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Kreativer Befreiungsschlag

Ledisi
© Universal Music
24.02.2010
Unter einer Schreibblockade litt die gefeierte Sängerin und Songschreiberin Ledisi, als sie letztes Jahr das Songmaterial für ihr neues Album “Turn Me Loose” komponieren wollte. Schreibblockade ist ein psychisches Phänomen, das schon viele Künstler ereilt hat. Weltbekannte Schriftsteller wie Fjodor Dostojewski, Franz Kafka, Ernest Hemingway, Samuel Beckett, Marcel Proust, J.R.R. Tolkien, Arthur Rimbaud, Knut Hamsun, Joseph Conrad, Jack London und Douglas Adams litten bekanntlich unter ihr. Und selbst der schreibfreudige Stephen King, der bisher rund 70 Romane und 200 Kurzgeschichten produzierte, muss laut Eigenauskunft immer wieder gegen seine Schreibhemmungen ankämpfen. Auch von dem russischen Komponisten Sergeij Rachmaninow ist überliefert, dass er regelmäßig erhebliche Probleme hatte, seine Sinfonien, Klavierkonzerte und sonstigen Tonwerke zu Notenpapier zu bringen. Ledisi befand sich also in bester Gesellschaft, als sie letztes Jahr von ihrer Schreibblockade ausgebremst wurde.

Sechs Monate brauchte sie, bis der Knoten schließlich platzte. Das tat er aber dann in so fulminanter Weise, dass “Turn Me Loose” zu einem wahren Meisterwerk des modernen, progressiven Rhythm’n’Blues, Neo-Soul und Jazz-Funk geriet. Flügel verlieh ihrer Kreativität ein Soul-Rock-Album der 1970er Jahre: “Them Changes” von Buddy Miles. Das Album des 2008 gestorbenen ehemaligen Jimi-Hendrix-Schlagzeugers wird von Kennern als ein Juwel soul-inspirierter Rockmusik gerühmt, das bis heute leider nicht die Anerkennung fand, die es verdient hat. Vielleicht ändert sich dies nun durch Ledisis Hinweis auf das Werk und vor allem durch ihr mitreißendes Remake des Titelsongs, das fraglos eines der Highlights des neuen Albums ist.

“Ich hatte diese Platte nie zuvor gehört”, gesteht Ledisi. “Aber nachdem das geschehen war, nahm ich mir vor, auf dem neuen Album ähnlich frei vorzugehen. Auf dem letzten hatte ich mich ein wenig zurückgehalten. Ich sagte aber schon damals, dass ich bei meinem nächsten Projekt stimmlich die Ketten abstreifen wolle. Ich versprach, ehrlicher zu sein und Dinge anzusprechen, über die die Leute nicht gerne reden. Ich hatte das eigentlich schon immer getan. Aber diesmal wollte ich bewusst aufs Ganze gehen.” Inspiriert von der ungebundenen Musik von Buddy Miles hatte Ledisi nun endlich eine Richtung gefunden. Aber sie wollte noch weiter gehen und mit unterschiedlichen Partnern kooperieren, vor allem auch mit einigen, mit denen sie noch nie zuvor zusammenarbeitet hatte.

Und so versammelte sie einige der respektiertesten Produzenten auf dem Gebiet des zeitgenössischen Rhythm’n’Blues um sich:  Raphael Saadiq, Jimmy Jam & Terry Lewis,  Rex Rideout (der schon den Sound von “Lost & Found” maßgeblich geprägt hatte), Ivan & Carvin, Chief Xcel, Chucky Thompson, Eric Krasno & Adam Deitch. Mit ihrer Hilfe verknüpfte sie in den neuen Songs dann all die verschiedenen Sounds, die sie schon liebte, als sie in Oakland/Kalifornien groß wurde. Herausgekommen ist ein Album, auf dem die Künstlerin in freier (und befreiender) Weise Elemente von Rock, Blues, klassischem Soul, Funk und HipHop in immer wieder neuen Konstellationen miteinander fusioniert. Der kreative Befreiungsschlag ist ihr so hervorragend gelungen, dass “Turn Me Loose” für gleich zwei Grammys nominiert wurde und ohne große Übertreibung als ein moderner Klassiker des Rhythm’n’Blues bezeichnen darf.

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