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Roberta Gambarini

Roberta Gambarini – So In Love

Roberta Gambarini © by Emarcy / Universal Music
Emarcy / Universal Music
03.06.2009
Als das erste Musikinstrument der Menschheit hat die Stimme mit ihrer Kraft, Schönheit und Herzlichkeit uns seit jeher bezaubert. Für ihre Fähigkeit, Menschen durch ein gemeinschaftliches emotionales Erlebnis zusammenzuführen, wurden Sänger/innen stets gefeiert. Und obwohl die Stimme also fraglos das populärste Musikinstrument überhaupt ist, hat die moderne Kultur großartigen Gesang zu einer Kunstform gemacht, die oft auf verlorenem Posten steht.
Alle Jubeljahre aber taucht eine Sängerin auf, die über so viel Schönheit, Individualität und Talent verfügt, daß sie uns wieder an die Magie und Erhabenheit der menschlichen Stimme erinnert: eine solche Sängerin ist Roberta Gambarini.
Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums “Easy To Love” im Jahr 2006 wird Roberta Gambarini in der ganzen Welt von Kritikern, Musikliebhabern und Kollegen gefeiert. Das Album brachte ihr eine erste Grammy-Nominierung ein und sorgte dafür, daß die Sängerin in der Folge zu den renommiertesten Jazzfestivals in den USA und im Ausland eingeladen wurde. 2008 brachte sie bei Verve Records ihr superbes zweites Album “You Are There” heraus, das sie im Duo mit dem legendären Pianisten Hank Jones eingespielt hatte. Jones, der in seiner langen Karriere etliche der größten Jazzsänger/innen aller Zeiten begleitet hatte (darunter Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Sarah Vaughan, Carmen McRae, Peggy Lee, Frank Sinatra, Bing Crosby, Nat “King” Cole und Billy Eckstine), bezeichnete Roberta Gambarini als die mit weitem Abstand beste Sängerin, mit der in den letzten Jahrzehnten zusammengearbeitet hat.
Der Boston Globe nannte Roberta die “wahre Nachfolgerin von Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Carmen McRae”. Und mit ihrem neuen Album “So In Love” beweist Gambarini nun eindrucksvoll, daß diese Einschätzung mehr als berechtigt ist.
Den Titel “So In Love” wählte Roberta Gambarini erst, als sie sich nach Beendigung der Aufnahmen noch einmal die Liste der Songs betrachtete. Denn erst da wurde ihr bewußt, daß “das ganze Album von der Liebe handelt: Der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, der Liebe zu Liedern, Kindern und vor allem der Liebe zum Leben.” Selten, so erklärt Roberta Gambarini, gehe sie mit einem wirklichen Konzept für ein Aufnahmeprojekt ins Tonstudio. “Die Songs sollen ein Ergebnis meiner Lebenserfahrungen und meiner Reflexion sein. Normalerweise gibt die Musik, die ich mache, wieder, wie ich mich in genau diesem Augenblick fühle. Natürlich muß man, um sich diese Freiheit nehmen zu können – die Freiheit, das zu singen, was man fühlt -, außerordentlich talentierte, einfühlsame und verständnisvolle Musiker zur Seite haben.”
Alle großartigen Sängerinnen versuchen auch stets die bestmöglichen Musiker um sich zu scharen, und Roberta bildet keine Ausnahme von dieser Regel. Auf “So In Love”, das im Sommer und Herbst 2008 von dem bekannten Toningenieur Al Schmitt in den berühmten Capitol Studios aufgenommen wurde, heißen Gambarinis Begleiter James Moody, Roy Hargrove, Tamir Hendelman, Eric Gunnison, Gerald Clayton, Chuck Berghofer, Neil Swainson, George Mraz, Jake Hanna, Al Foster, Montez Coleman und Jeff Hamilton. Anders als viele andere Sängerinnen aber ließ sich Roberta von ihrem Produzenten nicht einfach eine mit namhaften Musikern gespickte Band zusammenstellen.
Wie alle wirklich talentierten Musiker holte sich auch Roberta den künstlerischen Feinschliff auf zahllosen Tourneen und Jamsessions mit den wahren Größen des Jazz: in den gut zehn Jahren, die die Italienerin nun in den USA zu Hause ist, trat sie u.a. schon an der Seite von Ron Carter, Herbie Hancock, Slide Hampton, Roy Hargrove, Jimmy Heath, Hank Jones, Christian McBride, James Moody, Mark O’Connor und Toots Thielemans auf. Diese Kooperationen verhalfen ihr zu der Reputation, die sie heute in der Jazzszene genießt. Darüber hinaus leitete sie auch eigene Ensembles. Die Musiker, mit denen sie nun auf “So In Love” zu hören ist, sind Teil ihrer “amerikanischen Familie”.
