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Biografie

Max Raabe
01.11.2009
Auf den Konzertbühnen in New York, Shanghai und Tokio, in Paris, Montreux, Rom und Amsterdam feiert das Publikum Max Raabe mit wahren Begeisterungsstürmen. Das internationale Publikum stört es auch nicht, das Max Raabe deutsche Texte vorträgt – seine Kunst ist eben grenzenlos. Zur Musik von Max Raabe braucht man nicht viel zu sagen, die Stücke sprechen für sich. Sie entstanden zum größten Teil gegen Ende der Weimarer Republik. In dieser experimentierfreudigen, widersprüchlichen Zeit schrieben Komponisten wie Friedrich Hollaender, Theo Mackeben, Mischa Spoliansky, Walter Jurmann und Werner Richard Heymann ihre Melodien. In ihren Liedern und Schlagern verdichtete sich innerhalb weniger Takte das Lebensgefühl der Zeit. Manche ihrer Kompositionen entstanden über Nacht und wurden tags darauf in ganz Berlin gepfiffen.
Viele wurden Evergreens, über alle Abgründe der Zeit hinweg. Max Raabes Kunst besteht vor allem darin, neben der musikalischen Kraft und Vielschichtigkeit dieser Lieder ihre schillernd intelligente Mehrdeutigkeit zu offenbaren: Zwischen Melancholie und Ironie, Rebellion und Resignation, Elegie und Komik liegt oft nur ein halber Takt, manchmal ein einziger Ton, ein bloßes Wort, eine Silbe. Raabe ist ihr vorzüglichster Interpret. Der Sänger mit der betörend sanften Stimme und sein Pianist Christoph Israel tragen die Kompositionen mit einer derart schnörkellos präzisen und zugleich aufregend präsenten Perfektion vor, das die 80 Jahre alten Lieder so frisch und lebendig klingen wie am ersten Tag. Es sind deshalb keine bloßen Remakes, sondern herrliche Neuinterpretationen, die das zeitlos Moderne dieser genialen Werke offerieren.

Max Raabe. Biographisches.

Perfekt sitzt der Frack, es glänzt das Haar, ein kecker Blick und Max Raabe singt mit heiterer Wehmut musikalische Sahnestückchen der zwanziger und frühen dreißiger Jahre. Lieder, Schlager und Couplets. Kubanische Rumbas, fröhliche Foxtrotts und elegante Tangos. Lieder von verblüffend ernsthafter, heiter-melancholischer Leichtigkeit. Die ironischen Texte treffen heute den Zeitgeist wie vor 80 Jahren.

Auch gut 23 Jahre nach Gründung des Palast Orchesters, nach unzähligen Auftritten im In- und Ausland, von Lübeck bis Los Angeles, von München bis Montreux, verblüfft der Sänger seine Zeitgenossen mit einer phantastischen Unzeitgemäßheit. Ganz anachronistisch und wie aus einer fremden Zeit besingt er „Dein ist mein ganzes Herz“, „Bel ami“, „Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“ – musikhistorische Juwelen, geradezu archaisch wirkende Lieder der 20er und frühen 30er Jahre, einer lange versunkenen Epoche. Das Wunder ist: Er trägt sie mit einer derart schnörkellos präzisen, staubtrocken nüchternen und zugleich aufregend präsenten Perfektion vor, dass die 80 Jahre alten Lieder so frisch und lebendig klingen wie am ersten Tag. Es sind deshalb keine bloßen Remakes, keine mehr oder weniger gut nachgespielten Schlager, keine süßsauren Erinnerungsstücke für jene Generation, die noch die alten Schellackplatten kannte, sondern herrliche Neuinterpretationen, die das zeitlos Moderne dieser genialen Werke offenbaren. Nicht als Stücke aus dem Historienkabinett, sondern als zeitlos modernes Amusement, dessen verquerer Humor und süffisante Ironie in Deutschland nicht ihresgleichen haben.

Raabe ist ihr vorzüglichster Interpret. Dieser biegsame Bariton, den er bei Bedarf in höchste Tenorhöhen führt und in einen abgrundtiefen Bass stürzt, vereint alles: das gewitzte Knarzen des Coupletsängers, den selbstbewussten Belcanto-Helden, den Schmelz des Revuebeaus, das Falsett des Tingeltangels. Ganz leicht und eindringlich schwebt seine Stimme bei Walter Jurmann’s „Ninon“ durchs Parkett. Einfach unzerstörbar ist der Glaube, der kaum je sonst so schön klingt, wenn Max Raabe leise verspricht: „Irgendwo auf der Welt / gibt’s ein kleines bisschen Glück / und ich träum’ davon in jedem Augenblick…“

