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Schweizer Regelwerk trifft auf brandenburgischen Holzfäller-Charme

Dieter Moor - Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht
07.09.2010
Dieter Moor zieht um – und tauscht Schweizer Pünktlichkeit gegen brandenburgischen Dorfcharme. Heraus kommen Liebeserklärung und Abenteuerroman zugleich.

So hat sich Dieter Moor die Ankunft in seinem neuen Zuhause nicht vorgestellt: Die Vormieter seines frisch erworbenen Bauernhofs sind immer noch nicht ausgezogen und die plötzlich hereinbrechende Regenflut lässt die Befürchtung eines schlechten Omens wachsen. Noch dazu verursacht der Anblick seines Blindkaufs einen traumatischen Schockzustand. Denn seine neue Unterkunft entspricht so gar nicht der auf den Fotos. Dabei klang der Name seines neuen Lebensorts doch so vielversprechend: Amerika. Der Schweizer Moderator und seine Frau Sonja landeten jedoch weder in der Metropole New York, noch im sonnigen Los Angeles, sondern in einem 200-Einwohner-Dörfchen in Brandenburg. Trotz allen verständnislosen Kopfschüttelns und zahlreichen Überredungsversuchen von ihren Freunden haben die beiden ihrem Schweizer Leben den Rücken gekehrt, um in Brandenburg mit einem eigenen Biobauernhof einen neuen Anfang zu wagen. Und der sorgt für allerhand Überraschungen.
Dieter Moor erzählt in Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht seine eigene Geschichte. Mit Witz, sprachlicher Raffinesse und viel Herzlichkeit stellt er die markant unterschiedlichen Lebenswelten seiner alten und neuen Heimat heraus. Schon bei einer einfachen Einladung zum Kaffee reagieren Schweizer und Amerikaner durchweg unterschiedlich. Das klingt dann so: „Nein, nein, nicht nötig, Frau Moor, machen Sie nur keine Umstände, wirklich nicht“, hätte er jetzt in der Schweiz sagen müssen. Worauf Sonja hätte sagen müssen, dass es überhaupt keine Umstände mache, worauf er sich hätte überreden lassen müssen, worauf sie hätte fragen müssen, ob er vielleicht lieber etwas anderes hätte, worauf er hätte sagen müssen, nein, Kaffee sei wirklich das Einzige, was er haben wolle, aber nur, wenn sie wirklich gerade sowieso einen gemacht hätte…“. Und was antworten die Amerikaner auf die Frage nach einer Tasse Kaffee? Die sagen einfach „Jo“.
Das scheinbar völlig durchreglementierte Leben in der Schweiz scheint nichts gemein zu haben mit nächtlich grölenden Fußballdörflern oder überraschenden Techno-Partys, mit denen sich Dieter Moor auf dem Lande nun plötzlich herumschlagen muss. Wenn also Schweizer Regelwerk auf brandenburgischen Holzfäller-Charme trifft, dann braucht es vor allem zwei Dinge: Humor und Toleranz. Dieter Moor muss den kleinen Schweizer in sich ganz schön zügeln, merkt aber doch, dass es manchmal einfach an der Zeit ist, alte Muster abzulegen.  Daher ist dies nicht nur eine Geschichte über die  – äußerst amüsanten – Eigenheiten eines Dorflebens, wo schon der Einkauf im kleinen Laden an der Ecke zur Herausforderung wird. Es ist auch ein Plädoyer für Offenheit, dafür, den eigenen Schatten mit ein wenig Anlauf zu überwinden, damit das Fremde nicht länger fremd ist und dort plötzlich Freunde sind, wo man sie nicht vermutet hätte.
Und was heißt das nun für Dieter Moor, seine Frau Sonja, die Hunde, das Pferd und den Esel? Es heißt, dass das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Wunder manchmal gar nicht tausende von Kilometern entfernt sein muss. Stattdessen ist es nur eine knappe Stunde weg von Berlin und wird – oh Wunder – die neue Heimat für einen Schweizer.

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