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Rebekka Bakken, Little Drop Of Poison
11.06.2005
Unter all den neuen Sängerinnen, die seit Ende der neunziger Jahre von Skandinavien aus die europäische Jazzszene beglücken, ist Rebekka Bakken die charismatischste. Denn sie hat diese Mischung aus lyrischer Kraft und schnippischer Jugend, aus darstellerischem, theatralischem Talent und klarer Klassizität, die sie unter allen Newcomerinnen unverkennbar macht. Und sie hat es geschafft, sich von Anfang an mit hervorragenden Kollegen wie dem österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel zu umgeben, die aus ihren Stimmexkursen musikalische Höhenflüge machen.

Rebakka Bakken wurde 1970 im norwegischen Städtchen Lier in der Nähe von Oslo in eine musikliebende Familie geboren. Daheim war man darauf bedacht, dass die Tochter eine solide klassische Ausbildung bekam und versuchte zunächst, ihr Geige und Klavier als Instrumente nahe zu bringen. Tatsächlich aber entwickelte sie bereits als Kind eine Vorliebe für Gesang und war zunächst im engen Kreis mit norwegischen Volks- und Kirchenliedern zu hören. Als Teenagerin veränderte sich ihr musikalischer Geschmack und sie wandte sich dem Rhythm & Blues, Soul und der Rockmusik zu. Erste Bühnenerfahrungen machte sie mit einheimischen Schüler- und Studentencombos, allerdings wagte sie noch nicht, sich vollständig auf die Möglichkeiten ihrer Stimme zu verlassen. Bakken begann ein Philosophie- und Wirtschaftsstudium, das sie aber Mitte der Neunziger abbrach, um sich von da an hauptberuflich der Musik zu widmen. Im Jahr 1995 zog Rebekka Bakken nach New York und wunderte sich, dass sie niemand entdeckte und zum Star machte.

Mit einer gesunden Mischung aus Naivität und Ehrgeiz begann sie von an, sich systematisch in die dortige Jazzszene einzuführen. Sie lernte Gleichgesinnte kennen, unter anderem den österreichischen Gitarristen und Komponisten Wolfgang Muthspiel, mit dem zusammen sie bald mehr als nur eine künstlerische Einheit bildete. Muthspiel, der nicht nur über zahlreiche Beziehungen im Haifischbecken des Jazz verfügte, sondern darüber hinaus sich schrittweise selbst zu einem der besten Instrumentalisten seines Fachs entwickelte, lud sie ein, bei einigen seiner aktuellen Projekte mitzuarbeiten. So entstand 2001 das unbetitelte Debüt-Album der Combo “Daily Mirror”, auf dem Bakken sich mit eine deutlichen Prise Joni Mitchell im Timbre einer größeren Musiköffentlichkeit vorstellte. Von da an ging es zügig voran. Das Duo mit “Beloved” (2002) mit Muthspiel war eines der schönsten Alben im Stil-Terrain zwischen Songwritertum und Improvisation, das die damalige Saison zu bieten hatte.

Andere Musiker und Produzenten wurden auf sie aufmerksam und so fand sie sich Anfang 2003 als Interpretin von Cummings-Gedichten auf einem Album der Pianistin Julia Hülsmann wieder (“Scattering Poems”), das für viel Wirbel in der Fachpresse sorgte. Daraufhin wurden sie für die Universal verpflichtet und bekam die Möglichkeit, im Osloer Studio ihres Landsmanns Bugge Wesseltoft ihr tatsächliches Debüt unter eigenem Namen mit eigenem Repertoire unter dem Titel “The Art Of How To Fall” auszunehmen. Er wurde ein in sich ausgewogenes Modern Jazz Album mit wiederum deutlichen Verweisen auf Bakkens einstige Songwriter-Vorlieben von Johnny Cash bis Bob Dylan, an deren Esprit sie anknüpft, ohne sie dafür kopieren zu müssen. Bei der Umsetzung unterstützten sie neben dem Meisterbassisten Dieter Ilg unter anderem der Klangtüftler und Gitarrist Eivind Aarset, der zu den ausgeschlafenen Soundvisionären seiner Generation gehört.

Das Album kam an, zahlreiche Konzerte unterstützten Bakken in ihrer Vorstellung, sich noch weiter auf ihre individuellen Qualitäten als Komponistin zu verlassen. “Is That You” (2005) präsentierte sie daher noch klarer das Songwriterin mit ausgeprägten lyrischen Qualitäten, wobei Musiker wie Aarset, der Bassist Lars Danielsson oder auch Gäste die Nils Petter Molvaer an der Trompeter und Bendik Hofseth am Saxofon den jazzigen Aspekt nicht vollständig aus den Augen verloren. So ist Bakken über ein Jahrzehnt hinweg von der juvenilen, frechen Newcomerin zur seriösen Konzertsaalkünstlerin gereift, deren Talent und Kompetenz gerade erst seine ganze Kraft zu entfalten beginnt.

07/2005

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