Er selbst hat es ja auch gesucht – und gefunden. Schon im Kinderchor seiner Gemeinde im westfälischen Lünen, wo er 1962 geboren wurde, machte er Bekanntschaft mit dem Wunder der Musik. In der dritten Klasse beeindruckten ihn die Opern von Wagner. Beethoven’s 9. Symphonie haute ihn förmlich um. Später, in der lateinischen Schola seines Internats entwickelte er diese frühe Liebe weiter und hatte dabei, neben Wagner und Beethoven, schon die sonderbaren Klänge aus den wilden, „goldenen“ zwanziger Jahren im Ohr, die plötzlich wieder im Radio zu hören waren – vor allem die berühmten alten Aufnahmen der Comedian Harmonists. „Ich bin verrückt nach Hilde“ war seine erste Schellackplatte, die er im Plattenschrank der Eltern entdeckte, ein lustiger, schneller Foxtrott, der zugleich etwas Trauriges hatte.

Berlin war einer der Namen, die ihm im Kopf klingelten. Schon deshalb musste er das beschauliche Westfalen und das katholische Bistum Paderborn verlassen und nach Berlin gehen, wo er seit dem zwanzigsten Lebensjahr lebt. Fortan nahm er private Gesangs-stunden. Um sein siebenjähriges Studium im Opernfach an der renommierten Hochschule der Künste zu finanzieren, schnitt der jungen Raabe große grüne Hecken, mähte den Rasen anderer Leute, putzte dunkle Hausflure und sang hier und da schon mal für wenig Geld zur Freude der weiteren Nachbarschaft. Eigentlich wollte er mit seiner biegsamen Baritonstimme unbedingt Opernsänger werden, doch im Jahr 1986 bot sich erstmal eine viel ferner scheinende, aber durchaus näher liegende Perspektive, um das Studium zu finanzieren:

Ein Palast Orchester zu gründen, Schlager aus den zwanziger und frühen dreißiger Jahren zur Aufführung zu bringen. Wer konnte denn schon ahnen, dass sie damit eine Karriere starten würden, die weder vor Shanghai, Moskau oder Tokio halt macht. Doch zunächst mussten die Noten beschafft werden. Mit Kommilitonen aus der Musikhochschule, die Spaß an alten Schlagern hatten, stöberte Raabe in Archiven, auf Flohmärkten und in Antiquariaten, besorgte sich die alten Platten und Filme, mit deren Hilfe es schließlich gelang, authentische, polyphon klangvolle Orchesterfassungen zu verfertigen. Musik, die so streng, archaisch und schlicht wie der Sound der 20er Jahre klingen sollte, wie man es von alten Platten und Filmen kennt. Ein Jahr lang wurde geprobt, fast schon zu lang. Beim Berliner Theaterball 1987 kam es schließlich zur Premiere, zum ersten Auftritt des zwölfköpfigen Orchesters und seines Sängers mit der betörend sanften Stimme. Zwar spielte man nur im schnöden Foyer, doch die Leute blieben einfach stehen statt in den Festsaal zu gehen. Das ging so weit, dass das ganze Programm gleich zweimal hintereinander zum Besten gegeben werden musste. Die Menschen wollten es so – und dann immer noch nicht nach Hause.

Noch war Max Raabe allerdings eher eine lokale Größe, ein Berliner Ereignis. Weltstädtisch, urban, kosmopolitisch gewiss, aber die Welt wusste noch nicht recht von ihm. Da entschloss sich der inzwischen staatlich geprüfte Opernbariton, einmal selbst zur Feder zu greifen. Eine tiefe menschliche Erfahrung aufnehmend, schrieb und komponierte er 1992 das zeitlos wahre Klagelied „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“ und traf damit Stimmung und Gefühlslage abertausender Menschen im Zeitalter der Telekommunikation. Raabe landete einen Coup. Was dann kam, nennt man gemeinhin „Durchbruch“. Es ging Schlag auf Schlag. Während sich die Konzerte häuften, die Engagements im Lauf der Jahre zahlreicher und die Häuser größer wurden, erhielt Raabe auch Theater- und Filmangebote: in der Berliner Neuinszenierung der Kult-Operette „Im weißen Rössl“ spielte er den Dr. Siedler, in Peter Zadeks „Der blaue Engel“ stand er neben Eva Mattes, Ute Lemper und Heino Ferch auf der Bühne und gab den Primaner, und in Sönke Wortmanns Kinoerfolg „Der bewegte Mann“ war er, samt Palast Orchester, ebenso zu sehen wie im TV-Film „Charleys Tante“ und in Werner Herzogs „Invincible“.

