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Bio 2012

The Killers 2021
25.07.2012
Vor knapp 150 Jahren, am 31. Oktober 1864, ging aus den Trümmern des amerikanischen Bürgerkriegs der US-Staat Nevada hervor. Die Gründung dieses neuen Staats sorgte im Handumdrehen dafür, dass Abraham Lincoln wiedergewählt wurde, dass der 13. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung abgesegnet wurde und insgesamt die Zukunft der Staatengemeinschaft gesichert war. Noch heute verweisen zwei Worte auf dieses wichtige und hart erkämpfte Kapitel der US-Geschichte; man findet sie in der linken oberen Ecke der Flagge von Nevada: „Battle Born“, ist dort zu lesen – der Staat, der in der Schlacht geboren wurde.
„Battle Born“ also – zwei Worte, die Brandon Flowers schon immer sehr viel bedeutet haben: Immerhin haben The Killers sogar ihrem eigenen Studio in Las Vegas diesen Namen gegeben, und als sich die Band dann im Mai 2011 traf, um die Arbeit am Nachfolger zu Day & Age (2008) aufzunehmen, fungierten diese zwei Worte zunächst als Songtitel, dann als thematischer Überbau – und schließlich wurde daraus sogar der Titel ihres neuen Albums. Dabei darf man nicht vergessen, dass nicht jeder battle, jede Schlacht mit Mord und Totschlag zu tun haben muss: Nach einer einjährigen Auszeit, in der drei der vier Bandmitglieder eine Solokarriere gestartet hatten, ging ihnen schon sehr bald auf, dass sich z.B. auch das eigene Timing oder die Umstände ganz allgemein als gewaltige Hürden, und der Kampf dagegen sich als echte Schlacht erweisen können. Allein aus diesem Grund hat das neue Album von The Killers den Titel Battle Born verdient.
„Das war die größte Herausforderung, vor der ich jemals stand – keine Frage“, gesteht Brandon. „Wir haben noch nie so lange an einem Album gearbeitet, und ich habe auch noch nie so lange an den Texten gesessen. Wir dachten die ganze Zeit, wir hätten genügend Songs für das Album, doch dann ging uns auf, dass dem nicht so war, also mussten wir noch mal richtig loslegen und die Ideen raushauen, bis wir uns auch wirklich sicher waren, dass alles sitzt.“
Das jedoch brauchte seine Zeit, und The Killers hatten an diesem Punkt schon eine Menge Zeit nach dem letzten Album ins Land gehen lassen: Im Februar 2010, kurz vor dem Ende einer 18-monatigen Tournee, zugleich am Ende eines Jahrzehnts, von dem sie über die Hälfte im Tourbus verbracht hatten, befand sich die Band an einem Scheideweg. Sie hatten von Hot Fuss, Sam’s Town und Day & Age insgesamt weit über 15 Millionen Alben verkauft, waren in jeder Ecke der Welt aufgetreten und dabei zu einer der größten Rockbands der Welt avanciert; kein Wunder eigentlich, dass sie sich nach etwas Zeit sehnten, um, wie Brandon sagt, „das alles mal mit etwas Abstand zu betrachten und ins rechte Licht zu rücken. Mark und Dave waren absolut für die Auszeit, während Ronnie und ich wohl auch einfach weitergemacht und gleich noch ein Album aufgenommen hätten, wenn das ihr Wunsch gewesen wäre. Dabei ist so eine Pause natürlich schon dann angebracht, wenn sich nur ein einziges Mitglied dafür ausspricht. So gesehen war die Auszeit definitiv der richtige Schritt an diesem Punkt.“
Nachdem sich dann Brandon, Mark und Ronnie allesamt erfolgreich in Solo-Gefilden ausprobiert hatten, war es die gefeierte Rückkehr auf die Bühne, ihr Headliner-Auftritt beim allerersten Lollapalooza-Festival in Chile, der sie dazu inspirierte, wie Ronnie es ausdrückt, „endlich mal wieder ins Studio zu gehen und verdammt noch mal ein paar neue Songs zu schreiben!“ Und siehe da: Schon nach kürzester Zeit hatten sie „Runaways“ geschrieben, die erste Single von Battle Born.
