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Rebekka Bakken – The Art Of How To Fall

18.09.2003
Mit den Vorschußlorbeeren, die Rebekka Bakken bereits erhalten hat, könnte man ganze Gewächshäuser füllen. Nach einigen Alben mit dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel und vor allem “Scattering Poems” mit dem Julia Hülsmann Trio, das Anfang des Jahres knapp hinter Norah Jones auf Platz 2 in die deutschen Jazzcharts einstieg, gilt die 33jährige als “Gesangssensation” (AZ). “Rebekka Bakken. Eine Sirene. Wer sie hört, ist verloren” stand in der Hamburger Morgenpost anläßlich eines Auftritts im Birdland. “Das Sinnlichste, was weiblicher Jazz zu bieten hat” schrieb PRINZ, und die Welt erkannte “die Aura hat einen Namen: Rebekka Bakken”.
Der Konzertkritiker der FAZ schwärmte von der “bis unter die Haarspitzen erotischen Frau” als “Schöne der Nacht und größte Entdeckung”, und in der Süddeutschen Zeitung war zu lesen: “Daß einem Rebekka Bakkens Stimme die Sprache verschlägt, hat sich herumgesprochen”. Ihr jetzt erscheinendes Solodebütalbum “The Art Of How To Fall” hält, was diese Lobeshymnen versprechen. Die elf Song-Originale der mittlerweile in Wien lebenden Norwegerin aus New York, die sie mit einfühlsamer Unterstützung von Gitarrist Eivind Aarset, Pianist Roberto Cipelli, Trompeter und Keyboarder Takuya Nakamura, Bassist Dieter Ilg und Schlagzeuger Jojo Mayer eingespielt hat, treffen sicher und souverän in die Seele. Sie sind von so überwältigender musikalischer, textlicher, instrumentaler und vor allem stimmlicher Qualität, von solch dichter Intensität und Intimität, daß es einem tatsächlich die Sprache verschlägt. Gut so. Stillschweigend überwältigt kann man besser zuhören.
 
“'The Art Of How To Fall' ist natürlich auch ‘The Art Of How To Fall In Love’, wie in dem Song,” erklärt Rebekka Bakken den Titel ihres Debütalbums. “Aber es ist auch die ‘Kunst zu Fallen’ im Sinne von Loszulassen. Nicht festzuhalten, nicht zu kontrollieren, ist eine große, schöne Kunst.” Rebekka Bakken, 1970 in Norwegen geboren, weiß wovon sie spricht. Ohne Radio oder Stereoanlage, aber mit jeder Menge selbstgemachter Hausmusik aufgewachsen, sang sie schon als Teenager in etlichen Pop- und Rhythm’n'Blues-Bands ihrer Heimat. Im Oktober 1994 zog sie nach New York. “Das war nicht mutig. Es war einfach etwas, das ich machen wollte,” meint sie lachend. “Ich ging nach New York, um dort Musik zu machen. Und bekam einen Schock, weil mich niemand anrief, um mich zu einem großen Star zu machen. Also wanderte ich durch die Stadt und putzte fünfmal täglich meine Wohnung. Bis ich merkte, daß ich selbst etwas tun mußte, wenn ich in meinem Leben etwas erreichen wollte.” Sie fing an, Texte zu schreiben.
 
Nur für sich, ohne Hintergedanken. “Ich schrieb, weil es mir Spaß machte. Nicht, weil ich die Texte anderen zeigen oder vorlesen wollte, sondern nur, weil ich mich und meine Gedanken schreibend ‘erforschen’ wollte,” sagt sie. “Dabei lernte ich, mich in meiner eigenen Haut wohlzufühlen.” Schon bald wurde der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel auf die ausdrucksstarke Stimmschönheit mit der enormen Präsenz und den tiefgründigen Texten aufmerksam. Gemeinsam fanden sie abseits der ausgetretenen Pfade ihren musikalischen Weg. Mitten durch stämmige Songstrukturen, wild wachsende Jazzblüten und zarte Folkpflänzchen. Etliche Alben und Konzerte mit Muthspiel später, überraschte und überwältigte Anfang dieses Jahres der Erfolg von “Scattering Poems” nicht nur Publikum und Journalisten, sondern schließlich auch alle übrigen Beteiligten. Das Album, auf dem Rebekka einige Texte von E.E. Cummings zu den musikalischen Arrangements der Pianistin Julia Hülsmann singt, wurde auch wegen der nicht zu übersehenden und zu überhörenden Präsenz “einer der aufregendsten Sängerinnen unserer Zeit” (Lufthansa Magazin) zur Genre übergreifenden Sensation. Jetzt endlich kommt mit “The Art Of How To Fall” das erste eigene Album von Rebekka Bakken.
 
Mit sanftem Jazzbesen-Groove und schwebenden Gitarrenklängen eröffnet der wunderschöne Ohrwurm “If only” das Album. Mit klarer Stimme, natürlich und ein bißchen naiv, singt Rebekka Bakken die Songstory eines kleinen Mädchens in der großen Welt, das sich wünscht nicht erwachsen zu werden. Spätestens, wenn sich der Song nach einem Break bei 1:46 auf seine kinderliedhafte Essenz herunter bricht, bekommt der Zuhörer eines der ganz großen Talente von Rebekka Bakken zu spüren. Sie singt, was sie ist. Und sie ist, was sie singt. Das klingt nach einer Binsenweisheit, ist aber eigentlich eine Grundvoraussetzung: Nur wenn man der Stimme glaubt, die einem da vorsingt, schenkt man ihr Aufmerksamkeit und Bedeutung. Das muß es sein, was die oben zitierten Rezensenten in Bann geschlagen hat. Auch die Ballade “Say Goodbye To What Is Gone”, bei der Rebekka Bakken mühelos über drei Oktaven von tief überzeugter Bauchstimme in hohe Kapriolen hinauffliegt, bewegt mit der eindringlichen Kraft der schönen Melodie und der wandlungsfähigen Stimme, die sie vorträgt. Und Rebekka Bakken kann noch so viel mehr.
 
Das ausgezeichnet eingängige “Cover Me With Snow”, das Weillsche Trinklied “Virgin’s Lullaby”, die Spoken Word-Intro des treibenden “Giant Body”, das traurig swingende “Worriless” oder der Titelsong, der nach einer Deep-House-Keyboard-Intro doch noch zum soliden Jazzsong mutiert, zeigen die vielen Facetten dieser Ausnahmekünstlerin. Dabei bleibt sie immer, wie wandlungsfähig sie auch sein mag, sie selbst. Sie ist es, die losläßt, sich in die offenen Ohren derer, die ihr zuhören, fallen läßt. Mit gutem Grund singt sie als letzte Zeile von “Daylight Is Short In Fall”, dem letzten Song des Albums, “Living is letting go”- “Leben ist Loslassen.”
 
Im Oktober und November 2003 wird Rebekka Bakken einige Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben. Hier die Termine zum Vormerken:
 
28.10.               Porgy & Bess, Wien (A)
29.10.               Treibhaus, Innsbruck (A)
30.10.               Schloß Elmau, Elmau (D)
31.10.               Stuttgart, Theaterhaus (D)
01.11.               Enjoy Music Festival, Mannheim (D)
02.11.               Jazznova Festival, Zürich (CH)
03.11.               Tollhaus, Karlsruhe (D)
04.11.               Theater, Rüsselsheim (D)
10.11.               Jazzfestival, Leverkusen (D)

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