1994 nahm er gemeinsam mit Hildegard Knef die Single „Jene irritierte Auster“ auf und drei Jahre später feierte man in der Berliner Waldbühne bereits zehn Jahre Palast Orchester „on stage“. Im Jahr 2000 erschien das Album „Charming Weill“, eine Hommage an den großen Komponisten Kurt Weill, das mit einem „Klassik Echo“ ausgezeichnet wurde. In Lettland verdrängten die „Super Hits“ des Palast Orchesters das
„No. 1“ Album der Beatles von Platz 1 der Hitparaden und 2002 wurde dem Palast Orchester die Ehre zu teil, vor 40.000 Zuschauern die Wiener Festwochen zu eröffnen.

Im Repertoire des Palast Orchesters, das inzwischen weit 500 Titel umfasst, finden sich neben Klassikern wie „Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n“ und dem ewig kleinen grünen Kaktus inzwischen auch viele Eigengewächse: „Carmen, hab’ Erbarmen“, die Geschichte einer äußerst temperamentvollen Dame, die jeden Mann zwischen den Laken schafft. In „Klonen kann sich lohnen“ droht Raabe schließlich der Geliebten: „Verlässt Du mich, dann klon’ ich Dich, ich hab’ Dein Duplikat, Du bleibst mir erspart…“.

Als im August 2003 die aufwendig, mit wechselnden Bühnenbildern, Palast Ballett und Videoinszenierungen arbeitende „Palast Revue“ im Hamburger Thalia Theater uraufgeführt wurde, schrieb die Nachrichtenagentur dpa von einem „triumphalen Erfolg“. 500.000 Besucher sahen die umjubelte Show in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Auf den Konzertbühnen in New York, Shanghai, Tokio, Paris und Moskau, in Rom, Los Angeles, Amsterdam und Athen feiert das Publikum Max Raabe und sein Palast Orchester mit wahren Begeisterungsstürmen. Das internationale Publikum stört es auch nicht, das Max Raabe deutsche Texte vorträgt – seine Kunst ist eben grenzenlos. Die coolen New Yorker lassen sich im November 2005 in der ausverkauften Carnegie Hall zu standing ovations hinreißen für den Sänger mit der betörend sanften Stimme. Die New York Times schwärmt „A Bygone Era Evoked“ und dem begeisterten Jubel des amerikanischen Publikums folgt wenig später die Einladung für ein weiteres Konzert in der Carnegie Hall im November 2007.

Im Mai 2006 gehen Max Raabe & das Palast Orchester auf die bislang weiteste Reise ihrer Orchester-Geschichte: eine dreiwöchige Asien-Tournee durch Japan und China. Mehr als 20.000 Menschen besuchen die Konzerte u.a. in Tokyo und Nishinomiya in Japan sowie in Shanghai, Kunming, Chengdu, Guangzhou, Fuzhou in China.
 
An einem Sonntag im August 2006 reißen Max Raabe & Palast Orchester gut 20.000 Menschen in der Berliner Waldbühne mit ihren originalen Schlagern der 20er und 30er Jahre zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Nach den glanzvollen Konzertreisen durch Amerika, Italien, Japan und China feiern Max Raabe und sein Palast Orchester beim Berliner Heimspiel “20 Jahre Palast Orchester” und schenken ihrem Publikum ein unvergessliches Konzertereignis. Das Konzert wird von ARTE, dem RBB und BR mitgeschnitten und ausgestrahlt. Die DVD „Max Raabe & das Palast Orchester in der Berliner Waldbühne“ erscheint kurze Zeit darauf im Handel.

Im Oktober 2007 findet in Los Angeles die Uraufführung der neuen Konzerttournee statt: „HEUTE NACHT ODER NIE“ heißt das Konzertprogramm, mit dem Max Raabe & Palast Orchester einige Tage später auch das international aufsehen erregende Festival „Berlin in Lights“ in der ausverkauften New Yorker Carnegie vor 2.800 Menschen eröffnen. Die New York Times jubelt „Fascinating“. Ein Live-Mitschnitt des Konzerts erscheint im folgenden Frühjahr als Doppel-Album. Im Frühjahr 2008 folgt schließlich im Berliner Admiralspalast das lang erwartete Heimspiel: die Deutschland-Premiere von “HEUTE NACHT ODER NIE”. Die Konzerttournee wird aufgrund des großen Erfolges bis Ende 2009 fortgeführt, u.a. in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich, Polen, Ungarn, Griechenland, Japan und den USA. Unter der künstlerischen Leitung von Michael Ballhaus entsteht im Frühjahr ein Konzertmitschnitt des Programms „Heute Nacht oder nie“ im Berliner Admiralspalast.

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