All Time Low | Biografie

Biografie 2011

All Time Low – Album “Dirty Work” seit 22.07.2011
Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 haben sich All Time Low, vier Jungs aus einem Vorort von Baltimore, zu einer der größten Pop-Punkbands der Welt gemausert: Auch wenn ihre Songs zunächst nur von wenigen Radiosendern gespielt wurden, wuchs und wuchs ihre eingeschworene Fangemeinde mit jeder Veröffentlichung und, wichtiger noch, jedem Konzert – schließlich haben All Time Low von Anfang an unglaublich viel Energie in ihre Live-Aktivitäten investiert, so viel, dass sie in dieser Hinsicht selbst Veteranen wie Green Day in nichts nachstanden und -stehen. Mit der Veröffentlichung ihres vierten Albums, zugleich ihr erstes für Interscope, setzen sie dieser Tage noch einen drauf: „Dirty Work“ heißt der Longplayer, insgesamt 12 Tracks sind es, von astreinen Punkhymnen bis hin zu eingängigen Rocksongs und Mitsingnummern ist alles dabei; eine Mischung also, die man diesen Sommer aus diversen Autos und auf etlichen Hauspartys hören wird. Sänger und Gitarrist Alex Gaskarth weiß, wovon er spricht, wenn er singt: „I feel like dancin’ tonight – I’m gonna party like it’s my civil right!“ Denn: „Dirty Work“ macht Tanzen tatsächlich zum Bürgerrecht, zur Bürgerpflicht sogar, immerhin wurde die neue LP in den Staaten schon im Vorfeld als „Most Anticipated Music Of 2011“ (Coverstory von Alternative Praise) gehandelt…
„Das neue Album ist die ultimative Sommerplatte“, meint Schlagzeuger Rian Dawson. „Die Stücke sind echt laut, man muss die Scheiben einfach herunterkurbeln, wenn man sie im Auto hört. Überhaupt ist es ein richtiges Party-Album geworden.“
Für die Aufnahmen von „Dirty Work“ haben sich All Time Low – neben Gaskarth und Dawson auch Gitarrist Jack Barakat und Bassist Zack Merrick – mit ein paar der größten und einflussreichsten Produzenten der aktuellen Rocklandschaft zusammengetan, so waren sie z.B. mit Mike Green (Paramore, Boys Like Girls) und Butch Walker (Pink, Dashboard Confessional) im Studio. Das Ergebnis dieser Aufnahme-Sessions klingt noch ansteckender und souveräner als ihre vorangegangenen Alben, das beweisen allein Songs wie „Time-Bomb“ oder auch der Track „Guts“, bei dem Maja Ivarsson von den schwedischen Indie-Rockern The Sounds als Gastsängerin aushilft.
Die Schwedin ist nicht der einzige Albumgast: Es ist den Jungs von All Time Low obendrein gelungen, einen Mann ins Boot zu holen, der schon etwas länger im Geschäft und für seine Rock- und Pophymnen seit geraumer Zeit bekannt ist – Rivers Cuomo von Weezer nämlich: Gaskarth besuchte ihn im Süden Kaliforniens und schrieb gemeinsam mit Cuomo den Song „I Feel Like Dancin’“, zugleich die erste Singleauskopplung (VÖ: 20.05.). „Ich hab das einfach mal so in den Raum geworfen, dass wir mit ihm arbeiten wollten; das war einfach nur ein Schuss ins Blaue“, berichtet der 23-Jährige. „Aber er war sofort dabei und fand die Idee großartig. War echt eine grandiose Erfahrung, mit ihm zu arbeiten: Ich fuhr zu seinem Haus, wir setzten uns auf den Fußboden und unterhielten uns erst mal über unsere Lieblingsbands. Der Song selbst war auch nach nur einer Stunde im Kasten.“
Auch wenn das Album einfach nur ausgelassen klingt und gute Laune versprüht, haben All Time Low in den zwei Jahren, die sie an „Dirty Work“ gearbeitet haben, ganz schön schwitzen müssen, schließlich waren sie so gut wie nonstop auf Tour. Es gab folglich immer nur kurze Lücken in ihrem Tourneekalender, die ihnen für die Arbeit blieben, schließlich jagte hier ein Highlight das nächste: Nach der Warped Tour (2007) spielten sie zum Beispiel auch beim Bamboozle Festival 2010 und teilten sich sogar Festivalbühnen mit ihren Helden von blink−182. Ein Großteil der Aufnahmen fand schließlich mit Mike Green in Los Angeles statt, doch der Zeitmangel aufgrund der ganzen Gigs motivierte die Band sogar noch zusätzlich: „Wir wären am liebsten nonstop auf Tour. Fühlt sich jedes Mal mies an, wenn eine Tour vorbei ist“, meint Gaskarth. „Doch anstatt uns irgendwo in ein Studio einzusperren, bewegen wir uns so oder so lieber öfter mal von einem Ort zum nächsten. So ein Tapetenwechsel ist immer gut, und unsere Songs klingen dadurch auch abwechslungsreicher und lebendiger.“
