Louis Armstrong | News | Auf Streife im Netz - Diplomat in Diensten des Jazz

Auf Streife im Netz – Diplomat in Diensten des Jazz

Auf Streife Im Netz: Louis Armstrong
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28.09.2023
“Amerikas Geheimwaffe ist eine Blue Note in einer Molltonart”, titelte die New York Times Mitte der 1950er Jahre, als das US-Außenministerium damit begann, prominente Jazzmusiker als kulturelle (und insgeheim natürlich auch politische und gesellschaftliche) Botschafter um die Welt zu schicken. Ziel war es, in den Ländern Osteuropas, des Nahen Ostens, Afrikas, Asiens und Lateinamerikas der sowjetischen Propaganda entgegenzuwirken und ein positives Bild der USA zu vermitteln. Und kaum ein anderer Jazzmusiker war dafür besser geeignet als der weltweit populäre Louis Armstrong. Auf  ab 1956 vom US-Außenministerium organisierten Tourneen durch Südamerika, Afrika, den Nahen Osten, Asien und Osteuropa erwarb er sich den Spitznamen “Ambassador Satch”.
Wie hoch er als “Jazzbotschafter” geschätzt wurde, zeigte sich auch 1965, als ihn die staatliche Deutsche Künstler-Agentur der DDR zu einer Gastspielreise in das Land hinter dem Eisernen Vorhang einlud.  In nur neun Tagen sollte Satchmo dort mit seinen All-Stars siebzehn restlos ausverkaufte Konzerte vor rund 45.000 begeisterten Fans geben. Als er am 19. März 1965 auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld ankam, wurde ihm ein großer Empfang bereitet. Noch am selben Tag gab der Trompeter und Sänger, der im Jahr zuvor mit “Hello, Dolly!” einen seiner größten Hits gelandet und die Beatles von der Spitze der US-Charts verdrängt hatte, in Ost-Berlin seine ersten beiden Konzerten.
An dieses historische Ereignis wird seit dem 16. September im Minsk Kunsthaus in Potsdam in der von der Museumsdirektorin Paola Malavassi und dem Jazzpianisten Jason Moran kuratierten Ausstellung “I’ve Seen The Wall” erinnert. Den Titel verdankt diese einem Satz, den Armstrong bei einer Pressekonferenz fallen ließ. Als er von einem westdeutschen Journalisten um einen Kommentar zur vier Jahre zuvor errichteten Berliner Mauer gebeten wurde, antwortete er ganz diplomatisch: “Ich habe die Mauer gesehen… aber ich mache mir keine Gedanken über die Mauer … Ich mache mir Gedanken über das Publikum, vor dem ich morgen Abend spielen werde!”
MDR Beitrag von 1965:

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