Mitsuko Uchida | News | Eusebius trifft Florestan – Mitsuko Uchidas Schumann

Eusebius trifft Florestan – Mitsuko Uchidas Schumann

Mitsuko Uchida Maerz 2010 © Decca / Marco Borggreve
© Marco Borggreve
30.05.2011
Die Davidsbündler waren eigentlich eine Spielerei, ein 1833 unter Mitwirkung von Robert Schumann gegründeter Geheimbund, der es als seine Aufgabe sah, gegen das Spießbürgertum der so genannten Philister zu arbeiten. Man traf sich im Leipziger Lokal „Zum arabischen Coffee-Baum“, sinnierte, philosophierte und änderte die Welt unter Phantasienamen. Dass schließlich einer dieser Davidsbündler, der Kritiker Karl Koßmaly, publizistisch ordentlich über Schumanns Schaffen herzog, war ein Rückschlag für die Gemeinschaft, allerdings keiner, der sie prinzipiell in Frage stellte. Überhaupt liebte der Komponist das Spiel mit Rollen. So hatte er für eigene schriftstellerische Texte die Pseudonyme Eusebius und Florestan kreiert, die er zunehmend als Entsprechung einzelner musikalischer Wesensarten wie „innig“ (Eusebius) oder „etwas hahnbüchen“ (Florestan) verstand. Als er schließlich 1837 sich an die Komposition der „Davidsbündlertänze op.6“ machte, ließ er in den Überschriften der 18 musikalischen Miniaturen die fiktiven Charaktere gegeneinander antreten, als Zeichen der künstlerischen Zerrissenheit, aber auch Vielfalt, die ihn bestimmte.

Dieser Klavierzyklus gilt seitdem als herausragendes, aber aufgrund seiner Titelzuschreibungen auch ein wenig rätselhaftes Kompendium rhapsodischer Einfälle Robert Schumanns. Der international als Spezialistin für die romantische Klangwelt geltenden Pianistin Mitsuko Uchida war es daher wichtig, dieses Konvolut der lose geklammerten Ideen der opulenten Welt der „Fantasie op. 17“ gegenüber zu stellen. Sie entstand nur zwei Jahre später, aus dem Wunsch des Komponisten heraus zur Errichtung eines Beethovendenkmals in der Geburtsstadt des verehrten Kollegen als Künstler etwas beizusteuern. Es ist ein pathosgeladenes Spiel mit den Möglichkeiten der Sonatenform, von Robert Schumann allerdings so frei interpretiert, dass er sich dagegen entschied, es als Sonate zu veröffentlichen. Mitsuko Uchida nun kontrastiert diese beiden Denk- und Gestaltungswelten des Komponisten im Anschluss an das Schumann-Jahr 2010 und schafft damit nicht nur ein Dokument ihrer eigenen pianistischen Größe, sondern auch einen Epilog auf die Veröffentlichungen zum Jubiläum, die nun noch einen krönenden Nachklang zur Fülle des Wohllautes bekommen.

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