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Christoph Eschenbach

Die Klassiker des Klavierunterrichts – “Piano Lessons” mit Christoph Eschenbach

Christoph Eschenbach
© Manu Teobald
28.01.2021
Was sind das nur für Tage, Wochen, Monate! Wir werden uns später an sie erinnern, als an eine Zeit, in der viel Empathie, Begeisterungsfähigkeit, Trost und Mut nötig war, auch und besonders für die Kinder. Gerade sie haben es schwer, angesichts all dessen, was ihnen momentan nicht möglich ist: gemeinsam zu lernen, zu spielen oder, wie es vielfach der Fall ist, gemeinsam zu singen oder zu musizieren. Immerhin bietet diese Zeit Gelegenheit, sich ausführlicher als sonst jenem Instrument zuzuwenden, das in so manchem Wohnzimmer vorhanden ist und mit dem man sich ja sowieso schon immer mal beschäftigen wollte.
Anregung und Ermunterung dazu kommt jetzt von einem, dessen Name als Pianist und Dirigent weltweit gerühmt wird: Christoph Eschenbach.  Bereits 1965 hatte er sich im Nachkriegsdeutschland als bedeutendster Konzertpianist etabliert. Mit einer ersten Aufnahme für die Deutsche Grammophon im Jahr 1955 begann eine über fünf Jahrzehnte währende Aufnahmetätigkeit als Pianist und Dirigent, die von begeisterten Kritikern begleitet und mit renommierten Auszeichnungen bedacht wurde, darunter 2014 mit einem GRAMMY.

Einblicke in die “musikalische Kinderstube”.

Mit seinen “Piano Lessons” gewährt uns Eschenbach nun einen unterhaltsamen wie lehrreichen Einblick in seine sprichwörtliche “musikalische Kinderstube”. Wer wüsste zum Beispiel sonst um die Verdienste des 1803 in Mainz geborenen Komponisten Ferdinand Beyer um die musikalische Bildung der jungen Generation seiner Zeit? In dem jährlich erscheinenden “Musikalisch-literarischem Monatsbericht” des Verlegers Adolph Hofmeisters wird für das Jahr 1851 unter der Rubrik “Lehrbücher für das Pianoforte” u.a. auch die erste Ausgabe der “Vorschule im Klavierspiel für Schüler des zartesten Alters”, enthält 106 zweihändige, dreihändige und vierhändige Übungsstücke, Vorübungen, Fingerübungen und Anfangsgründe der Musik " op. 101 im Mainzer Musikverlag Schott angezeigt. “Vorliegendes Werkchen hat den Zweck, den angehenden Clavierspieler auf die möglich leichteste Weise in die schöne Kunst des Clavierspieles einzuführen”, schrieb Beyer selbst in seinem Vorwort dazu. Zwar ist inzwischen an solchen Lehrwerken kein Mangel, gleichwohl findet gerade dieses bis heute Anwendung und Christoph Eschenbach demonstriert, warum. Von den einfachsten Fingerübungen bis hin zu kleinen zweihändigen Stücken, ergänzt von Mozarts Menuett in F, K. 2 und dem “Fröhlichen Landmann” aus Schumanns “Album für die Jugend” – Eschenbach demonstriert nicht, wie man so etwas spielt – er musiziert. Eine Besonderheit, die für die ganze Box gilt: sie folgt nicht nur einem durchaus pädagogischen Konzept, sondern erfüllt zugleich den Anspruch des Musizierens auf hohem Niveau.

Ein “Schulwerk” im besten Sinne des Wortes

Auswahl und Anordnung des auf 16 CDs verteilten Repertoires durch Christoph Eschenbach ergeben eine Art “Schulwerk” im besten Sinne des Wortes. Das zunächst interessierte und begabte Kind wie auch den werdenden jungen Pianisten langsam an die Materie heranzuführen, praktisch, hörbar, inspirierend, ermunternd – was Ferdinand Beyer im Vorwort seiner Klavierschule schrieb, mag man getrost auch für diese Box gelten lassen, die “selbst musikalischen Eltern als Leitfaden dienen kann, das Kind vom zartesten Alter an für den Unterricht des Lehrers vorzubereiten”.
Und Eschenbach spannt einen weiten musikalischen und zugleich musikpädagogischen Bogen: Da wären etwa die 15 zweistimmigen Inventionen (BWV 772–786) und die 15 dreistimmigen Sinfonien (BWV 787–801), die Johann Sebastian Bach als Übungsstückchen im 1720 begonnen Klavierbüchlein für seinen Sohn Friedemann notierte. Albert Schweitzer schrieb in seiner berühmten Bach-Biografie über sie: “Wer diese Stücke vollends unter einem tüchtigen Lehrer […] durchgegangen hat, trägt von da an die Maßstäbe der wahren Tonkunst in sich”.
Carl Czerny gilt bis heute als einer der bedeutendsten Klavierpädagogen des 19. Jahrhunderts. Seine 30 Études de mécanisme Op. 849 und die “Schule der Geläufigkeit” Op. 299 dürften wohl auf den Klavierpulten aller großer Pianisten, von Anton Rubinstein über Geza Anders und Wilhelm Kempff bis zu Krystian Zimerman oder Murray Perahia gelegen haben. Christoph Eschenbach hat sie nicht nur “durchexerziert”, sondern sie, ebenso wie Friedrich Burgmüllers 25 Étüdes facile e progressives” Op. 100, in den Kanon jener Lehrwerke aufgenommen, deren Einspielung durch Eschenbach Eingang in diese Box fand, ebenso wie die Sonatinen von Muzio Clementi, Ladislav Dussek, Anton Diabelli oder Friedrich Kuhlau. Diese mögen, wie auch die leichteren Klaviersonaten von Haydn, Mozart und Beethoven dem Fortgeschritten durchaus schon Anregung und Ansporn sein. Die kleinen herrlichen Melodien für Klavier, Mendelssohns Lieder ohne Worte”, beschließen endlich diesen Reigen an Miniaturen und Meisterwerken, der Klavierschülern oder späteren –studenten bekannt vorkommen dürften. Und wo nicht, lohnt es sich allemal, sie im Sinne des Wortes “praktisch” kennenzulernen.
Die meisten Aufnahmen dieser Box werden übrigens zum ersten Mal international veröffentlicht. Parallel zur physischen Box werden die einzelnen Alben auch digital veröffentlicht. Dabei arbeitet Deutsche Grammophon für dieses Projekt eng mit der Tomplay Sheet Music App, eine der beliebtesten Apps, um Klavier zu lernen, zusammen. So wird das gesamte Repertoire des “Piano Lessons” Box Sets in der Tomplay Sheet Music App verfügbar sein.

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