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Allegro ma non tanto

17.10.2003
Es ist wahr, daß ich als Kind beim Bamberger Domchor sang. Nicht wahr ist hingegen, daß ich das angeblich nur deshalb tat, weil es nach unseren öffentlichen Auftritten immer so leckeres Eis gab. Den Domchor leitete damals Prior Mettschnabel, den man trotz seines damals schon fortgeschrittenen Alters mit Fug und Recht als einen coolen Typen bezeichnen kann. Ich war noch im ersten Jahr des Oboe-Spielens, da forderte Prior Mettschnabel mich auf, den anderen Kindern etwas auf meinem Instrument vorzuspielen.
Das war eigentlich nichts Außergewöhnliches. Mir aber kam es ungeheuer wichtig vor, weil ich im Chor einer der Kleinsten war und mich vor den ganzen “Großen” zum ersten mal als angehender “Oboist” präsentierten wollte. Natürlich schien mir die von meinem Lehrer für diesen Auftritt vorgeschlagene Etüde nicht passend – weil nicht eindrucksvoll genug – und so wählte ich ein viel zu schweres Stück, mit dem ich – ohne Begleitung – wacker vor meinem Publikum antrat. Natürlich lief es nicht so gut wie erwartet. Im Gegenteil, ich verhaspelte mich furchtbar und mußte schließlich anfangen zu improvisieren, so Bach-ähnlich, wie es eben ein Elfjähriger vermag. Als ich fand, daß es genug sei, brach ich ab. Als Reaktion gab es jedoch nicht etwa Hohn und Gelächter, sondern freundliche Ermunterung. Allen voran Prior Mettschnabel fand so nette Worte, daß die junge Karriere hier nicht etwa beendet sondern begründet wurde.
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