäen auch vor den Mikrofonen trafen. Als Repertoire dieser außergewöhnlichen Kooperation wählten sie zwei Klavierkonzete von Ludwig van Beethoven, das noch in der Tradition der Wiener Klassik stehende erste und das stilistisch vollkommen autarke vierte. “Für 80 Prozent meiner Kollegen ist das G-Dur-Konzert das Klavierkonzert schlechthin. Ich teile diese Ansicht”, meint Lang Lang und konkretisiert seine Arbeitsweise: “Beethoven verlang oft nach extremer Präzision und er erlaubt keine Näherungen. Das Großartige an der Arbeit mit Christoph liegt unter anderem in seinem Gespür für das wirkliche Rubato. Er ist in der Lage damit umzugehen, ohne die übergreifende Struktur des Werkes zu stören, und gibt mir auf diese Weise genug Raum und Freiheit, mich ohne Einschränkungen ausdrücken zu können”.
 
Aufgenommen wurden die beiden Werke in der frisch eröffneten neuen Salle Pleyel in Paris mit einem Orchester, das wiederum auf eine lange Beethoven-Tradition zurückblicken kann. Denn das Orchestre de Paris geht zurück auf die Société des Concerts du Conservatoire, die einst dafür gesorgt hatte, dass die Werke des Wiener Meisters von den 1830er Jahren an in der französischen Hauptstadt  aufgeführt wurden. So kommt für dieses Album vieles zusammen: Zum einen zwei Meister ihres Fachs, die inzwischen eng miteinander befreundet sind, und über ein symbiotisches Verständnis von Musik verfügen; ein gewichtiges Repertoire, dass Lang Lang erstmals als Beethoven-Interpreten vorstellt; ein neuer Saal mit herausragender Akustik und ein ausgezeichnetes Orchester, mit der Erfahrung der Spezialisten der Deutschen Grammophon archiviert. Unter dem Strich kann da eigentlich nur etwas heraus kommen, das Maßstäbe setzt.

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