Hollywood Undead | Biografie

Hollywood Undead, “Day Of The Dead”, 2015

Traditionell ist der Tag der Toten, der “Day of the Dead”, ein (mexikanischer) Feiertag, an dem der Verstorbenen gedacht wird. Hollywood Undead liefern jedoch in diesem Jahr ihre ganz eigene Definition davon, wenn die sechs Kalifornier mit “Day of the Dead” ihr viertes Studioalbum und zugleich ihr Debüt für Interscope Records veröffentlichen. Gemeinsam präsentiert die für ihren scheuklappenfreien Ansatz bekannte Band – bestehend aus Johnny 3 Tears, J-Dog, Charlie Scene, Danny, Funny Man und Da Kurlzz – dieselbe Mischung aus krassem Humor und vertonter Aggression, die schon 2008 ihr Debütalbum “Swan Songs” zu einem Platinerfolg werden ließ und ihnen postwendend Millionen von Fans in aller Welt bescherte.
Allerdings zeigen sie dieses Mal auch, was für Wissen sie in den letzten Jahren angesammelt haben – und wichtiger noch: was für gute Songwriter sie im Verlauf des letzten Jahrzehnts geworden sind, in dem sie so gut wie permanent auf Tour waren. Blicken wir kurz zurück: Ihr Vorgängeralbum “Notes From The Underground” landete 2013 auf Anhieb auf Platz 2 der US-Billboard-Charts, nachdem 2011 schon das zweite Album “American Tragedy” die US-Top−5 aufgemischt und ihnen schließlich Gold beschert hatte. Parallel dazu waren die gleichermaßen Rock- wie Rap-verliebten Jungs rund um den Globus als Headliner unterwegs, tourten mit Bands wie Avenged Sevenfold oder Stone Sour und traten bei sämtlichen großen Festivals auf (z.B. Rock am Ring/Rock im Park, Download, Rock on the Range, Rock in Rio, Family Values Festival etc.).
Anfang 2014 jedoch befanden sich die sechs rockenden Maskenträger in einer ziemlich prekären (wenngleich nicht neuen) Lage, als ihr bisheriges Label kurzerhand dicht machte. "Genau genommen hatten wir also kein Label zu dem Zeitpunkt – und auch kein wirkliches Zuhause", erinnert sich Johnny 3 Tears, “aber letztlich hat sich das nur gut auf das neue Album ausgewirkt: ”Irgendwie waren alle ganz schön angepisst, und als es dann an die Aufnahmen im Studio ging, hatten wir umso mehr das Bedürfnis, uns zu beweisen." "Ehrlich gesagt waren die Umstände dieses Mal ganz ähnlich wie bei der Entstehung von “Swan Songs”, meint J-Dog und bezieht sich auf das Debütalbum. "Wir alle waren einfach wahnsinnig frustriert darüber, dass man an jeder Ecke von den Leuten beschissen wird – und dieses Gefühl ließen wir dann in den Songs raus.
Wir sagten uns also: “Scheißen wir doch einfach auf sie alle. Scheiß auf Radio-Hits. Scheiß darauf, irgendein Label zufriedenzustellen, schließlich haben wir ja gar keins! Lasst uns verdammt noch mal einfach das machen, wofür der Name Hollywood Undead steht!” Also setzte sich die Band zusammen und begann jenen intensiven Schreib- und Aufnahmeprozess, aus dem schließlich “Day of the Dead” hervorgehen sollte. Unterstützt von ihren angestammten Produzenten Griffin Boice und Sean Gould, entstanden sämtliche Songs im Kollektiv, mit allen sechs Mitgliedern im selben Raum – ein Ansatz, auf den sie schon seit Jahren nicht mehr gesetzt hatten. "Ja, wir kehrten wieder zu unserer alten Hollywood-Undead-Formel zurück, die verlangt, dass man alles gemeinsam schreibt", berichtet J-Dog.
"Beim letzten Album war es eher so gelaufen, dass jeder gewissermaßen sein eigenes Ding gemacht hat, aber “Day of the Dead” war echtes Teamwork. Allein deshalb klingt das Album sicherlich anders, wobei wir schon auch an unseren alten Sound anknüpfen. Wir sind einen Schritt nach vorne gegangen, haben dabei aber auch zurück über die Schulter geschaut." “Ich würde sagen, dass wir mit jedem Album mehr Regeln über Bord geworfen haben”, meint Johnny 3 Tears. "Wir haben uns einfach jedes Mal noch ein bisschen mehr gehen lassen, und wenn wir heute einen Song schreiben, dann sind dem so gut wie keine Grenzen mehr gesetzt. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass wir auf dem neuen Album so viele verschiedene Styles präsentieren."
Wie ein musikalisches Frankenstein-Wesen, per Stromstoß zum Leben erweckt, vereint “Day of the Dead” die Wucht von Industrial-Metal-Sound mit irrsinnigen HipHop-Exkursen, in Alkohol getränkten Dance- und Party-Exzessen (die gerne mal bis morgens dauern) und introspektiven Texten, wenn sie ihre Raps in blutrünstige Versform gießen. Als die Aufnahmen dann schließlich im Kasten waren, unterzeichneten Hollywood Undead ihren neuen Vertrag mit Interscope Records, woraufhin schon Ende 2014 die Titelsingle als erster Vorgeschmack auf das neue Album erscheinen sollte. Die Single “Day of the Dead” beginnt mit einem Flamenco-Part auf der Akustikgitarre, um wenig später in ein massives Gitarrenriff und noch mehr Synthesizer-Nachdruck aufzubrechen.
