Ana Moura | News | Göttliche Fadista auf Abwegen - Ana Moura erschließt dem Fado neue Horizonte

Göttliche Fadista auf Abwegen – Ana Moura erschließt dem Fado neue Horizonte

Ana Moura - 2016
17.03.2016
“Wenn man den Fado singen und weinen kann, dann kann man ihn auch tanzen”, behauptet Ana Moura in “Fado Dançado”, einem Stück ihres neuen Albums “Moura”. Wobei fraglich ist, ob Traditionalisten des Genres diesen “Fado Dançado”, der mit einem lebhaften afrikanischen Rhythmus unterlegt ist, überhaupt noch als Fado durchgehen lassen. Wie jeder Künstler, der mit den Konventionen eines Genres bricht, setzt sich Moura natürlich der Gefahr aus, hartnäckige Traditionsbewahrer zu vergrätzen.
Doch der sensationelle Erfolg ihres letzten Albums “Desfado” spricht eigentlich für sich. In Portugal befindet es sich seit mittlerweile 168 Wochen ununterbrochen in den Charts, wodurch es dort zum erfolgreichsten Album aller Zeiten wurde! Auf “Moura” setzt die Sängerin, die von der französischen Zeitung Le Figaro einmal “die göttliche Fadista” genannt wurde, nun den innovativen Weg fort, den sie auf “Desfado” zusammen mit ihrem US-amerikanischen Produzenten Larry Klein einschlug.
Auch diesmal arbeitete Ana Moura mit einer Reihe von Musikern, Komponisten und Textern zusammen, die sich außerhalb des engen Fado-Zirkels bewegen. Einige davon – wie Márcia Santos, Miguel Araújo, Pedro Abrunhosa und Pedro da Silva Martins (Deolinda) – kennt man bereits von “Desfado”. Völlig neue Gefährten sind hingegen Carlos Tê, der ansonsten mit portugiesischen Rockgrößen wie Rui Veloso und Jorge Palma arbeitet, Jorge Cruz von der Band Diabo Na Cruz, Edu Mundo, Sara Tavares und Kalaf von dem Kuduro-/Grime-/Breakbeat-Ensemble Buraka Som Sistema. Der angolanische Songwriter Toty Sa’Med vertonte für Ana Moura außerdem eigens ein paar Texte des ebenfalls angolanischen Schriftstellers José Eduardo Agualusa. Mit “Lilac Wine” nahm Moura zudem noch eine Nummer in ihr Repertoire auf, die einst durch jazzige Interpretationen von Eartha Kitt und Nina Simone weltbekannt wurde.
Klein stellte Moura erneut ein Team exzellenter Musiker zur Seite, darunter der Keyboarder Pete Kuzma (Jill Scott, Lizz Wright) und Schlagzeuger Vinnie Colaiuta (Frank Zappa, Sting). Zu ihnen gesellen sich noch zwei portugiesische Musiker, mit denen die Sängerin seit Jahren regelmäßig live auftritt: Ângelo Freire, der Portugiesische Gitarre spielt und auch zu den Begleitern von Mariza zählt, sowie Pedro Soares mit seiner klassischen Gitarre (die in Fado-Kreisen auch “viola de fado” genannt wird). In dem Stück “Eu entrego” ist Ana Moura außerdem in einem Duett mit Omara Portuondo zu hören, einer der Grandes Dames der kubanischen Musik.
Nicht immer sind die Neuerungen so ohrenfällig wie im eingangs erwähnten “Fado Dançado”. Manchmal sind es auch kleine Details, die große Wirkung erzielen. Die Portugiesische Gitarre etwa wurde diesmal wie eine E-Gitarre verstärkt. “Was mit der Gitarre auf diesem Album gemacht wurde, gefällt mir ungemein”, sagt Ana Moura. “Die Idee dazu hatten wir eigentlich schon bei der letzten Aufnahme, aber erst jetzt haben wir es in die Tat umgesetzt. Das ist vielleicht der größte Unterschied. Aber es gibt noch andere, wie etwa die Omnipräsenz der Hammond-Orgel, die vielen Themen einen quasi spirituellen Klang verleiht. Auch das Schlagzeug ist anders als auf dem anderen Album, akustischer, antiquierter, mit einem ungeschliffeneren Klang.”
Ana Moura Live:
21.05.16 – Dortmund, Konzerthaus
22.05.16 – Hamburg, Fabrik
24.05.16 – Frankfurt, Alte Oper (Women of the World Festival)
25.05.16 – CH-Genf, Theatre du Luman
26.05.16 – CH-Zürich, Volkshaus
28.05.16 – Berlin, Passionskirche
29.05.16 – A-Wien, Konzerthaus

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