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Stefano Bollani – Ein rätselhafter, listiger und schnell denkender Pianist

Mark Turner, Bill Frisell, Morten Lund, Jesper Bodilsen, Stefano Bollani
© Paolo Soriani / ECM Records
05.09.2014
“Bollani liebt Melodien, die klingen als wären sie gesungen”, hieß es einmal im britischen Guardian. Und wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, so liefert ihn der italienische Pianist und Komponist nun endgültig mit “Joy In Spite Of Everything”, seiner bislang schönsten und lyrischsten Einspielung für ECM, die er mit einem beschwingten Calypso beginnt. Auf dem Album stellt Bollani, der es liebt mit wechselnden Partnern zu spielen, sein neues Quintett vor. Dessen Kern bildet er mit dem Bassisten Jesper Bodilsen und Schlagzeuger Morten Lund, zwei dänischen Musikern, die ihn schon 2009 bei der Einspielung des ECM-Albums “Stone In The Water” begleiteten. Zu ihnen gesellen sich hier zwei amerikanische Gäste der Extraklasse: Gitarrist Bill Frisell und Tenorsaxophonist Mark Turner. Auf “Joy In Spite Of Everything” kann man diese Musiker mit Bollani in unterschiedlichen Konstellationen erleben: mal im intimen Duo- oder Trio-Format, dann wieder als Quartett oder Quintett. 
Im Duo mit Frisell nahm Bollani seine Komposition “Teddy” auf, die er dem Swing-Pianisten Teddy Wilson widmete, auch wenn sie stilistisch nur sehr entfernt an diesen erinnert. “Ismene” ist ein weiteres Feature für den Gitarristen, der diesmal aber im Quartett mit Bollani, Bodilsen und Lund zu hören ist. “Bill ist für mich nicht einfach ein ‘Gitarrist’ – er ist ein kompletter Musiker”, meint Bollani. “Ich liebe die Art wie er spielt und sich dabei keinen Gedanken um stilistische Grenzen macht. Er spielt keine Jazzmusik, er spielt die Musik. Und das mag ich: dass er versucht, jeden Abend und auf jedem Album etwas anderes zu spielen. Und natürlich liebe ich den Klang seiner Gitarre.”
Auch über Tenorsaxophonist Mark Turner, der u.a. in der an Thelonious Monk erinnernden humorvollen Nummer “No Pope No Party” und der melancholischen Ballade “Las Hortensias” ins Rampenlicht tritt, ist Bollani voll des Lobes: “Ich liebe seinen Sound, weil der sehr speziell ist. Viele der heutigen Saxophonisten sind zwar sehr gut, ähneln aber klanglich zu sehr anderen Saxophonisten. Mark hat eine Stimme, die ihn aus der Masse heraushebt, die ausgefallen und eigen ist.”
Bollani selbst, der von seinem Mentor Enrico Rava einmal als “ein wahrer Poet am Piano” bezeichnet wurde, präsentiert sich auf “Joy In Spite Of Everything” spielfreudiger und ideenreicher denn je zuvor. Oder um es mit den Worten des New-York-Times-Kritikers Ben Ratliff zu sagen: “Rätselhaft, listig, schnell denkend.”

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