Mit Johnny 3 Tears am Mikrofon und der definitiv gewaltigsten Hook, die Hollywood Undead jemals aufgenommen haben, ging die Single sofort durch die Decke und bescherte der Band im Handumdrehen über 1,5 Millionen Views bei YouTube/VEVO. "Bei der Nummer musste einfach alles stimmen", erinnert sich Charlie Scene. “Nur ehrlich gesagt sind mir die Melodie und der Refrain eingefallen, als ich gerade eine Pinkelpause im Studio machte – da fallen mir überhaupt die besten Sachen ein. Also präsentierte ich meine Idee den Jungs, und wenige Stunden später war der Song auch schon fertig. Er bringt Hollywood Undead, also unseren ganzen musikalischen Ansatz, einfach perfekt auf den Punkt, weil er diesen Vibe hat, dieses unheimliche Etwas und diese unglaubliche Wucht. Ist eine echte Hymne für uns und unsere Fans geworden.” “Ja, die Single ist definitiv eine Ansage, fast schon ein Ruf zu den Waffen”, meint auch Johnny 3 Tears.
“Es ist ein durch und durch aggressiver Track mit extrem viel Tiefgang, und er zeigt einfach mal ohne Umschweife, wie wir uns als Mitglieder dieser Band fühlen – wodurch auch die Fans dieses Gefühl nachvollziehen und wirklich Teil des Ganzen werden können. Schönheit geht ja häufig aus Hässlichem hervor, und diese Hymne haben wir aus einer ganz dunklen Ecke hervorgeholt. Sie ist für alle gemacht, die dieses Hollywood-Undead-Feeling rund um die Uhr und mit jeder Pore ihres Körpers leben und zelebrieren.” Das Album selbst beginnt mit den ungeschönten Worten von “Usual Suspects”, einem Lobgesang auf eine der Lieblingsbeschäftigungen der sechs Kalifornier. "Wir waren im Studio und haben uns mal wieder betrunken, was bei uns ja häufiger vorkommt", berichtet J-Dog und grinst dabei.
"Wir hatten uns diese riesigen “Big Gulp”-Becher voll Eis von 7/11 besorgt und sie mit Sekt und O-Saft gefüllt. Und irgendwann landeten wir dann auf dem Sunset Boulevard mit diesen Drinks, die bei uns “Mimosas” heißen, und alle um uns herum dachten wohl, wir würden einfach nur Saft trinken. Überhaupt glauben die Leute, dass wir inzwischen ganz anders ticken, aber ehrlich gesagt machen wir immer noch denselben Mist, den wir schon 2005 gemacht haben, als wir gerade mit der Band loslegten. Na ja, und dann haben wir also diesen Song über diesen Abend geschrieben." Und dann wäre da noch ein Song namens “Gravity”: Ein treibender Electro-Punk-Beat trifft auf einen überdimensionalen Refrain von Danny, der einem locker die Ohren anlegt.
J-Dog dazu: “Wir wollten einen richtigen Rock-Song schreiben, und wir dachten dabei an das Konzept der Schwerkraft. Diese Kraft, die einen runterzieht, die dich am Boden hält. Wir unterhielten uns dann darüber, was es bedeutet, in Erinnerungen an die Vergangenheit zu schwelgen und wie manche Leute einfach drauf hängenbleiben. Und um genau dieses Thema dreht sich der Song auch.” “Das alles ergab sich wie von selbst, wir waren vollkommen im Flow”, bestätigt Charlie Scene. "Keiner von uns wollte zu theoretisch an die Sache rangehen, und das ist einfach mal so ein Song, der genau das zum Ausdruck bringt, was uns vorschwebte für dieses Album." 
Und so steht der Albumtitel “Day of the Dead” in diesem Fall keinesfalls für eine Rückschau, sondern für einen Neuanfang – und zwar den von Hollywood Undead. Ihr Tag ist gekommen, ihr Moment. Es ist der “Day of the Dead”. “Mein Wunsch ist, dass dieses Album gewissermaßen alles abdeckt, was wir machen”, so Charlie Scene."Ich will, dass die Leute es hören, während sie Sport treiben. Die Leute sollen unsere Platten hören, wenn sie sich für die nächste Party warm machen. Sie alle sollen etwas spüren – ganz gleich, ob es nun Wut ist oder Aggression oder einfach nur den Wunsch, sich noch ein Bier aufzumachen und Party zu machen." “Wir haben wirklich alles in dieses Album hineingesteckt”, sagt Johnny 3 Tears abschließend. “Und natürlich spielt auch dieser Party-Faktor eine wichtige Rolle. Nur gibt”s dazu auch reale Anekdoten und wichtige Botschaften. Kurz gesagt: Wir haben wieder einmal unser Leben im Studio eingefangen."
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