Als episch angelegter Soundtrack zu einem Kleinstadtdrama, ist „Runaways“ genau die Art von Single, die man sich für ein Comeback von The Killers wünschen würde: durch und durch amerikanisch wie eh und je, geht es um Liebe und Optimismus, während die massiven Gitarren wie ein Wirbelsturm (à la The Who) dahinfegen und der Refrain so überdimensional ist, dass man ihn vom einen Ende der Mojave-Wüste bis zum anderen brüllen will.
Erste Einfälle für diese neue Single kamen ihnen schon im Jahr 2009 während der Tour zum Day & Age-Album – so gesehen ist „Runaways“ einer der ältesten Songs der neuen LP –, doch wussten The Killers laut Brandon „nie so recht, wo wir dieses Stück unterbringen sollten. Auf Day & Age haben wir schließlich eher versucht, unsere poppige Seite nach außen zu kehren – doch ‘Runaways’ ist nun mal Roots-Rock, durch und durch amerikanisch, und das passte so nun mal nicht zusammen. Trotzdem war mir die ganze Zeit klar, was für ein großer Song das war. Als es dann jedoch darum ging, dieses neue Album zu machen, waren wir uns sofort darüber einig, dass wir ausnahmslos nur das machen wollten, was wir richtig gut können: The Killers schreiben nun mal eine gewisse Art von Song – und daran sollte sich auch nichts ändern. Insofern war ‘Runaways’ eine Art Startschuss für den neuen Longplayer.“
Schon bald folgten weitere Songideen: Das Titelstück zum Beispiel, ein klanglicher „Bruder“ von „Runaways“, und „Here With Me“, gewissermaßen das emotionale, zutiefst bewegende Kernstück der LP, und schließlich auch der massive Electro-Rocksound von „Flesh & Bone“, wie dafür gemacht, um Stadien zu erschüttern. Als die Band dann jedoch genügend Songideen zusammengetragen und in Form gebracht hatte, konnte keiner der Wunschkandidaten, die für sie als Produzenten in Frage kamen, das gesamte Album produzieren, weil diverse andere Verpflichtungen das nicht zuließen; also gingen The Killers zwangsläufig dazu über, die LP häppchenweise mit verschiedenen hochkarätigen Vertretern der Produzentenwelt aufzunehmen, so z.B. mit Daniel Lanois, Steve Lillywhite, Damian Taylor, Stuart Price und Brendan O’Brien.
Wenngleich die Band zunächst ihre Bedenken hinsichtlich dieser Arbeitsweise hatte – sie befürchteten, der Ansatz könne sie „mal so richtig krass aus dem Konzept bringen“ –, entpuppte sich die Studioarbeit mit mehreren Produzenten ganz klar als die richtige Entscheidung, ja sogar als Glücksgriff: Die verschiedenen Außenperspektiven bescherten der Band nämlich nicht nur insgesamt ein besseres Verständnis von ihrem eigenen Sound, denn ein gewisser Song – die sanfte Blue-Eyed-Soul-Nummer „Heart Of A Girl“ – entstand letztlich sogar nur, weil Flowers & Co. mit dem U2- und Dylan-Produzenten Daniel Lanois im Studio kreativ wurden. „Das Stück haben wir zusammen mit Daniel geschrieben, und das allein war echt spannend, weil wir noch nie zuvor einen Song mit jemand anderem komponiert hatten“, berichtet Ronnie. „Es gibt halt Produzenten, die im Studio eher die Rolle eines fünften Bandmitglieds übernehmen – sie nehmen also auch mal eine Gitarre in die Hand und gehen mit dir in die Kabine. Wir haben das Stück komplett live in einem Take eingespielt, und doch hat es nur eine Stunde gedauert, bis alles im Kasten war: ein paar Versuche und fertig. Die Nummer aufzunehmen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.“
Unterm Strich habe der zerstückelte Aufnahmeprozess, so Ronnie, ihnen in erster Linie „gezeigt, dass The Killers eine ganz spezifische Herangehensweise verfolgen, einen ganz eigenen Ansatz als Songwriter. Immerhin waren wir mit fünf verschiedenen Produzenten im Studio, und trotzdem klingt das Resultat durch und durch nach uns.“
Dieser unverwechselbare Killers-Sound ist zugleich, was Battle Born auszeichnet: Nahezu ausnahmslos in ihrem gleichnamigen Studio aufgenommen, vereint das neue Album die Vorzüge der Vorgänger – das detaillierte Storytelling von Hot Fuss, den sehnsüchtig-mythischen Americana-Einschlag von Sam’s Town, und nicht zuletzt die großen Hooks und Pop-Gesten von Day & Age –, ohne dabei wie ein Abklatsch von einem dieser Alben zu klingen. Stattdessen präsentieren sie einfach nur den Sound einer Band, die ihre eigene Identität entdeckt hat und diese Erkenntnis in brandneuen Songs zelebriert. Um es noch einmal mit Brandon Flowers zu sagen: Es sind in der Tat The Killers, die „das tun, was sie richtig gut können“.
