Andreas Ottensamer | Biografie

Biografie

»Ottensamer dirigiert ohne Stab, mit Blickkontakt und exakter Körpersprache bezüglich Dynamik, Tempo und Ausdruck … Mit einem Lächeln im Gesicht und erkennbarer Spielfreude übertragen [die Damen und Herren des Mozarteumorchesters] seine beredten Gesten in anmutige Musik.«
Passauer Neue Presse, über Ottensamers Debüt beim Mozarteumorchester Salzburg bei der Mozartwoche 2025
 
Als virtuoser Solist, Kammermusiker und Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker hat sich Andreas Ottensamer längst einen Namen gemacht, nun steht er als ebenso begabter wie gefragter Dirigent auf dem Podium. Im Januar 2025 legte er nach 14 Jahren sein Amt in Berlin nieder, um sich künftig verstärkt dem Dirigieren zu widmen. Seiner Leidenschaft für das Klarinettenspiel und die Kammermusik bleibt er jedoch treu und begeistert weiterhin mit jener Ausdruckskraft, technischen Brillanz und dem unverwechselbaren Klangzauber, die ihm seit Langem höchste Anerkennung einbringen. Zudem ist Ottensamer gemeinsam mit dem Pianisten José Gallardo, mit dem ihn eine langjährige kammermusikalische Partnerschaft verbindet, Künstlerischer Leiter des Schweizer Bürgenstock Festivals. Zu seinen weiteren regelmäßigen Kammermusikpartnern zählen renommierte Künstler:innen wie Lisa Batiashvili, Gautier Capuçon, Sol Gabetta und Yuja Wang.
Im März 2013 wurde Andreas Ottensamer als erster Klarinettist überhaupt exklusiv bei Deutsche Grammophon unter Vertrag genommen. Sein Debütalbum für das Gelblabel, Portraits – The Clarinet Album, das drei Monate später erschien, präsentiert Konzerte von Cimarosa, Spohr und Copland, eingespielt mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin. Darüber hinaus sind Miniaturen von Gershwin, Debussy und Amy Beach zu hören. 2015 folgte Brahms – The Hungarian Connection, eine persönliche Auseinandersetzung mit Brahms’ Klarinettenquintett, eingebettet in Werke, die von ungarischer Volksmusik inspiriert sind. Für dieses Album wurde Ottensamer mit dem ECHO KLASSIK als »Instrumentalist des Jahres« ausgezeichnet.
Sein 2017 erschienenes Album New Era wartet auf mit Konzerten von Vater und Sohn Johann und Carl Stamitz, Danzis Concertino für Klarinette und Fagott (mit Albrecht Mayer) sowie zwei Bearbeitungen von Arien aus Mozarts Don Giovanni. Zudem interpretierte Ottensamer Khachaturians Trio für Violine, Klarinette und Klavier gemeinsam mit Nemanja Radulović für dessen im November 2018 erschienenes DG-Album Baïka.
Ottensamers nächstes Album, Blue Hour, erschien 2019 und vereint Bearbeitungen von Mendelssohns Liedern ohne Worte sowie Stücke für Klarinette und Klavier von Brahms, aufgenommen mit Yuja Wang. Hinzu kommt seine Lesart von Webers Klarinettenkonzert Nr. 1 in f-Moll, eingespielt mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Mariss Jansons. Für Blue Hour wurde Ottensamer mit dem OPUS KLASSIK als »Instrumentalist des Jahres« geehrt.
2022 tat sich Ottensamer mit Yuja Wang und dem Cellisten Gautier Capuçon zusammen. Gemeinsam veröffentlichte das Trio das Album Works by Sergei Rachmaninoff & Johannes Brahms, auf dem sie Brahms’ Klarinettentrio op. 114 und Cellosonate Nr. 1 op. 38 sowie Rachmaninows Cellosonate op. 19 darbieten.
Ottensamers aktuelles DG-Album Romanza, eingespielt mit José Gallardo, spannt einen weiten Bogen von Brahms, Debussy und Gershwin über Poulenc und Rachmaninow bis hin zu Rota und weiteren Komponisten. Einige Stücke wurden ursprünglich für Klarinette und Klavier komponiert, andere liegen in Bearbeitungen vor – mehrere davon hat Ottensamer selbst arrangiert. Romanza ist am 30. Mai 2025 digital erschienen.
Zu den aktuellen und kommenden Höhepunkten von Ottensamers Spielzeit 2024/25 zählen sein US-Dirigentendebüt mit der Naples Philharmonic in Florida; ein sommerliches Programm am Pult der Grazer Philharmoniker zum Saisonabschluss des Orchesters (20. Mai 2025); ein Recital mit José Gallardo im Amsterdamer Concertgebouw (23. Mai); ein Konzert beim Mozartfest Würzburg, bei dem er seinen Bruder Daniel Ottensamer in Spohrs Klarinettenkonzert Nr. 4 leitet (5. Juni); Kammermusikabende mit Gallardo und Freunden beim Bürgenstock Festival (6./7. Juni); Konzerte auf einer Japantournee als Dirigent des Kobe Philharmonic und Sendai Philharmonic (12./18./19. Juli); sowie Aufführungen von Humperdincks Hänsel und Gretel an der Liszt-Akademie in Budapest (24.–26. Juli)
Andreas Ottensamer wurde im April 1989 als Sohn einer angesehenen österreichisch-ungarischen Musikerfamilie in Wien geboren. Sein Vater Ernst war Soloklarinettist des Wiener Staatsopernorchesters und der Wiener Philharmoniker, und sein älterer Bruder Daniel ist jetzt Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker. Andreas erhielt zunächst Klavierunterricht, bevor er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Violoncello studierte. 2003 begann er ein Klarinettenstudium bei Johann Hindler, einem Mitglied der Wiener Phiharmoniker, und hörte bald darauf mit dem Cellospiel auf. Er machte solche Fortschritte, dass er schon zwei Jahre später mit seinem Vater und seinem Bruder ein Ensemble bildete: The Clarinotts.
Ottensamers Entschluss wurde durch Erfolge bei Wettbewerben und einen ersten Auftritt mit dem Wiener Staatsopernorchester im Alter von nur 16 Jahren belohnt. Nach Beendigung der Schule in Wien ging er als Student an die Harvard University, unterbrach sein Studium jedoch im Oktober 2009, um der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker beizutreten. Im Jahr darauf startete er seine Orchesterlaufbahn als Soloklarinettist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, und seit März 2011 hat er die gleiche Position bei den Berliner Philharmonikern inne.
Seine Dirigententätigkeit hat Ottensamer erst ein Jahrzehnt später aufgenommen. Und schon 2021 wurde er mit dem Neeme Järvi Prize der Gstaad Conducting Academy ausgezeichnet. Im Anschluss arbeitete er mit Riccardo Muti an Verdis Requiem (Ravenna, 2022) und Un ballo in maschera (Tokyo Spring Festival, 2023). 2024 assistierte er Sir Simon Rattle beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – unter anderem bei der Uraufführung von Thomas Adès’ Aquifer – sowie Christian Thielemann bei einer Produktion von Lohengrin an der Wiener Staatsoper. Die Liste der Orchester, die er bislang geleitet hat, wächst stetig und umfasst unter anderem das Sinfonieorchester Basel, Mozarteumorchester Salzburg, Münchener Kammerorchester, NHK Symphony Orchestra, Orchestre Métropolitain de Montréal, Seoul Philharmonic, die Sinfonietta Cracovia und das Tokyo Symphony Orchestra.
5/2025
Mehr von Andreas Ottensamer