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Oscar Peterson: A Jazz Odyssey

19.07.2002
“A Jazz Odyssey” nannte der 77jährige kanadische Pianist Oscar Peterson seine Autobiographie, die er in den USA gerade beim Continuum-Verlag herausgebracht hat. Verfasst hat sie der seit einigen Jahren gesundheitlich angeschlagene, aber nichtsdestotrotz unermüdlich schaffensfreudige Peterson mit Hilfe des bekannten Jazzautoren Richard Palmer, der für Verve auch eine parallel erscheinende Komplementär-CD selben Namens zusammenstellte und kommentierte.
Bei der Zusammenstellung von “A Jazz Odyssey” hatte Richard Palmer die Qual der Wahl, aus der schier unüberschaubaren Menge von Oscar Petersons Einspielungen für die Labels Verve und MPS das Material für eine einigermassen repräsentative CD herauszupicken. Da es ohnehin schwierig gewesen wäre, auf einer einzigen CD alle Facetten des Künstlers Oscar Peterson aufzuzeigen, beschränkte sich Palmer bei den 18 von ihm ausgesuchten Stücken darauf, nur die beiden wesentlichsten Rollen dieser Jazzlegende herauszustellen: die des atemberaubenden Solisten und die des einfühlsamen Begleiters.
 
Bei den ersten neun Tracks dieses Albums steht vor allem Oscar Petersons pianistische Virtuosität im Scheinwerferlicht. Die Aufnahmen stammen von klassischen Alben wie “Night Train” oder “The Oscar Peterson Trio Plays” und wurden überwiegend mit Petersons absolut legendären Trio-Besetzungen der 50er und 60er Jahre eingespielt (Barney Kessel & Ray Brown / Herb Ellis & Ray Brown / Ray Brown & Ed Thigpen / Ray Brown & Louis Hayes / Sam Jones & Bobby Durham). “Dancing On The Ceiling” ist eine der eher seltenen Soloaufnahmen Oscar Petersons und der Opener “Get Happy” entstand im Duo mit dem Bassisten Major Holley. Alle Einspielungen machen deutlich, weshalb der kanadische Pianist seit einem guten halben Jahrhundert verdientermassen den Ruf geniesst, einer der besten Jazzpianisten aller Zeiten zu sein.
 
Die zweite Hälfte von “A Jazz Odyssey” ist wiederum ganz dem einfühlsamen Begleitmusiker Oscar Peterson vorbehalten, der hier an der Seite von (anderen) Jazzstars wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Dizzy Gillespie & Stan Getz, Roy Eldridge, Lester Young & Harry “Sweets” Edison, Coleman Hawkins, Sonny Stitt und Clark Terry zu hören ist. Diese neun Einspielungen widerlegen u.a. glänzend all jene Kritiker, die Peterson immer wieder vorwarfen, ein etwas zu sehr auf technische Virtuosität fixierter Pianist zu sein.
 
Die glänzende Karriere des Kanadiers ist um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Oscar Peterson, der bereits als Sechsjähriger begann, Klavier zu spielen, schon als Teenager mit Arthritis (einer schmerzhaften Gelenkentzündung) in den Fingern zu kämpfen hatte. Auch eine Hüftoperation und ein 1993 erlittener Schlaganfall konnten den Pianisten, der mittlerweile zum vierten Mal verheiratet ist und 1991 noch stolzer Vater einer Tochter wurde, nur vorübergehend zum Pausieren zwingen. In letzter Zeit war Oscar Peterson mit seinem NATO-Quartett (wie er es scherzhaft nennt, weil mit dem schwedischen Gitarristen Ulf Wakenius, dem dänischen Bassisten Nils-Henning Ørsted Pedersen und dem britischen Schlagzeuger Martin Drew besetzt ist) wieder eifrig auf Welttournee.
 
Musiker: Oscar Peterson – piano / Ella Fitzgerald & Billie Holiday – vocals / Clark Terry – trumpet & vocal / Harry “Sweets” Edison, Roy Eldridge, Dizzy Gillespie & Charlie Shavers – trumpets / Stan Getz, Coleman Hawkins, Flip Phillips & Lester Young – tenor saxes / Sonny Stitt – alto sax / Herb Ellis & Barney Kessel – guitars / Ray Brown, Major Holley & Sam Jones – basses / Bobby Durham, Louis Hayes, Gus Johnson, Jo Jones, Buddy Rich, Max Roach, Alvin Stoller & Ed Thigpen – drums
 
Songs: Get Happy / Just A-Sittin' And A-Rockin' / How About You? / When Lights Are Low / The Honey Dripper / This Nearly Was Mine / L’impossible / My Romance / Dancing On The Ceiling / I Only Have Eyes For You / Exactly Like You / Blue Moon / Pennies From Heaven / I’ll Never Be The Same / Goody Goody / Mic’s Jump / I Can’t Give You Anything But Love / Mumbles

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