Herrlich phrasiert, mit sonorer Tiefe und glasklaren Spitzentönen eroberte sich die russische Diva ihre neue Rolle, die sie bereits auf ihrem
Album VERDI sowie der
DVD “Live from the Red Square” vielversprechend avisiert hatte. Ebenbürtig ihr zur Seite Landsfrau Marina Prudenskaja, die der Figur der Azucena kraftvolle und glutvoll-dramatische Momente in der Charakterzeichnung verlieh. Die beiden Rivalen um die Bühnen-Gunst der Netrebko, Gaston Rivero und
Plácido Domingo, konnten am gestrigen Premierenabend nur bedingt mithalten und mussten den beiden Damen klar den Vortritt lassen. Die Regie von Philipp Stoelzl, eine Übernahme seiner Wiener Produktion, stiess bereits in Wien auf ein gespaltenes Echo. Dennoch bleibt sein Ansatz, die Geschichte im Stil eines quasi historischen Comic zu erzählen, ein interessanter, moderner und bis auf ein Moment eklatanter Unlogik und völlig unnötiger “Verbesserung” der Vorlage ein sehenswerter und zeitgemäßer Versuch, dieses wegen seines kruden Inhaltes viel geschmähte Werk für die heutige Bühne und ein heutiges Publikum zu retten. Kurze aber heftige Ovationen für Netrebko und Prudenskja, ansonsten eher verhaltener Applaus für diese Produktion.