Einige der Musiker, die an der Einspielung von “So In Love” mitwirkten, sind Kindheitsidole von Roberta Gambarini: etwa James Moody. Als Roberta zarte neun Jahre alt war, nahmen ihre jazzbegeisterten Eltern sie in ihrer Heimatstadt Turin zu einem Konzert des Saxophonisten mit. “Das meiste von dem, was ich heute mache, verdanke ich der Musikbegeisterung und dem Musikverständnis meiner Eltern… und James Moody, der mir ein Vorbild war, mich ermutigte und unter seine Fittiche nahm”, sagt die Sängerin. Moody, der auch schon auf Robertas Debütalbum “Easy To Love” mitspielte und bis heute ihr häufigster Begleiter ist, kann man auf dem neuen Album bei drei Titeln hören: in dem Cole-Porter-Klassiker “Get Out Of Town”, in “I See Your Face Before Me” (Gambarinis Lieblingssong von Frank Sinatra, der “geradezu nach einem Tenorsaxsolo schrie”) und in “This Is Always”, wo Moodys melodische Subtiliät wunderbar mit Robertas unangestrengt schönem Gesang und Roy Hargroves balladesker Wärme auf der Trompete harmoniert.
Hargrove tritt noch einmal bei dem Song “Crazy” ins Rampenlicht. Das von Willie Nelson geschriebene Stück hatte die Country-Sängerin Patsy Cline 1961 zu einem Hit gemacht. Robertas brillantes Arrangement injiziert dem Song genau die richtige Dosis Verwirrung und Humor. Hervorragend unterstützt wird sie dabei von dem Schlagzeuger Jake Hanna, den sie als Kind durch die Plattensammlung ihres Vaters kennengelernt hatte.
Die Eltern flößten Roberta die Liebe zum Jazz ein. Aber die musikalische Sprache der Künstlerin nährt sich längst auch aus anderen Quellen wie der Oper, Popmusik, Klassik, Country-Musik und dem Blues. Sehr frisch und einfallsreich ist zum Beispiel der Medley, in dem sie die beiden Beatles-Kassiker “Golden Slumbers” (vom Album “Abbey Road”) und “Here, There And Everywhere” (vom Album “Revolver”) miteinander verknüpft.
Bei der Interpretation der Filmballade  “Over The Rainbow” (besser bekannt als “Somewhere Over The Rainbow”) klingt Roberta Gambarini, als habe sie ihre Stimmbänder mit Honig und Bourbon geölt. Einziger Begleiter der Sängerin ist hier der Pianist Tamir Hendelman, der Robertas Stimme mit samtenen Harmonien ummantelt.
Robertas Gesang ist zwar in jeder Sprache spektakulär, ganz beonders aber natürlich in ihrer Muttersprache Italienisch. Der Beweis dafür ist ihre Version des fabelhaften Bruno-Martino-Evergreens “Estate”, den die Sängerin beim Komponisten selbst erlernte, als sie in Mailand lebte. Sie singt das Lied mit einem so schmerzhaft schönen Lyrizismus, daß sogar Hörer, die kein Wort Italienisch verstehen, die Bedeutung des Textes erfassen können. Unterstützt wird Roberta Gambarini bei dieser Nummer von dem jungen, aufstrebenden Pianisten Gerald Clayton sowie den beiden Veteranen Chuck Berghofer (Baß) und Jake Hanna (Schlagzeug).
Bassist Neil Swainson (langjähriger Weggefährte des britischen Pianisten George Shearing) und Roberta Gambarini eint nicht nur ihre Liebe zur Musik, sondern auch ein Faible für gutes Essen aus aller Welt und Reisen. Zu ihnen gesellen sich bei “That Old Black Magic”, “From This Moment On” und “You Ain’t Nothin’ But A J.A.M.F.” der Pianist Eric Gunnison, der die große Carmen McRae während der letzten sieben Jahre ihres Lebens begleitete, und Schlagzeuger Montez Coleman. “You Ain’t Nothin’ But A J.A.M.F.” ist eine von Roberta umgeschriebene Gesangsversion des Johnny-Griffin-Instrumentalklassikers “The JAMFs Are Coming”. Der 2008 gestorbene Tenorgigant Griffin amüsierte sich immer köstlich, wenn er seinem Publikum erläutern konnte, wofür in dem Titel die Abkürzung JAMF stand: “Das J steht für Jive, hinter dem A kommen zwei Sternchen und M steht für Mother, aber das ist nur das HALBE WORT.”

Bei der Aufnahme von “You Must Believe In Spring”, einem zeitgenössischen Klassiker von Michel Legrand, Alan und Marilyn Bergman, sowie bei dem Medley mit (von Ennio und Andrea Morricone komponierten) Songs des italienischen Filmklassikers “Cinema Paradiso” wurde Roberta Gambarini von einem illustren Trio begleitet, das sich aus Pianist Eric Gunnison, Bassist George Mraz und Schlagzeuger Al Foster zusammensetzte.

Von den vierzehn Stücken des Albums “So In Love” arrangierte die Sängerin elf. Bei “This Is Always” und “I See Your Face Before Me” reichte ihr der Pianist Tamir Hendelman, der auch “Get Out Of Town” arrangierte, eine helfende Hand. Wie hervorragend die beiden sich musikalisch verstehen, macht auch das Titelstück “So In Love” deutlich, ein zu Herzen gehendes und intimes Duett, in das sich Hörer dieses großartigen klassischen Jazzalbums sicher auf Anhieb verlieben werden.

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