Die musikalischen Einflüsse von All Time Low decken ein überraschend großes Feld ab; auf „Dirty Work“ machen sie einem immer wieder unmissverständlich klar, wie viel ihnen die großen Punk- und Rock-Klassiker der letzten Jahrzehnte bedeuten. Mit dem Song „Just The Way I’m Not“ verneigen sie sich beispielsweise vor den zeitlosen Stadionhymnen von Def Leppard – genau genommen haben sie in diesem Fall sogar den Original-Schlagzeugsound der Briten eingesetzt –, während Gaskarth auf einem Track wie „Do You Want Me (Dead)“ eher an die Tradition von The Clash anknüpft. „The Clash waren ein wichtiger Einfluss für mehrere der neuen Songs“, berichtet er. „Mich hat das nachhaltig beeindruckt, wie die einfach sämtliche Regeln gebrochen haben; dadurch wurde mir erst so richtig klar, wie sehr man seinen eigenen Sound doch immer wieder verändern und sich als Band neu erfinden kann. Man darf halt keine Angst haben und muss sich auch mal gehen lassen.“
Was die musikalischen Einflüsse und Gaskarths Gesang jedoch betrifft, gibt es noch eine Referenz, mit der wohl kaum einer gerechnet hätte: Ella Fitzgerald. An deren „It’s Only A Paper Moon“ nämlich knüpft er im Fall von „Under A Paper Moon“ an – und zeigt eindrucksvoll, wie gewaltig das musikalische Spektrum der Band inzwischen ist und wie viel er in den letzten Jahren als Sänger und Songschreiber dazugelernt hat. „Das ist und bleibt einer meiner absoluten Lieblingssongs“, so der Sänger. „Wir werden zwar immer als eine von denjenigen Bands wahrgenommen, die mit blink−182 aufgewachsen sind, aber mit dieser Nummer zeigen wir ein für alle Mal, dass bei uns noch mehr geht.“
Dabei sind sie natürlich auch mit blink−182 aufgewachsen – nur haben All Time Low seit ihrer Gründung und den anfänglichen blink-Coverversionen, die sie in irgendwelchen Highschool-Sporthallen von Baltimore präsentiert haben, wahnsinnig viel erreicht. Schon während ihrer Schulzeit veröffentlichten sie gleich zwei knallharte Ansagen: Die EP „The Three Words To Remember In Dealing With The End“ im Jahr 2004 und das Album „The Party Scene“ im Jahr darauf; ein Jahr später hatten sie auch schon bei dem Indie-Label Hopeless Records einen Vertrag unterzeichnet. Mit ihrem nächsten Album „So Wrong, It’s Right“ (2007) ging es dann so richtig los für sie, und mit dem dritten Longplayer „Nothing Personal“ stiegen sie dann auch gleich auf Platz #4 in die Billboard-Charts ein. Ihre Fans und so unterschiedliche Medien wie die Washington Post und Alternative Press waren sich nun auch einig, dass diese vier Jungs aus dem schmuddeligen Baltimore definitiv in die Top-Liga gehörten.
Trotz all der Erfolge sind All Time Low kein bisschen abgehoben. Die vier Jungs haben vielmehr alles dafür getan, ihre Egos im Zaum zu halten. Ein Beispiel: Unter ihren Roadies findet man auch heute noch Typen, die schon mit ihnen unterwegs waren, als sie noch in überschaubareren Clubs wie beispielsweise dem Recher Theater in ihrer Heimatstadt aufgetreten sind. „Natürlich hätten wir jetzt auch den Toningenieur engagieren können, mit dem Axl Rose sonst immer arbeitet, aber dann sitzt du hinterher im Tourbus und hast irgendeinen Fremden neben dir“, meint Dawson. „Wenn du jedoch mit deinen Freunden unterwegs bist, macht das alles nicht nur viel mehr Spaß, sondern es bewahrt einen zugleich davor, irgend so ein Idiot mit Rockstarallüren zu werden.“
Dabei genießen All Time Low ihre Backstage-Partys durchaus und haben schon ab und an Zeit für die eine oder andere durchzechte Nacht – wie beispielsweise vor kurzem in New Jersey, als sich ihr Tourbus schlagartig in eine waschechte Party-Location verwandelte: „Plötzlich waren all diese Leute da, die ich noch nie zuvor gesehen hatte“, erinnert sich Dawson und lacht. „Die Anlage war voll aufgedreht, irgendwie roch es verbrannt im Bus, aber genau so soll es doch auch sein! Nur deshalb ist es so grandios, Teil dieser Band zu sein. Wenn du mit deinen Jungs auf Tour bist, fühlt sich das Leben im Grunde genommen wie ein einziger Dauerurlaub an.“