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Die Referenz – Maurizio Pollinis Chopinaufnahmen

Maurizio Pollini
© Cosimo Filippini / DG
29.02.2012
Wer den Namen Maurizio Pollini hört, denkt unweigerlich an die Musik des polnischen Komponisten Frédéric Chopin. Dabei hatte sich der 18-jährige Pianist aus Mailand nach dem Gewinn des 1960er Chopin-Wettbewerbs in Warschau vor dem eigentlichen Beginn seiner bis heute andauernden Weltkarriere vorerst wieder zurückgezogen, aus Angst, zu sehr auf sein Chopin-Spiel festgelegt zu werden. Pollini nahm sich Zeit, erweiterte seinen Horizont, vertiefte sich in außermusikalische Studien und suchte die Nähe zur musikalischen Avantgarde um die Komponisten Luigi Nono und Pierre Boulez, deren Werke seither Bestandteil seines Repertoires sind.

Revolutionäre Chopin-Aufnahmen


Im Jahr 1972 war es soweit. Deutsche Grammophon veröffentlichte das erste Album einer langen Serie, die Pollinis neuartige Chopin-Vision dokumentieren und das Bild des polnischen Komponisten ebenso nachhaltig verändern wird wie die Interpretation seiner Werke. Die Etüden op. 10 & op. 25 vermitteln die ungebrochene ikonoklastische Energie des gereiften Virtuosen, dem Arthur Rubinstein in Warschau schon 1960 bescheinigt hatte, seine Klaviertechnik stelle die sämtlicher Jurymitglieder in den Schatten. Mit geschärftem Formsinn, unsentimentalem Zugriff und überragendem pianistischem Differenzierungsvermögen verdeutlicht Pollini, dass Chopin ein geistiges Kind des großen Polyphonikers Bach und ein harmonischer Visionär war, der weit in die Zukunft blickte. Die Antithese einer gefälligen Salonmusik wird hier formuliert.

Pollini zeigt die Bedeutung Chopins als universeller Komponist auf


“Chopin ist von Hause aus ein verführerischer Komponist. Doch er hat eine unglaubliche Tiefe, der die Interpretation seiner Musik gerecht werden muss. Als Komponist ist Chopin ganz und gar originell und persönlich. Und doch ist er universell und das macht das Besondere an ihm aus. Seine hochgradig persönliche Musik ist imstande, jedermann zu berühren”, erklärt Maurizio Pollini, dessen erste Chopinaufnahmen den Musikkritiker Joachim Kaiser so stark beeindruckten, dass er es riskierte, diesen in sein Buch “Große Pianisten unserer Zeit” aufzunehmen, ohne ihn zuvor je im Konzert gehört oder persönlich kennengelernt zu haben. Eine Anmerkung Kaisers in Bezug auf die Trauermarsch-Sonate verdeutlicht, worum es dem Pianisten geht: “Man hört aus Pollinis vollkommen unverzärteltem, unparfümiertem Chopin eine keineswegs nur subjektiv empfindsame, sondern eine objektiv betroffene Musik.” Chopin, darum ist es Maurizio Pollini ein Pianistenleben lang zu tun, ist ein Komponist von erstem Rang.

40 Jahre Chopin – 40 Jahre Deutsche Grammophon

Im Verlauf der vergangenen 40 Jahre kehrte Maurizio Pollini immer wieder für die Deutsche Grammophon in den Münchener Herkulessaal zurück um Chopins Werke einzuspielen, zuletzt im Jahr 2008 mit seiner Revision der f-Moll-Ballade und der Klaviersonate Nr. 2. Die Gesamtausgabe der Einspielungen erscheint nun anlässlich des Jubiläums dieser einzigartigen Zusammenarbeit in einer 9-CD-Box.

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