„Wir wollten einfach wieder zu der Art von Sound zurückkehren, die entsteht, wenn vier Typen zusammen in einem Raum stehen und richtig loslegen“, erzählt Ronnie weiterhin. „Day & Age war ein großartiges Album, aber genau genommen hatten wir in dem Fall so viel Spaß beim Experimentieren, dass wir darüber ganz vergessen haben, auf den roten Faden der LP zu achten. Dieses Mal waren wir es uns einfach schuldig, nur die Art von Songs zu machen, die quasi als Blaupause für uns gelten können.“
So ist Battle Born auch ein Album, das durchaus mit gefüllten Stadien und den Erwartungen der Fans im Hinterkopf entstanden ist: „Here With Me“, eine epische Ballade, die an Tom Petty, Depeche Mode und Simple Minds erinnert, wird definitiv zu den Highlights der kommenden Live-Shows zählen, während das schwermütige „Miss Atomic Bomb“ (der Titel bezieht sich auf einen Schönheitswettbewerb in Vegas und jene Zeit, als überirdische Atomtests noch eine richtige Touristenattraktion in Nevada waren) gerade den aufmerksameren Zuhörern auffallen wird, weil es sich ein gewisses musikalisches Gen mit „Mr. Brightside“ teilt, einem der größten Hits der Band.
Wirft man einen Blick auf die ersten zehn Jahre in der Karriere von The Killers – ein Jahrzehnt, in dem sie von absoluten No-Names aus Vegas zu Dauer-Headlinern bei allen großen Festivals avanciert sind, sich einen Ruf als eine der besten Live-Bands der Welt erspielt und nebenbei eine ganze Reihe von BRIT-, NME-, MTV- und (zuletzt auch) ASCAP-Awards gewonnen haben –, wirken diese wie eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte mit unzähligen Höhepunkten. Battle Born ist das nächste und bis dato eindrucksvollste Kapitel dieser Geschichte; und doch stellt Ronnie noch einmal klar, „dass man sich mit jedem Album aufs Neue beweisen muss. Wir sind halt davon überzeugt, dass wir mit jedem Album noch einmal nachlegen und uns immer wieder selbst übertreffen müssen. Sich auf irgendwelchen Lorbeeren auszuruhen kommt für uns nicht in Frage.“
Ausruhen ist auch nicht geplant: Da die vier Bandmitglieder es kaum abwarten können, die Welt abermals mit ihrem Live-Sound zu erobern, sind die ersten Konzerte zur neuen LP in den Staaten und Europa bereits bestätigt. „Ich finde schon, dass auf diesem Album besonders viele von diesen Konzert-Momenten zu finden sind, mehr als je zuvor“, meint Brandon Flowers abschließend. „Und ich bin mir sicher, dass die Fans die neuen Songs auf Anhieb verstehen und darauf abgehen werden. Diese LP ist unsere bislang beste Platte, und ich selbst bin unfassbar happy mit dem Resultat. Man hört einfach, dass wir uns heute sehr viel wohler fühlen mit dem, was wir sind – ja, dass wir inzwischen sogar stolz sind auf das, was wir sind.“ Ehrliche Worte, gesprochen wie es nur einer kann, dessen Wurzeln in jenem Staat liegen, der einst aus einer großen Schlacht hervorgehen sollte…

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