Yvonne Catterfeld | Biografie

Yvonne Catterfeld “Lieber so (Bonustrack-Edition)”, 2015

Mit “Lieber so” hat Yvonne Catterfeld 2013 ihr unbeschwertestes, kraftvollstes und für viele vielleicht auch überraschendstes Album vorgelegt. Pünktlich zu ihrer Teilnahme an “Sing meinen Song – Das Tauschkonzert” (VOX, ab 19.Mai 2015) erscheint “Lieber so” nun als, um vier Stücke ergänzte, Bonustrack-Edition.

“Lieber so” und nicht anders: Das Statement einer Künstlerin

“Lieber so” – viel mehr als nur ein simpler Plattentitel. Viel mehr. Für Yvonne Catterfeld der Ausdruck eines völlig neuen Lebensgefühls. Nicht nur als Künstlerin. Ein Statement einer starken Frau, die genau weiß, wer sie ist, was sie will und was sie kann. Die sich etwas traut. Die sich nicht auf dem bisher Erreichten ausruht, sondern immer wieder neue Wege und neue Formen sucht. Die nie stehen bleibt, sondern ständig nach kreativer Weiterentwicklung strebt. Eine Sängerin, Musikerin und Schauspielerin, die sich nicht festlegen will und auch gar nicht muss. Edelmetallene Auszeichnungen für fast 800.000 verkaufte Tonträger. Awards, wie der ECHO, der Bambi oder die Goldene Stimmgabel und nicht zuletzt ein begeistertes Millionenpublikum, das die 35-Jährige in Film- und Fernsehproduktionen, u.a. als Taucherin Lotte Hass in “Das Mädchen auf dem Meeresgrund”, als Spionin in “Am Ende die Hoffnung”, als Kommissarin in “Schatten der Gerechtigkeit”, in “Sputnik” oder an der Seite von Vincent Cassel in dem Französischen KinofilmDie Schöne und das Biest” verzauberte, hin oder her.
Jeder ihrer fünf bisher erschienenen Longplayer stellte eine Art von ganz persönlicher Bestandsaufnahme dar. Eine Standortbeschreibung, an welchem Punkt ihres aufregenden Lebens sich Yvonne Catterfeld gerade befand, was um sie herum passierte und auch, was tief in ihr vor sich ging. Ein Blick auf das, was ist; immer mit Option auf die Zukunft. Das setzt sich auch auf Album Nummer sechs fort. Als “Abschied von dem, was war” bezeichnet Yvonne selbst ihre aktuelle Platte, auf der sie einen deutlichen Schlusspunkt setzt, um etwas Neues zu beginnen. Noch nie war sie ein großer Freund davon unnötigen Emotionsballast mit sich herum zu schleppen, sondern lieber von Zeit zu Zeit reinen Tisch zu machen. Tabula Rasa; auch, wenn’s manchmal ganz schön weh tut, sagt sie. So wie auch auf “Lieber so”.
“Der Albumtitel zog sich während der Aufnahmen wie ein roter Faden durch die Studioarbeit und wurde irgendwann schon fast zu einem geflügelten Wort”, erinnert sich Yvonne lächelnd an die Namenswahl zurück. “Den Satzanfang könnte man auf tausend Arten weiterführen: Lieber… das tun, was sich gut und richtig anfühlt, als irgendwelche faulen Kompromisse einzugehen. Lieber… seiner Intuition folgen, als später Dinge zu bereuen. Eben ‘Lieber so’! Ich habe festgestellt, dass es viel mehr Kraft kostet, sich gegen etwas zu wehren, als wirklich sein Ding durchzuziehen und auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Ich nehme die Dinge lieber selbst in die Hand. Das habe ich im Grunde schon immer getan, aber noch nie so konsequent wie diesmal.”

Lieber Stier, als Bambi: Eine Entwicklung die stetig anhält

Yvonne Catterfeld ist heute “lieber Stier, als Bambi”, wie sie vieldeutig erklärt. Will sich nicht länger anpassen, sondern sich konsequent verwirklichen. Noch nie war die Wahl-Berlinerin so sehr “sie selbst”, wie auf ihrem sechsten Album. Eine Entwicklung, die sich bereits auf den Vorgängern “Aura” (2006) und “Blau im Blau” (2010) andeutete und sich nun weiter fortsetzt. Ehrlich, unverschnörkelt, offen und selbstbewusst steckt Yvonne Catterfeld auch ihr stilistisches Revier neu ab: Pop, Soul, R’n'B und ein guter Schuss treibende Blues-Power. Eine bisher noch nicht gekannte Leichtigkeit und beschwingte Entspanntheit in Musik und Ausdruck, die auf der anderen Seite jedoch auch ihren Preis fordert. “Es darf in den Songs ruhig schmerzvoll werden, trotzdem ist es mir wichtig eine positive Botschaft zu vermitteln. Statt mich wie früher meinem Kummer zu ergeben, ziehe ich heute eine gewisse Stärke daraus und betrachte vieles aus einer eher augenzwinkernden Perspektive.” So wie auch im verspielt schwermütigen Titeltrack: “Lieber eine schmerzhafte Trennung und ein sauberer Schnitt, als noch mehr Schmerz und noch mehr Leiden ertragen zu müssen.”
Das neu definierte Selbstverständnis einer Frau, deren Verletzlichkeit sie stark macht. Eine Künstlerin, die in ihren Lyrics neuerdings ungewöhnlich klare Ansagen macht und die keine blumigen Floskeln braucht, um ihr Publikum zu berühren. “Ich würde es als eine neue Form der Ehrlichkeit bezeichnen, mit mir selbst als Ausgangspunkt. Ich habe gelernt ‘Nein’ zu sagen und weiß heute genau, welche Musik und welche Texte zu mir passen, und welche nicht. Das Album sollte eine sehr direkte, gradlinige und einfache Sprache haben. Keine langatmigen, ausschweifenden Bilder oder Symbole, sondern konkret sein. Als würde man miteinander sprechen. Selbst, wenn dabei Worte wie ‘desillusioniert’ vorkommen. Und ich wollte diese klassischen Trennungssongs vermeiden. Ich gehe heute mit Herzschmerz ganz anders um, als noch vor ein paar Jahren. Nichts sollte anklagend sein – ich finde es ganz schlimm, anderen die Schuld an seinem eigenen Unglück zu geben. Danach habe ich mich gerichtet.”

Im Hier und Jetzt mit Yvonne Catterfeld

Angefangen beim Piano-getriebenen Power-Pop-Opener “Pendel”, über das augenzwinkernd funkige Breitwanddrama “Ganz großes Kino” inklusive zahlreicher charmanter Filmreferenzen, bis hin zum exotisch percussiven “Amazone” und dem Love-Song “So viel mehr als Liebe” – der vielleicht entspanntesten und groovigsten Liebeserklärung in der Geschichte der deutschsprachigen Popmusik. “Die Liebe besteht ja nicht nur aus Romantik; wahre Liebe besitzt viele unterschiedliche Facetten und viele verschiedene Phasen. Man empfindet in einer Beziehung sehr oft ambivalent. Für mich besteht die Liebe nicht nur aus dem Gefühl, sondern aus so viel mehr: Aus dem Tun. Das ist eines der Dinge, die ich über mich selbst und den Umgang mit meiner neuen Unbeschwertheit gelernt habe.”
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