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Stadt der Opernträume

14.03.2007
Sevilla ist ein Ort der Phantasien. Mehr noch als Cordoba und Granada hat sich die Stadt am Gualdaquivir über die Jahrhunderte hinweg als Projektionsraum für eine stereotype Vorstellung  des Spanischen etabliert, das doch eigentlich das Andalusische ist. Sie nährt ihren Charme aus einer Geschichte, die weit in die Zeiten der maurischen Kultur zurückreicht, sich in Architektur und Lebensgefühl niederschlägt und über typische Musikgattungen wie den Flamenco, der unter anderem in ihren Mauern sich entwickelte, auch einen klanglichen Niederschlag gefunden hat. Sevilla ist Mythos, ein bisschen wenigstens und in jedem Fall so sehr, dass sich Komponisten und Librettisten der Stadt immer wieder zugewandt haben. Für den Regisseur und Opernfilmvisionär Jean-Pierre Ponnelle war das der Ausgangspunkt für ein ungewöhnliches Projekt, das nun auf DVD wieder zugeänglich gemacht wird. Denn er wollte nicht nur das Flair der Stadt einfangen, sondern es zugleich mit der interpretatorischen Kompetenz eines der besten Sänger des Landes verknüpfen. Und so entstand “Plácido Domingo – Hommage à Sevilla”.
Und das, obwohl der Star der Opernhäuser noch nicht einmal ein Kind dieser Stadt ist. Plácido Domingo stammt aus Madrid, wo er 1934 als Sohn einer Zarzuela-Sängerin zur Welt kam. Von Kindesbeinen an ist er mit Musik konfrontiert und findet auf diese natürliche Weise zu seiner künstlerischen Berufung. Im Jahr 1949 zieht seine Familie nach Mexico City. Am dortigen Konservatorium beginnt Domingo auch mit der Ausbildung und studiert Klavier, Gesang und Dirigieren. Sei Bühnendebüt gibt er 1957 in Mexico City in einer spanischen Zarzuela, allerdings zunächst als Bariton. Da ihm die Lage ein wenig tief erscheint, wechselt er bald darauf zum Tenor und lässt sich unter anderem von Igor Markevitch weiter ausbilden. So findet sein eigentliches Bühnendebüt als Tenor erst 1960 in Monterey als Alfredo in Verdis “La Traviata” statt. Das allerdings gestaltet er derart eindrucksvoll, dass er bald darauf nach Dallas als Arturo in Donizettis “Lucia di Lammermoore” und  Partner der großen Joan Sutherland eingeladen wird. Von dan an ging es zügig voran. Ein Engagement holt ihn an die Oper von Tel Aviv, wo er während der folgenden zweieinhalb Jahre rund 300 Vorstellungen in 12 verschiedenen Rollen betreitet. Es spricht sich herum, dass Domingo zu den vielseitigsten Tenören seiner Generation gehört und so wundert es wenig, dass auch die exklusiven Einladungen bald folgen. Im Jahr 1966 etwa wirkt er in der Titelpartie bei der Uraufführung des “Don Rodrigo” von Ginastera mit, die als  Eröffnungsvorstellung die New York City Opera im neuen Haus im Lincoln Center vorstellte. Domingos Met-Debüt als Maurizio in Cileas “Adriana Lecouvreur” folgt 1968. Von diesem Tag an gehört er zu den Publikumslieblingen des Hauses und singt während der folgenden drei Jahrzehnte allein 17 Saison-Eröffnung-Vorstellungen an der Met, genau soviel wie einst Enrico Caruso – der endgültige Start zu einer Opernlaufbahn, während der er in mehr als 2000 Aufführungen in mindestens 80 Rollen zu hören war.
 
Als Jean-Pierre Ponnelle sich daher im Anschluss an diese Steilkarriere daran machte, Plácido Domingo in einem avancierten Operfilm zu präsentieren, war es klar, dass er des Sänger möglichst eindrucksvoll in den Mittelpunkt des Geschehens rücken musste. Seine Idee war es daher, ihn nicht nur in historisches und eindrucksvolles Ambiente zu stellen, sondern darüber hinaus gleich mehrere Rollen auf einmal spielen und singen zu lassen. So mimt Domingo nicht nur den Don Giovanni, sondern gleichzeitig dessen Diener Leporello, schlendert als Figaro durch die Gassen der Altstadt, angeregt in das musikalische Gespräch vertieft mit Almaviva. Es sind solche cleveren und unterhaltsamen Ideen, die über den künstlerischen Gehalt der Filmaufnahmen hinaus die DVD “Plácido Domingo – Hommage à Sevilla” zu einem Genuss machen. Das Repertoire ist exquisit und reicht von Mozart und Beethoven über Bizet, Rossini und Verdi bis hin zu Panella und Torroba. Für das herausragende Niveau des musikalische Begleitung sorgen James Levine am Pult der der Wiener Philharmoniker, für den betörenden Klang die Spezialisten der Deutschen Grammophon, die das DVD-Ereignis in Surroundklang (wahlweise Stereo) umgewandelt haben. So ist “Plácido Domingo – Hommage à Sevilla” ein Schmuckstück der Frühjahrs-Kollektion und für alle Opern-Fans ein Muss.

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