Selbst gemalte Kinderbilder an den Wänden und ein lautstark-artiges Kinder-„Guten Morgen Frau Mutter“ – so begann am Freitag (9.3.2012) das erste Meister-Klassenzimmer im Festspielhaus Baden-Baden. Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter war auf Einladung des größten deutschen Opernhauses und der Werner-Egerland-Stiftung gekommen, um vor ihrem großen Recital am Abend klassische Musik in die Welt von Dritt- und Viertklässlern zu bringen.
Zum Auftakt begleiteten sie Baden-Badener Kinder mit ersten Instrumentalerfahrungen im ersten Satz des „Frühlings“ aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und spielten ob der Nähe ihres großen Idols mit großer Spannung und einem breiten Lächeln auf den Lippen. Anne-Sophie Mutter unterstützte ihr neues Begleitensemble, dirigierte und erklärte besondere Stellen des Vivaldi-Werkes.
Wie eine Geige „bibbert“ oder den sengenden Sonnenstrahl darstellen kann – all das lernten die Grundschüler von einer der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Zeit aus nächster Nähe. Besonderen Spaß bereite ihr, das Sommergewitter akustisch umzusetzen. Und so ließ sie es im Orchesterprobenraum regnen, Insekten schwirren und den Kuckuck rufen.
Viel länger als geplant nahm sich die Geigerin anschließend Zeit, um die teils vorbereiteten, teils spontanen Fragen der Schüler zu beantworten und ihnen persönliche Widmungen auf Bilder und Programmhefte zu schreiben.
Nun wissen die jungen Fans, dass Anne-Sophie Mutter ungefähr 15 Abendkleider besitzt, die teils in speziellen Reinigungen in Frankreich gesäubert werden und dass sie ihre allererste Geige noch immer wie einen Freund behandelt und wie einen Augapfel hütet. Die Frage, ob sie noch Träume habe, beantwortete die Geigerin mit einem sehnsüchtigen Lächeln. Eine Safari in Afrika sowie eine Reise in die peruanische Ruinenstadt Machu Picchu stehen auf ihrer Wunschliste ganz oben.
Wichtig war es der Künstlerin, die Kinder zu ermutigen, Musik als Insel in ihr Leben zu integrieren und sie selber zum Musizieren zu motivieren. „Es ist nicht so wichtig, beim Üben etwas stupide zu wiederholen, sondern lieber weniger Musik konzentriert zu erarbeiten“. Und dass man auf sein Herz hören soll, wenn man ein Musikinstrument sucht, oder den Unterricht wieder aufnimmt – das war Anne-Sophie Mutter wichtig, den Kindern mit auf den Weg zu geben.
Die Grundschüler wollten aber auch wissen, wie ein Bühnenstar seine Freizeit verbringt und lernten dabei, dass Anne-Sophie Mutter gern mit ihren beiden Zwergdackeln Bonnie&Clyde herumtollt, ins Kino geht oder ihren Sohn zu Tennis-Turnieren begleitet.
Was den Kindern im Meister-Klassenzimmer in Erinnerung blieb? „Die hat so toll gespielt und dabei gelächelt“, war der verzauberten Salome aus dem badischen Oberachern zu entlocken.
Das Meister-Klassenzimmer wird in den kommenden Monaten wieder geöffnet. Das Festspielhaus lädt dazu immer andere Schulen aus Baden-Württemberg gezielt ein.
Text: Festspielhaus Baden-Baden