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Till Brönner – Oceana

26.04.2006
Daß der Trompeter und Sänger Till Brönner auf höchstem Niveau in der internationalen Jazzszene mitmischen kann, weiß man spätestens seit seinem Fusion-Album “Midnight”, das der Wahl-Berliner 1995 mit US-Cracks wie Michael Brecker und Dennis Chambers realisierte oder seit der Kollaboration mit P-Funk-Legende Bootsy Collins auf dessen Album “Play With Bootsy” (2002). Der Musikexpress nannte Till deshalb kürzlich nicht zu unrecht den “international konkurrenzfähigsten unter den deutschen Pop(!)stars”. Mit seinem neuen Album “Oceana”, das er in Hollywood aufgenommen hat, dürfte Brönners internationales Renommee neue Höhen erklimmen. Entstanden ist das relaxte Meisterwerk mit drei ganz speziellen weiblichen Überraschungsgästen: Carla Bruni, Madeleine Peyroux und Luciana Souza. Einfach ist gar nicht so schwer, sollte man meinen. Aber laut Schiller ist “Einfachheit ein Resultat der Reife” und damit schon nicht mehr ganz so harmlos. Denn diese reife Einfachheit ist erfahrene Unkompliziertheit. Sie ist eine Konzentration auf das Wesentliche und deshalb eines der erstrebenswerten Ziele eines wirklichen Künstlers.

Der bald 35jährige Trompeter Till Brönner, einer der vielseitigsten und umtriebigsten Künstler im europäischen Musikgeschehen, hat diesen enormen Grad der Reife erreicht, der sich jetzt in der essentiellen Klarheit seines neuen Albums “Oceana” zeigt. Für sein zehntes Studioalbum begab sich Till Brönner an einen Ort, der wie kein anderer die Sehnsucht nach einer besseren Welt verkörpert: Hollywood. Sein Reisevisum: Die Musik von “Oceana”. Nach zwei Jahrzehnten intensiver Auseinandersetzung mit der freiheitlichsten Musik der Gegenwart, förderte Till Brönner an historischer Stätte ein ebenso geschichtsträchtiges wie zukunftsweisendes Meisterwerk zutage.

Brönners Verbündeter bei diesem zeitlos schönen Projekt ist der legendäre Produzent Larry Klein, der als Bassist schon Größen wie Bob Dylan, Peter Gabriel oder Wayne Shorter begleitete und unter anderem Alben von Joni Mitchell, Leonard Cohen und Madeleine Peyroux produzierte. Klein hat dem Trompeter hörbar Raum für seinen unverwechselbaren Spielansatz gelassen. Auch deshalb entfaltet “Oceana” seine einnehmende, aber einzigartige Eleganz jenseits aller Erwartungen oder gar Klischees. Bei den beiden dezent wirkenden Eigenkompositionen “A Distant Episode” und “Tarde”, die Brönner zusammen mit Klein schrieb, und den schönen, aber eher selten gehörten mal jazzigen, mal eher poppigen Coversongs ist nichts so, wie man es vielleicht erwartet hätte, aber alles ganz genau so, wie es sein soll. Jedes Instrument, jede Note, ist da, wo es oder sie hingehört, absolut eindeutig und konsequent.

Auch die Stimmen der geladenen Gäste klingen, als hätten sie nur auf diese Songs gewartet. Carla Bruni, das singende Supermodel aus Frankreich, säuselt einen tragisch-schönen Leonard-Cohen-Song. Madeleine Peyroux leidet auf ihre unvergleichlich berührende Art und Weise mit Hank Williams' “I’m So Lonesome I Could Cry”. Und Luciana Souza, die im Rennen um den Grammy für das beste Jazzvokalalbum gerade erst knapp Dianne Reeves unterlag, begeistert mit Edu Lobos melancholischem Bossa-Klassiker “Pra dizer adeus”. Brönner selbst beschränkt seine Sangeskünste diesmal auf eine Interpretation des Nick-Drake-Songs “River Man”.

Über und vor allem spielt Till Brönner auf “Oceana” Trompete. Mal mit, mal ohne Dämpfer, immer mit dieser unverwechselbaren, berührenden Seelenkraft – ebenso großartig einfach wie einfach großartig. Begleitet von einer amerikanischen Band mit Keyboarder Larry Goldings, Gitarrist Dean Parks, Bassist David Piltch und Schlagzeuger Jay Bellerose – sowie ab und an auch dem legendären Saxophonisten Gary Foster – erschafft Brönner seine schlüssige, bessere Musikwelt. Man taucht ein in “Oceana”, schwebt und schwimmt durch diese weiten Klangräume, diese herrlichen Melodieströme, die Till Brönner und seine neuen Freunde so gekonnt und mit versierter Leichtigkeit erspielen. New York war Jazz für den Kopf, Hollywood ist Jazz für die Seele. Schon bei den ersten Takten von Wes Montgomerys “Bumpin'” fühlt man sich wohl, und beim letzten Lied, der Brönner/Klein-Ode “Tarde”, weiß man dann, wie gekonnt und gereift, wie einfach und essentiell Musik sein kann und soll.

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